Müdigkeit und Erschöpfung erleben wir gerade in der aktuellen Situation sehr häufig. Durch den Lockdown, Homeoffice und Homeschooling, keine Freizeitaktivitäten und viele weitere Begleiterscheinungen setzen viele Menschen einer bisher ungeahnten Belastung aus. Für einige wurde diese Erschöpfung zum Dauerzustand. Wie ein Weg aus dieser Belastung möglich ist, hat luckx – das magazin gesucht.
Fatigue
Der erschöpfte Dauerzustand namens Fatigue tritt häufig infolge von Krebserkrankungen, chronischen Krankheitsbildern oder neuerdings auch nach einer Covid19-Erkrankung auf. Noch existiert kein Medikament, keine zugelassene Therapie, die eindeutig Abhilfe verschaffen. Eine Mischung aus gezielter körperlicher Aktivität und pflanzlichen Heilmitteln wie Ginseng und Mistel zeigt jedoch interessante Erfolge.
Knapp über 90% der Tumorpatienten kennen das sogenannte chronische Erschöpfungs-Syndrom. Doch Millionen Menschen leiden auch ohne Krebserkrankung darunter. Trotz ihrer enormen Häufigkeit ist die Fatigue bis heute eine medizinische Herausforderung. Auch eines der häufigsten neurologischen Symptome bei COVID-19 ist Fatigue, wie erste Erkenntnisse nahelegen. Doch noch bessert keine schulmedizinische Behandlung messbar die quälende Müdigkeit und tiefe Erschöpfung von Fatigue-Patienten. Zudem sind nur wenige Verfahren der Komplementärmedizin wissenschaftlich als wirksam belegt.
Heilende Wurzel
Der Onkologe Prof. Dr. Nilo Gardin aus São Paulo stellte erst 2018 fest: „Es gibt auf jeden Fall drei Möglichkeiten, wie Betroffenen geholfen werden kann: Sport, Ginseng und Mistel.“ In Asien zählt der Rote Ginseng seit Jahrtausenden zu den wertvollsten pflanzlichen Arzneimitteln überhaupt. Wurzelextrakte aus rotem Ginseng erhielten nach langer Prüfung eine Arzneimittelzulassung durch die europäische Arzneimittelagentur EMA. In der Begründung heißt es, dass die Ginsengwurzel ein „auf traditioneller Erfahrung beruhendes Heilpflanzenprodukt für Kraftlosigkeits-Beschwerden wie Fatigue und Erschöpfung“ ist. Auch die Weltgesundheitsbehörde WHO sieht diese Wirkungen – „Vorbeugung und Besserung bei mentaler und körperlicher Leistungsschwäche mit Erschöpfung, Kraftlosigkeit, Müdigkeit oder Konzentrationsverlust sowie während der Rekonvaleszenz nach Krankheiten“ – durch klinische Studiendaten bestätigt.
Hoffnung aus der Natur
Die Mistel ist das derzeit am häufigsten verwendete und erforschte Heilmittel in der integrativen Onkologie. Sie zeigt ihre Wirksamkeit aber genauso bei nicht onkologisch bedingter Fatigue. Das traditionelle Arzneimittel wird seit knapp 100 Jahren in der integrativen Krebsbehandlung eingesetzt. Die wissenschaftliche Diskussion zu den verschiedenen Effekten der Pflanze ist trotz hunderter wissenschaftlicher Studien nicht abgeschlossen. Für das tumorbedingte Fatigue-Syndrom besteht in Deutschland jedenfalls eine arzneimittelrechtliche Zulassung und Kostenübernahme durch die Kassen.
Doch vielen Patienten ist dies nicht nur zu einseitig, sie wollen auch mehr für sich selbst tun, Initiative ergreifen, selbstbestimmt agieren. Nach Angaben der Deutschen Krebshilfe interessieren sich mehr als 70 Prozent der Krebspatienten generell für komplementärmedizinische Verfahren.
Bei Maschinen lässt sich vorhersagen, wie sie funktionieren. Wir wissen bei einem Sieb ganz genau, dass nur eine bestimmte Körnergröße hindurch passt. Der Rest bleibt im Sieb hängen und wird zur nächsten Siebstation weitergeleitet.
Das Problem bei uns Menschen ist aber, dass wir keine Maschinen sind. Wenn wir „oben“ etwas hinein tun, ist nicht gesagt, das unten ein erwartetes Ergebnis heraus kommt. So ist es auch bei Medikamenten und Anwendungen verschiedenster Art. Deshalb muss jeder ausprobieren, ob etwas funktioniert. Das kann manchmal ein langer Prozess werden.