Bis zum Jahresende 2020 sollten eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen unterwegs sein. Das hat nicht – ganz – geklappt. Doch der Weg ist beschritten; wenn auch mit einer großen finanziellen Kraftanstrengung seitens der Bundesregierung. Leider haben die Automobilkonzerne und die Energieversorger nicht so richtig mitgezogen. Das ist überraschend. Denn hier ist ein großes Geschäft möglich. So könnte ungenutzte Solar- und Windenergie in Elektroautos gespeichert werden, die Umwelt entlastet, Unabhängigkeit von Gas- und Öllieferungen erreicht werden, und so ganz nebenbei die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger dieses unseres Landes gezielt gefördert werden. Denn weniger Schadstoffe in der Luft bewahrt vor Infekten; gerade zur Winterzeit.
Nachfrage steigt
Zwar steigt die Nachfrage nach Elektroautos. Doch die notwendige Ladeinfrastruktur ist nicht ausreichend vorhanden. Als vor einigen Jahren das Mobilitätsfenster Elektromobilität in Niedersachsen ins Laufen geraten sollte, wurden Ladestationen zwischen 25.000 und 50.000 Euro im Rahmen dieses Projekte für die Betreiber von E-Autos angeboten. Doch warum gab es einen Hersteller, der nur 1.800 Euro für ein einfaches Gerät – sogenannte Wallbox – haben wollte? Und, wie kolportiert wurde, tat er das nicht mit Verlust.
Sei es drum. Hersteller und Anbieter haben reagiert. Zwar sind die Heim-Wallboxen immer noch zu teuer für ein bisschen Kabel und Laderegler. Doch es geht voran. Nun steigt die Anzahl der Heimladestationen durch den neuen Subventionen der deutschen Regierung. Das Wissen der Kunden zu Herstellern und Produkten ist jedoch noch stark beschränkt.
Eine Studie zeigt, dass Fahrer und Interessenten von Elektroautos viele Vorteile in Heimladestationen sehen, den fragmentierten Markt und das komplexe Produkt aber noch nicht vollständig überblicken.
Erhöhte Flexibilität, günstigeres Laden im Vergleich zu öffentlichen Ladestationen sowie fehlende Lademöglichkeiten im täglichen Umfeld des Fahrzeughalters werden als Hauptvorteile angeführt. Zudem subventioniert die deutsche Regierung seit dem 24. November 2020 unter bestimmten Voraussetzungen private Ladestationen für Elektrofahrzeuge und deren Installation mit 900 Euro. Damit eine Hausladestation für die neue Förderung in Frage kommt, muss sie über eine Grundladeleistung von 11kW verfügen, mit anderen Elementen des Stromnetzes vernetzt werden können, zum Beispiel zur Steuerung der Ladeleistung und -zeit, und die Stromversorgung aus ökologischen Quellen beziehen. Damit entsprechen die Anforderungen den derzeitigen Kundenpräferenzen.
Fehlende Erfahrung
Verbraucher haben derzeit kaum Erfahrung in Bezug auf die Nutzung von Heimladestationen und demzufolge nur ein begrenztes Verständnis der Produktanforderungen und Werttreiber. Die Leistungsabgabe wurde von den Befragten als wichtigster Produktwerttreiber identifiziert. So orientieren sich die Konsumenten bei Unsicherheit an messbaren Größen wie eben der Ladeleistung oder dem Preis. Die Mehrheit der Kunden schätzt außerdem Konnektivitätsfunktionen an Ladestationen und ist dafür auch bereit zu bezahlen. Die Befragung hat ergeben, dass Konnektivitätsfunktionen, die direkt mit der eigenen Ladestation vernetzt sind, wie Fernsteuerung und Überwachung oder Benutzerverwaltung, aber auch eine Schnittstelle zu Energiemanagementsystemen im Haus, am meisten geschätzt werden. Angesichts der aktuellen Preisunterschiede zwischen Ladestationen mit und ohne Konnektivitätsfunktionen von 450 bis 1.500 Euro, wird die neue Subvention von 900 Euro die Verbraucher vermehrt zu vernetzten Heimladestationen treiben.
Die Studie zeigt auch, dass die Verbraucher den Markt noch nicht überblicken. Mehr als die Hälfte der deutschen Befragten war nicht in der Lage, eine einzige Marke für Heimladestationen zu nennen. Nur zehn Prozent konnten mehr als eine Marke nennen. Automobilzulieferer, wie beispielsweise Webasto, sind sehr bekannt für ihre Standheizungen, aber viele Verbraucher wissen gar nicht, dass bereits seit mehreren Jahren Ladelösungen angeboten werden. Das Vertrauen der Verbraucher haben ist für jene Marken vorhanden, die sie von Produkten, wie beispielsweise Autos oder Haushaltsgeräten, kennen. Wofür die einzelnen Marken im Bereich der Ladestationen stehen, ist eher unbekannt. Das fragmentierte Marktumfeld aus neuen und traditionellen Anbietern sowie der hohe Informationsbedarf über das Produkt führen außerdem zu einer starken Abhängigkeit der Kunden zu den klassischen Verkaufsstellen.
Die Studie wurde von Simon-Kucher & Partners im Januar 2020 in Deutschland, Norwegen und den Niederlanden durchgeführt. Über 900 Teilnehmer, die entweder ein Elektroauto und eine Ladestation besitzen oder den Kauf in Betracht ziehen, wurden befragt.