Wir alle kennen das meist an Feiertagen: Da wird hemmungslos beim Essen zugelangt und anschließend fängt das Gejammer über das zu hohe Gewicht an. Doch meist hat sich das Körpergewicht nach einiger Zeit wieder wieder auf dem bekannten Level normalisiert. Doch was passiert eigentlich, wenn das nicht so ist? Die Ursache und mögliche Folgen hat luckx – das magazin versucht zu finden.
Übergewicht
Übergewicht entsteht meist dann, wenn die Energiezufuhr den Energieverbrauch über einen längeren Zeitraum übersteigt. Dieses Ungleichgewicht kann eigentlich durch höheren Energieverbrauch ausgeglichen werden. Bewegung, also körperliche Aktivität, sorgt für mehr Energieverbrauch und lässt allmählich die Masse schrumpfen. Doch so einfach ist es meist nicht. Neben einen starken Willen wird diese Energiebalance von vielen Faktoren beeinflusst. Dabei handelt es sich um biologische, psychosoziale sowie umweltbedingte Risikofaktoren. Hierzu zählen u.a.:
Lebensstilfaktoren (z. B. Bewegungsmangel, Fehlernährung)
genetische Ursachen
ständige Verfügbarkeit von Nahrung
Schlafmangel
chronischer Stress
depressive Erkrankungen
Essstörungen (z. B. Binge-Eating-Disorder, Night-Eating-Disorder)
Erkrankungen mit hormonellen Störungen (z. B. Hypothyreose,Cushing-Syndrom)
Medikamente (z. B. Antidepressiva, Neuroleptika, Antiepileptika, Antidiabetika)
Schwangerschaft
Übergewicht im Kindesalter.
Folgenschwer
Es ist dann also nicht nur der Körperumfang als eine Folge zu sehen. Die Gesundheit wird massiv angegriffen. Aber auch Faktoren wie Alter, Geschlecht, familiäre Veranlagung, bestehende Erkrankungen etc. können das Körpergewicht beeinflussen.
Aber nicht immer stellt das Gewicht allein ein gesundheitliches Risiko dar. Ein Body-Mass-Index (BMI) von 25 bis 30 wird zwar als Übergewicht definiert. Studien zeigen jedoch, dass ein BMI in dieser Größenordnung keinen großen Einfluss auf die Lebenserwartung hat – sofern nicht gleichzeitig andere Erkrankungen, wie z.B. Diabetes, bestehen.
Das Risiko für Begleit- und Folgeerkrankungen steigt mit Höhe und Dauer des Übergewichtes an. Unstrittig ist, dass sich starkes Übergewicht (Adipositas mit BMI über 30) negativ auf die Gesundheit und Lebenserwartung auswirken kann. Insbesondere Personen mit Adipositas können daher gesundheitlich davon profitieren, wenn sie etwas Gewicht verlieren.
Starkes Übergewicht (Adipositas) ist u.a. ein Risikofaktor für:
Diabetes mellitus Typ 2
Fettstoffwechselerkrankungen (z.B. Hypertriglyzeridämie, Hypercholesterinämie)
Fettleber und Refluxkrankheit (Sodbrennen), Erkrankungen der Gallenblase
Arteriosklerose, in weiterer Folge Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Herzinfarkt
Bluthochdruck
Schlaf-Apnoe-Syndrom
Gicht und Gallensteine
Gelenkserkrankungen (z.B. Coxarthrose, Gonarthrose)
Asthma
Hormonelle Störungen (bei Frauen: z.B. polycystisches Ovarsyndrom, Komplikationen während der Schwangerschaft; bei Männern: z.B. Einschränkung der Fruchtbarkeit)
Übergewicht gilt auch als Risikofaktor für die Entstehung einiger Krebserkrankungen. Hierzu zählen u.a. Brust-, Dickdarm-, Gebärmutter- und Nierenkrebs.
Krebserkrankungen
Die Zahl der Darmkrebserkrankungen im jungen Erwachsenenalter nimmt zu. Gleichzeitig steigt auch der Anteil übergewichtiger und fettleibiger junger Menschen. Ob es einen Zusammenhang zwischen diesen beiden Beobachtungen gibt, war allerdings bislang nicht bekannt. Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) zeigten nun, dass das Risiko einer frühen Darmkrebserkrankung bei übergewichtigen jungen Menschen im Vergleich zu normalgewichtigen Altersgenossen deutlich erhöht ist.
Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen, in Deutschland wird die Diagnose jedes Jahr bei ca. 60.000 Menschen gestellt. Betroffen sind meist Ältere ab dem 50. Lebensjahr. Doch in vielen Ländern nimmt in den letzten Jahren die Zahl der Darmkrebserkrankungen bei jüngeren Erwachsenen zu.
Seit längerem ist bekannt, dass es einen Zusammenhang zwischen einem hohen BMI und dem Darmkrebsrisiko gibt. Welchen Einfluss dabei das Alter spielt, wurde bisher nicht untersucht. Da aber Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) gerade in der jüngeren Generation an Häufigkeit zunehmen, liegt die Vermutung nahe, dass diese Entwicklung eine der Hauptursachen für das häufigere Auftreten von Darmkrebs bereits im jüngeren Lebensalter sein könnte.
Krebserkrankung und Übergewicht
Um zu prüfen, ob diese Vermutung stimmt, führten Wissenschaftler um Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) nun umfassende statistische Analysen durch. „Mit Blick auf die Prävention von Darmkrebs ist es wichtig, die Risikofaktoren für eine frühe Erkrankung genau zu kennen“, erklärt der Epidemiologe Brenner. „Da trotz der steigenden Neuerkrankungsraten Darmkrebs bei jungen Erwachsenen selten ist, sind Analysen an großen Patientenkohorten nötig, um einen Zusammenhang zeigen zu können.“
Die Forscherinnen und Forscher griffen daher auf Daten aus der laufenden Fall-Kontroll-Studie DACHS (Darmkrebs: Chancen der Verhütung durch Screening) zurück, einer der weltweit größten Studien zu Darmkrebs, die sie seit dem Jahr 2003 am Deutschen Krebsforschungszentrum durchführen. An dieser Studie nahmen zwischen 2003 und 2020 insgesamt 6.602 Patientinnen und Patienten mit Darmkrebs sowie 7.950 Menschen ohne Darmkrebs teil. In der Gruppe der Betroffenen waren 747 und in der Kontrollgruppe 621 Personen jünger als 55 Jahre. Die Wissenschaftler befragten die Teilnehmer zu ihrem Gewicht im Alter von 20 und 30 Jahren sowie etwa 10 Jahre vor der Krebsdiagnose beziehungsweise vor der Befragung. Aus den Daten ermittelten sie das Risiko einer frühzeitigen Erkrankung an Darmkrebs bei übergewichtigen (BMI 25 bis <30 kg/m2) und fettleibigen (BMI ≥30 kg/m2, Adipositas) Menschen im Vergleich zu Normalgewichtigen (BMI <25 kg/m2).
Dabei fand das Team heraus, dass das Risiko einer frühen Darmkrebserkrankung bei fettleibigen Menschen etwa doppelt so hoch war wie bei den Normalgewichtigen. Lag bereits im Alter von 20 Jahren eine Adipositas vor, betrug ihr Risiko sogar das 2,6-fache. Auch Übergewichtige mit einem BMI von 25 bis 30 kg/m2 hatten ein erhöhtes Risiko, früh an Darmkrebs zu erkranken.
Fazit
Die Ergebnisse der Forschergruppe untermauern die Vermutung, dass die Zunahme des Übergewichts und der Adipositas in der jüngeren Generation einer der Hauptgründe für das häufigere Auftreten früher Darmkrebserkrankungen darstellt. „Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass Maßnahmen zur Prävention von Übergewicht und Adipositas gerade in jüngeren Generationen für die Darmkrebsprävention ebenso wichtig sind wie zur Vorbeugung anderer Volkskrankheiten“, so Brenners Fazit.