Vereinfacht den Führerschein!

Müssen eigentlich Führerscheininteressierte unbedingt eine Fahrschule besuchen? Vor vielen Jahren wurde der Besuch der Fahrschule zur Pflicht. Davor konnte jeder, der es sich zutraute, die Prüfung absolvieren. Wenn wir zu dieser Lösung wieder zurückkehren, wird der Führerschein auch wieder für jeden erschwinglich, meint luckx – das magazin.

Digitales Lernen zur Pflicht?

Die Änderung der Prüfungsordnung, dass Prüflinge über eine Fahrschule zur Fahrprüfung angemeldet werden müssen, war die Gelddruckmaschine schlechthin für Fahrschulen. Das ist nun nicht nur Erfindung der Fahrschulen, aber eine sehr lukrative. In vielen anderen Bereichen machen wir uns mit überbordender Bürokratie das Leben unnötig schwer. Wenn nun die Forderungen zu einer Reform auf den Tisch kommen, ist das mehr Recht als schlecht. Das dann auch die Prüforganisationen auf den Plan gerufen werden, sich dagegen zu positionieren, ist verständlich. Denn dadurch werden ihre Erträge geschrumpft. Zwar begrüßt der TÜV-Verband das Ziel des Bundesverkehrsministeriums, den Führerscheinerwerb kostengünstiger und moderner zu gestalten. „Bezahlbare Mobilität für alle, mehr Transparenz bei Durchfallquoten, eine effizientere Fahrausbildung und digitales Lernen auf der Höhe der Zeit sind Schritte in die richtige Richtung“, sagt Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband und stellt gleich die Eigeninteressen in den Vordergrund. Kritisch sieht der Verband jedoch zentrale Vorschläge. „Die geplante Verkürzung der Fahrzeit bei der praktischen Fahrprüfung auf 25 Minuten wäre ein Rückschritt für die Fahranfängersicherheit“, sagt Goebelt. „Die Prüfungsdauer muss so bemessen sein, dass eine umfassende Beurteilung der Fahrkompetenz in einem immer komplexer werdenden Verkehrsgeschehen möglich ist. Eine „Fahrprüfung light“, bei der Effizienz vor Gründlichkeit steht, darf es nicht geben!“ Dies stünde im Widerspruch zu den im Jahr 2021 eingeführten Qualitätsverbesserungen, die auf einer umfassenden wissenschaftlichen Revision und der Beteiligung aller relevanten Akteure beruhen. Zumal die Durchführung der Prüfung kaum Einfluss auf die Gesamtkosten des Führerscheinerwerbs hat.

Noch mehr Bürokratie?

Wahrscheinlich ist es unerheblich, ob eine Prüfungsfahrt 25, 30 oder 60 Minuten dauert. Doch der Prüfer wird nach Zeit bezahlt. Und weniger Prüfungszeit, weniger Salär. Einfache Rechnung. Dagegen sollen laut TÜV weitere, verschärfende Maßnahmen eingeführt werden. So sollten Sanktionen gegen die stark zunehmende Zahl der Täuschungsversuche in den Theorieprüfungen vorgenommen werden. Verbindliche und bundesweit einheitliche Lernstandskontrollen, bevor Fahrschüler zur Prüfung zugelassen werden, würden die Erfolgswahrscheinlichkeit erhöhen, das Prüfungssystem entlasten und die Kosten für die Fahrschüler senken. Anzuerkennen ist, dass der Verband die Reform im Gesetzgebungsverfahren konstruktiv begleiten möchte mit dem Ziel, Kosteneffizienz, Digitalisierung und Verkehrssicherheit in Einklang zu bringen bzw. zu halten.

So geht Kostenreduzierung

Doch aufgepasst: Wenn hier Interessenvertreter (Lobbyisten?) dem Gesetzgeber ins Gesetz Veränderungen diktieren, müssen dringend die Interessen der Betroffenen gewahrt werden. Und diese möchten, wie der Gesetzgeber, weniger Bürokratie und vor allem weniger Kosten. So könnten wöchentliche theoretische Prüfungstermine bei den Straßenverkehrsämter oder der IHK eingerichtet werden (arbeitnehmerfreundliche Nachmittagstermine). Die praktische Prüfungstermine lassen sich ebenfalls am Nachmittag organisieren. Hier können DEKRA, TÜV und andere sich anbieten. Das die Prüfungsfragen reduziert werden müssen, ist schon aufgrund der europäischen Union zwingend erforderlich. Ach ja, Lernstandskontrollen können über eine Internet-Fahrschule abgefragt werden. Wer hier schummelt, schießt sich ja selbst ins Knie. Täuschungsversuche bei der theoretischen Prüfungen sollten schärfer geahndet werden. Dazu gibt es ausreichende Möglichkeiten im BGB und StGB, die langjährige Haftstrafen bedeuten. Aber nicht nur für die Stellvertreter, sondern auch für die eigentlich zu prüfenden Fahrschüler. Denn Betrug ist Betrug.

Die wesentliche Änderung ist wahrscheinlich die, dass sich jeder, der es sich zutraut, ohne den Besuch einer Fahrschule, zur theoretischen als auch praktischen Prüfung anmelden kann. Es wird sich dann zeigen, wie erfolgreich das System dann funktionieren wird. Denn wir wissen es doch aus dem täglichen Leben, dass einige unserer Mitmenschen schneller und einfacher Dinge lernen und erfassen können. Deren Lernerfolg wird aktuell erheblich eingeschränkt.