Die Sensibilität für den Schutz unserer Umwelt ist in der bundesdeutschen Bevölkerung vorhanden. Doch leider gelingt es der aktuellen Bundesregierung nicht, die erforderlichen Maßnahmen umzusetzen. Unsägliche Diskussionen über das „wie“ sorgt für Unruhe bei den Menschen. Wie der aktuelle Stand auf dem Weg zum Erreichen der Klimaziele ist, hat luckx – das magazin recherchiert.
Aktuelle Prognose
Es gibt eigentlich immer etwas zum Meckern. Mal geht es zu schnell, dann wieder zu langsam. Eigentlich lässt es sich niemand/allen recht machen. Das ist auch nicht erforderlich, so lang die große Linie stimmt. Wichtig dabei ist, den betroffenen Menschen gegenüber immer offen und ehrlich zu kommunizieren. Hier scheint noch viel Luft nach oben bei den politischen Mandatsträgern zu sein. Die aktuelle Prognose des Umweltbundesamtes (UBA) zeigt, dass Deutschland sein nationales Klimaziel bis 2030 erreichen kann. Dem UBA zufolge hat die Bundesrepublik im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt rund 10 % weniger Treibhausgase (THG) emittiert. Dies sei der stärkste Rückgang seit 1990, konstatiert die Behörde. Allerdings gebe es besonders im Verkehrssektor und im Gebäudebereich noch deutlich Nachholbedarf. Bis 2030 soll der THG-Ausstoß gegenüber dem Basisjahr 1990 um mindestens 65 % sinken. Das Deutsche Energieberater-Netzwerk DEN e.V. hat diese Prognose nur mit Vorbehalten zur Kenntnis genommen.„So erfreulich diese Zahlen sind, können wir mit ihnen strukturell nicht ganz zufrieden sein“, kommentiert der Vorsitzende des DEN, Dipl.-Ing. Hermann Dannecker. „Bei differenzierter Betrachtung fällt auf, dass ein großer Teil der THG-Einsparungen auf besonders milde Witterung im Winter, sparsameres Verbraucherverhalten durch gestiegene Energiepreise und gesunkene Kohleverstromung zurückzuführen ist. Diese Faktoren sind allerdings nicht unbedingt von Dauer,“ meint der Verband.
Emissionsminderung
Die Emissionsminderung im Jahr 2023 im Gebäudesektor in Höhe von 8,3 Mio. to CO2-Äquivalenten oder 7,5 % ist laut UBA auf milde Wintermonate und höhere Verbraucherpreise zurückzuführen. Dannecker: „Als Energieberater müssen wir leider feststellen, dass der Gebäudebereich seine Hausaufgaben noch nicht gemacht hat und immer noch deutlich mehr Treibhausgas ausstößt als erlaubt. Selbst wenn sich der Zubau von Wärmepumpen im vergangenen Jahr positiv auf die Emissionsentwicklung ausgewirkt hat, so beobachten wir aktuell gerade in diesem Bereich ein neuerliches Zögern der Bauherren. Dies nicht zuletzt wegen des Hin und Her auf Seiten der Politik.“ Der Verband warnt davor, aus solchen Gründen nichts zu tun. „Mit energetischen Sanierungen der Gebäudehülle und der Haustechnik abzuwarten, wäre ein schlechter Rat. Es ist schon jetzt abzusehen, dass sich nicht zuletzt durch die CO2-Bepreisung fossile Brennstoffe spürbar verteuern werden.“ Aus seiner praktischen Erfahrung weiß der Ingenieur, dass viele Immobilienbesitzer nach wie vor motiviert sind, ihre Häuser zu sanieren. „Oftmals zögern sie jedoch mit Investitionen, weil das politische Umfeld noch zu viele Unsicherheiten birgt. Sie wünschen sich Planungssicherheit. Hier liegt noch ein großes Potential brach, welches man unbedingt nutzen sollte. So würde man die klimatechnisch positive Tendenz auch bei den Bestandsgebäuden verstetigen.“
Akzeptanz
Der DEN-Vorsitzende betont, dass energetische Sanierungen und mehr Energieeffizienz im Gebäudebereich nur mit einer breiten Akzeptanz der politischen Beschlüsse durch die Bauherren möglich sein werden: „Wir sollten den Schwung dieser guten Nachrichten aus dem Umweltbundesamt nutzen. Wenn wir aber nicht entschlossen dafür sorgen, dass ein Sanierungsziel von 3% des Bestandes pro Jahr erreicht wird, fürchte ich, dass diese guten Nachrichten leider Eintagsfliegen bleiben.“
Doch aufgepasst: Den Willen und den Mut der Bauherren und -Damen sollte nicht überstrapaziert werden. Sicherlich lässt sich immer wieder mehr Engagement fordern und noch mehr Förder-Milliarden in den Ausbau von nachhaltig erzeugter Energie pumpen. Doch bewusst werden sollte jedem, dass der Umstieg auf nachhaltig erzeugter Energie rund 20 Jahre beansprucht. Und jetzt kommt wieder: hätte, hätte, die früheren Regierungen mehr Engagement gezeigt, wären wir heute weiter. Doch klug reden kann jeder. Deshalb sollten sich die politischen Mandatsträger ihrer Verantwortung bewusst sein und alles dafür unternehmen, dass wir nicht nur auf dem Fußballplatz ein Sommermärchen haben. Mit „es war einmal“ ist es nicht getan. Nur mit „machen“ kommen wir weiter.