Sarkastisch können wir nun einfach annehmen, dass die Erde ohne Menschen am besten geschützt werde. Mehr Nachhaltigkeit gibt es nicht. Wahrscheinlicher ist es aber, dass sich die rund 8 Milliarden Menschen nicht darauf einigen könnten. Doch wenn wir auf unserer Erde weiterhin leben möchten, brauchen wir auch beim Reisen einen Konsens, meint luckx – das magazin.
Klimawandel
Die Diskussion, ob es einen Klimawandel gibt und wie wir damit umgehen müssten, ist meist ideologisch getrieben. Auch die Auswahl der wissenschaftlichen Ergebnisse hat viel mit Ideologie zu tun. Das fängt mit der Energieversorgung an, hat mit der Wärmeversorgung in den Wohnungen zu Jahresbeginn einen Höhepunkt in Deutschland erreicht und wird weitergeführt mit dem Reiseverhalten. Das durch die Ideologie Einzelner ganze Geschäftszweige in Misskredit geraten, wurde durch deren persönlichen Verhalten konterkariert. Morgens noch auf der Straße festgeklebt und abends mit dem Flieger in die Karibik unterwegs. Okay, das ist gute und passable Ironie. Doch zeigen Einzelbeispiele, wo Verständnis- und Handlungsbedarf besteht. Das lässt sich beliebig oft fortsetzen. Dabei wird leider immer übersehen, dass viele touristische Destinationen schon erhebliche Anstrengungen unternommen haben, um im Rahmen ihrer (meist finanziellen) Möglichkeiten Veränderungen bewirkt haben. Und unser Leben ist von sozialen und politischen Kompromissen bestimmt und durch technische Möglichkeiten eingeschränkt. Das beste Beispiel ist immer wieder die Einführung der Elektromobilität. Allein in Europa müssen 360 Millionen Kraftfahrzeuge ersetzt werden. Bei möglichen Produktionskapazitäten von 15 Millionen pro Jahr werden wir über 20 Jahre zum Auswechseln des Bestands benötigen. Darüber hinaus wird es nicht gelingen, die Elektrizitätsversorgung bis zum Ende dem von der EU beschlossenen Verbrenneraus ausreichend umzusetzen. Nur dies eine Beispiel zeigt, warum weiterhin nach weiteren Technologien gesucht und Kompromisse gefunden werden müssen.
Reiseverhalten
Die Deutschen halten nachhaltiges Reisen für wichtig. Das zeigt eine aktuelle Studie von Booking.com. Doch bei der Planung oder Buchung von Reisen sieht es dann etwas anders aus. Mehr als 31.000 Reisende aus 34 Ländern und Gebieten wurden befragt. Untersucht wurden aktuelle Einstellungen, Prioritäten und Einflüsse der Befragten in Bezug auf nachhaltiges Reisen. Die jährlich durchgeführte Umfrage zeigt ein anhaltendes Bestreben und Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit – acht von zehn (80 %) der deutschen Reisenden bestätigen, dass nachhaltiges Reisen für sie wichtig ist. Doch neue Erkenntnisse offenbaren, dass weltweit ein Gefühl der Ermüdung auftreten könnte, da Reisende beim Treffen von nachhaltigeren Entscheidungen ständigen Herausforderungen begegnen. Mehr als die Hälfte (59 %) der deutschen Befragten halten nachhaltigeres Reisen zwar für wichtig, es ist für sie aber bei der Planung oder Buchung von Reisen nicht das Hauptkriterium. Rund ein Drittel (34 %) der Deutschen berichten sogar, dass sie es leid sind, ständig vom Klimawandel zu hören. Vor diesem Hintergrund ist es wichtiger denn je, gemeinsam aktiv zu werden, damit Fortschritte auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Reisebranche eine Priorität bleiben.
Positive Absichten
60 % der deutschen Reisenden geben an, in den nächsten zwölf Monaten nachhaltiger reisen zu wollen. Das kann darin begründet sein, dass die Befragten der Meinung sind, dass sie damit das Richtige tun (36 %), oder weil Schuldgefühle auftreten, wenn Reisende eine weniger nachhaltige Entscheidung treffen (38 %). Ein Gefühl der Desillusionierung in Bezug auf nachhaltigere Reiseentscheidungen könnte diesen Absichten jedoch entgegenwirken. Die Studie untersucht in diesem Jahr erstmals neue Bereiche. Die Umfrage zeigt, dass einige Reisende nicht erkennen, wie wichtig es ist, sich ihrer Auswirkungen stärker bewusst zu sein: Mehr als ein Viertel (27 %) der deutschen Befragten ist der Meinung, dass die bereits bestehenden Schäden unumkehrbar sind und dass ihre Reiseentscheidungen daran nichts ändern werden. Tatsächlich glauben ebenfalls 27 % der deutschen Befragten nicht, dass der Klimawandel so schwerwiegend ist, wie er dargestellt wird – eine Zurückweisung des Problems, das durchaus Auswirkungen auf Reisepläne haben kann. Außerdem sind manche der Ansicht, dass ihre Reisezeit zu kostbar ist, um Nachhaltigkeit als erstes Anliegen bei Entscheidungen zu setzen (28 %). Mitzubekommen, dass Nachhaltigkeit nicht umgesetzt wird, trägt auch zum Gefühl der Machtlosigkeit bei: Mehr als ein Viertel (27 %) der Reisenden empfindet es sinnlos, sich an einem Reiseziel nachhaltiger zu verhalten, das selbst keine Nachhaltigkeitsmaßnahmen umsetzt.
Verantwortung
Die Rolle, die Reisende bei der Bewältigung negativer Auswirkungen von Reisen einnehmen können, unterstreicht auch ihre Erwartungen in Bezug auf eine potenzielle Zusammenarbeit. 58 % der deutschen Reisenden geben an, dass sie die Orte, die sie besuchen, besser hinterlassen möchten, als sie sie vorgefunden haben (gestiegen von 51 % im letzten Jahr). Die diesjährigen neuen Fragen ergaben, dass 45 % bei sich selbst das Potenzial sehen, etwas gegen die gesellschaftlichen Auswirkungen von Reisen zu unternehmen. Andererseits glauben 36 %, dass Regierungen das größte Potenzial haben, den wirtschaftlichen Auswirkungen entgegenzuwirken, und 43 % sind der Meinung, dass Reisedienstleister dazu in der Lage sind, bei Faktoren aktiv zu werden, die sich auf den Umweltschutz auswirken. Darüber hinaus glaubt fast ein Viertel der deutschen Reisenden (24 %), dass Regierungen dafür verantwortlich sind, über die Auswirkungen von Reisen und Tourismus aufzuklären. Die Verantwortung bezieht sich auch darauf, wie Reisende dabei unterstützt werden, ihre Absichten umzusetzen. Eine als nachhaltiger ausgewiesene Unterkunft ist für fast die Hälfte der Reisenden attraktiver (42 %). Die Einheitlichkeit von Zertifizierungsstandards ist bei der Identifizierung dieser Optionen entscheidend: 64 % geben an, dass alle Reisebuchungsseiten dieselben Nachhaltigkeitszertifizierungen oder -kennzeichnungen verwenden sollten. Allerdings ist die Zahl der Reisenden, die mehr darüber erfahren möchten, warum eine Unterkunft so gekennzeichnet wird, im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozentpunkte gesunken (45 % in diesem Jahr versus 61 % in 2023). Das deutet darauf hin, dass es eine direkte, klare Kommunikation geben sollte, die unabhängig von Prioritäten die Entscheidungsfindung erleichtert.
Lichtblicke
Trotz der sich abzeichnenden Frustrationen finden Reisende, die achtsamere Entscheidungen treffen, auch, dass nachhaltigere Reiseerlebnisse ihnen tatsächlich einen Mehrwert bringen. Neue Themenbereiche im diesjährigen Bericht ergaben, dass fast die Hälfte (49 %) der deutschen Reisenden die beste Version von sich selbst sind, wenn sie nachhaltig reisen, und dass sie diese positive Einstellung mit nach Hause nehmen. 50 % lassen sich von nachhaltigen Maßnahmen unterwegs dazu inspirieren, auch im Alltag nachhaltiger zu agieren. Von denjenigen, die auf ihren Reisen nachhaltiges Verhalten an den Tag legten, empfanden dies 91 %, die an Touren oder Aktivitäten teilnahmen, um authentische, lokale und kulturelle Erfahrungen zu machen, als Bereicherung; ebenso bereichernd empfanden dies 89 %, die in kleinen, unabhängigen Geschäften einkauften und 86 %, die ihre Reisen so planten, dass sie sich zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegen konnten.