Auch wenn viele von uns es unerträglich finden, wenn Schnee, Regen und Nebel die kalte Jahreszeit beherrschen, so ist dies gerade ein riesiger sozialer Vorteil. Wir Mitteleuropäer sind dadurch mit Wasser gut versorgt. Was Wassermangel bedeutet, konnten wir in den letzten beiden Sommer gut erfahren: in der Landwirtschaft fiel bei einigen Produkten die Ernte niedriger aus. Nun soll den Bauern geholfen werden. Wie, so konnte auf der BIOFACH, der Weltleitmesse für biologische Produkte, noch nicht in Erfahrung gebracht werden. Die Marktteilnehmer und Politik wissen wohl noch nicht, wie es funktionieren soll. Doch eines scheint gewiss zu sein: der Nitrateintrag in den Boden muss reduziert werden. Das ist eine Forderung der Europäischen Gemeinschaft. Warum ist das für unser Wasser so wichtig?
Weniger Gülle
Durch das von uns Menschen produzierte Abwasser werden die Flüsse, Seen und Meere stark belastet. Obwohl Kläranlagen das Abwasser reinigen sollen. Nur in wenigen Fällen lassen sich zum Beispiel Nitrat und Medikamente herausfiltern. Der Rest „geht ins Meer“. Aber auch die Landwirtschaft belastet durch den Bodeneintrag von Gülle und Dünger die Böden. Durch Regen werden sowohl Dünger als auch Nitrat aus der Gülle in das Grundwasser gespült. Daraus wird dann wieder Trinkwasser zur Versorgung gewonnen. Wie nun dieses Problem gelöst werden kann, gibt es, wie immer im Leben, verschiedene Lösungsansätze. Weniger Dünger, weniger Gülle und damit weniger Tierhaltung, sagen die einen; andere erwarten technische Lösungen. Wie es dann schlussendlich funktionieren wird, bleibt leider abzuwarten. Bis dahin wird unser Wasser weiter belastet.
Wasserverbrauch
Wasser gehört zu den wichtigsten Lebensmittel von uns Menschen. Ohne Wasser ist Leben nicht möglich. Aus Statistiken wissen wir, dass der Wasserverbrauch seit den 1980er Jahren weltweit um etwa 1 Prozent pro Jahr steigt, aufgrund von Bevölkerungswachstum, sozioökonomischer Entwicklung und sich änderndem Konsum. Schätzungen zufolge wird die Wassernachfrage weltweit bis 2050 mit ähnlicher Rate weiter ansteigen. Für diesen kumulierten Anstieg von 20 bis 30 Prozent im Vergleich zum heutigen Wasserverbrauch ist vor allem die steigende Nachfrage von Industrie und Haushalten verantwortlich. Über zwei Milliarden Menschen leben in Ländern mit hohem Trockenstress bzw. Wassermangel, etwa vier Milliarden Menschen erleben schwere Wasserknappheit mindestens einen Monat pro Jahr. Der Stressgrad wird weiter steigen, angesichts der wachsenden Wassernachfrage und der zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels.
Zugang zu Wasserversorgung und sanitären Einrichtungen
Drei von zehn Menschen haben keinen Zugang zu sicherem (d.h. sauberem und dauerhaft einfach verfügbarem) Trinkwasser. Fast die Hälfte der Menschen, die Wasser aus ungeschützten Quellen trinken, lebt in Afrika südlich der Sahara. Sechs von zehn Menschen haben keinen Zugang zu sicheren Sanitäranlagen und jeder Neunte verrichtet seine Notdurft im Freien. Diese Zahlen verbergen als weltweiter Schnitt erhebliche Unterschiede zwischen und innerhalb von Kontinenten, Ländern, Kommunen und sogar Stadtvierteln.Globale Kosten-Nutzen-Studien zeigen, dass Wasser-, Sanitär- und Hygienedienste (WASH) jeweils guten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Nutzen im Vergleich zu ihren Kosten haben. Im globalen Schnitt beträgt das Nutzen-Kosten-Verhältnis 5,5 für Verbesserungen bei Sanitäranlagen und 2,0 bei Trinkwasser. Für benachteiligte Bevölkerungsgruppen umfassen die Vorteile besserer WASH-Dienste auch positivere Selbstwahrnehmung, höheren sozialen Status und mehr Würde, was sich auch auf das Ergebnis von Kosten-Nutzen-Analysen auswirkt.
Menschenrechte
Sicheres Trinkwasser und sanitäre Einrichtungen sind als grundlegende Menschenrechte anerkannt. Sie sind für die Sicherung des Lebens in Gesundheit ebenso unerlässlich wie für die Wahrung der Würde aller Menschen. Die Menschenrechte verpflichten alle Staaten, sich für universellen Zugang zu Wasser und sanitären Einrichtungen für alle ohne Diskriminierung einzusetzen und gleichzeitig den Bedürftigsten Vorrang einzuräumen. Die Verwirklichung der Menschenrechte auf Wasser und Sanitärversorgung erfordert, dass die Dienstleistungen verfügbar, physisch zugänglich, gerecht bezahlbar, sicher und kulturell akzeptabel sind. „Niemanden zurücklassen” steht im Mittelpunkt der Verpflichtungen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Ihr Ziel ist es, dass alle Menschen in allen Ländern von sozioökonomischer Entwicklung profitieren können und dass Menschenrechte vollumfänglich verwirklicht werden.
Gerade erfahren wir weltweit, wie wichtig der Zugang zu sauberem Wasser ist. Besteht nicht die Möglichkeit zum Hände waschen, so lässt sich auch nicht die Verbreitung des Corana-Virus eindämmen. Denn durch diese einfache Hygienemaßnahme – nicht nur in der aktuellen Situation – lässt sich Gesundheitsvorsorge betreiben.
Wasseraufbereitung
Aufbereitung von Wasser umfasst Verfahren zur Reinigung und Desinfektion und zum Schutz des Wassers vor erneuter Verunreinigung. Gängige Methoden erfordern die Verfügbarkeit von Energie (meist Strom) rund um die Uhr – was in den meisten Entwicklungsländern selten der Fall ist. Technisch einfache und naturbasierte Alternativen werden in der Regel nicht im größeren Maßstab angewendet. Sanitärversorgung umfasst Lösungen für Sammlung, Transport, Behandlung und Entsorgung von Abfällen, die hygienische Anforderungen erfüllen sollen. Sie behandeln Abfall entweder am Ort seines Entstehens oder andernorts. Sammlung meint in der Regel Toiletten bzw. ein Toilettensystem. Transport ist typischerweise mit „grauer Infrastruktur“ gleichzusetzen, also ein leitungsgebundenes unterirdisches Abwassersystem, manchmal bedeutet es auch Transport von Abfällen per LKW. Behandlung – falls sie überhaupt erfolgt – geschieht in der Regel in Kläranlagen oder in lokalen Systemen (z.B. Jauchegruben). Entsorgung von Endprodukten erfolgt üblicherweise getrennt nach flüssigen und festen Abfällen, die sicher in die Umwelt entsorgt werden müssen oder, wenn nicht möglich, in Verbrennungsanlagen für Sonderabfälle. Wasserbezogene Naturgefahren wie Überschwemmungen und Dürren können Wasser- und Sanitärinfrastruktur schädigen und Millionen von Menschen von der Versorgung abschneiden.
Doch die Wasseraufbereitung, so scheint es, ist nicht nur ein Problem, welches Afrika beherrscht. Obwohl es gern aus europäischer Sicht weit weg diskutiert wird und uns eigentlich nicht betreffen soll. Doch schon heute sind wir in der Lage, unsere Abwasser schadstofffrei der Natur zurück zu geben. Dazu sind aber hohe Investitionen notwendig. Ein Beispiel, wie es funktionieren kann, gibt das Schweizer Unternehmen Laufen. Es bleibt zu hoffen, dass die Anwendung möglichst bald in vielen Kommunen erfolgt.