Neuer Vertrag – neues Handy. So geht das Spiel schon seit vielen Jahren. Und was ist mit dem Alten? Es wandert in die Schublade zu den anderen Alten. Oder es ist kaputt und fliegt in die Mülltonne. Doch es geht auch anders, wie luckx – das magazin recherchierte.
Defektes Smartphone
Fast jeder dritte Deutsche hatte in den vergangenen Jahren ein defektes Mobiltelefon. Doch anstatt es reparieren zu lassen, landete es im Schrott. Bei einer Befragung kam heraus, dass zwei von drei (68 Prozent) Befragten keine Reparatur durchführten: 31 Prozent haben das Handy nicht repariert, weil es nach Ansicht der Befragten nicht mehr zu retten war. 30 Prozent haben wegen der hohen Kosten auf eine Reparatur verzichtet und 7 Prozent sind gar nicht erst auf die Idee gekommen, ihr Handy reparieren zu lassen. „Die Reparatur von Smartphones ist eher die Ausnahme als die Regel, obwohl dies die deutlich nachhaltigere Variante wäre“, sagt Juliane Petrich, Referentin für Politik und Nachhaltigkeit beim TÜV-Verband. „Verbraucher sind sich unsicher über die Kosten, die Reparierbarkeit und die Verfügbarkeit von Reparaturdiensten. Das neue ‚Recht auf Reparatur‘ der EU ist daher ein wichtiger Schritt hin zu einer nachhaltigeren Konsumgesellschaft.“
So haben 15 Prozent der Befragten mit einem Handy-Defekt das Gerät in einem Fachgeschäft reparieren lassen. Jeder Zehnte hat die Reparatur vom oder über den Hersteller durchführen lassen (10 Prozent). 7 Prozent haben das Handy in Eigenregie repariert. Ob eine Reparatur überhaupt möglich ist, ist vielen Verbrauchern überhaupt nicht bekannt. Häufig bieten die Hersteller Reparaturen nur in eigenen Vertragswerkstätten an. Wichtige Bauteile sind oft schwer zugänglich und nur umständlich auszutauschen. Laut dem Recht auf Reparatur sollen nicht nur autorisierte Händler-Werkstätten reparieren dürfen, sondern auch freie Werkstätten diese Möglichkeit haben.
Umweltbelastungen
Laut der Umfrage wechseln 16 Prozent der Verbraucher ihr Smartphone bereits nach zwei Jahren aus. Der größte Teil tauscht das Gerät nach drei bis vier Jahren (35 Prozent). Immerhin 24 Prozent nutzen ihr Smartphone fünf Jahre oder länger und ebenfalls 24 Prozent behalten es, bis es unbrauchbar wird. Wenigen ist bekannt, dass ein häufiger Wechsel der Smartphone die Umwelt belastet. Denn zur Herstellung wird viel Energie und seltene Erden und weitere Rohstoffe benötigt. Diese sind größtenteils nicht erneuerbar und werden oft unter Einsatz schädlicher Chemikalien abgebaut. Während jüngere Verbraucher ihre Smartphones häufiger wechseln, nutzen ältere sie signifikant länger. So behalten nur 17 Prozent der 16- bis 39-Jährigen ihr Smartphone, bis es unbrauchbar wird, während dies bei den 50- bis 75-Jährigen durchschnittlich 32 Prozent tun.
Ökodesign-Verordnung
Für Smartphones hat die EU eine Ökodesign-Verordnung eingeführt. Ab Mitte 2025 gelten strengere Anforderungen an die Reparierbarkeit, den Energieverbrauch und vor allem die Langlebigkeit von Smartphones und Tablets. Deshalb sind Produkte dann so zu gestalten, dass Komponenten einfach ausgetauscht werden können; Reparaturanleitungen sind für sieben Jahre bereitzustellen; Software-Updates für mindestens fünf Jahre zur Verfügung zu stellen; es ist sicherzustellen, dass Software-Updates die Hardware nicht beeinträchtigen. Außerdem sind Ersatzteile wie Akkus und Displays für mindestens sieben Jahre vorzuhalten.
Die neuen Anforderungen sollen Smartphones langlebiger machen und damit wertvolle Ressourcen sparen, die Umwelt entlasten und den Geldbeutel der Verbraucher schonen. Neben den ehrgeizigen Anforderungen ist eine effektive Umsetzung entscheidend. Klare und unabhängige Kennzeichnungen müssen Verbraucher informieren, welche Produkte kreislauffähig sind. Die Etablierung eines Prüfzeichens („Ready to Repair“) könnte den Verbrauchern Kaufentscheidungen im Sinne der Nachhaltigkeit zusätzlich erleichtern. Mit einem Prüfzeichen versehene Produkte zeigen, dass die Hersteller die Vorgaben einhalten und das von unabhängigen Stellen überprüft wurde.
Grundlage der Angaben ist eine repräsentative bundesweite Befragung des Marktforschungsunternehmens Ipsos GmbH im Auftrag des TÜV-Verbands. Für die Studie wurden 1.000 Personen ab 16 Jahren im August 2023 befragt.