In Deutschland hat die Badekur seit rund 200 Jahren Tradition. Was zu Beginn dem Adel gut tat, kann nun seit rund 50 Jahren auch jeder genießen. Zwar hat Horst Seehofer als damaliger Bundesgesundheitsminister durch seine Gesundheitsreform viele Kurorte ruiniert. Heute wäre diese Kurlandschaft ein starkes Gesundheitspfund, wie luckx – das magazin recherchierte.
Wasser, Luft und Mineralien
Um die Kosten unseres Gesundheitssystem zu reduzieren, wurden alle „offenen Badekuren“ 1995 durch Seehofer abgeschafft. Viele Kliniken mussten innerhalb kürzester Zeit schließen; ganze Kurorte wurden ruiniert. Das hatte nicht nur Auswirkungen auf unser Gesundheitssystem. Den gerade Kurorte liegen in eher strukturschwachen Regionen. Neben dem Pflegepersonal wurden auch viele Handwerker arbeitslos. Aber so ist es halt, wenn inkompetente Politiker Entscheidungen treffen.
Doch zurück zum Kursystem. Eine Badekur beschränkt sich aber nicht nur auf Wasseranwendungen. Es gehört viel mehr dazu: Gesunde und saubere Luft, Unterhaltungs- und Entspannungsmöglichkeiten und eine angemessene Unterkunft; um nur einige, wenige Kriterien zu nennen. Doch diese Heilanwendungen sind im Mittelmeerraum schon seit tausenden von Jahren bekannt. Einer der Entdecker ist der griechische Arzt Hippokrates. Er entdeckte die heilende Wirkung des Wassers. Doch es gibt noch einiges mehr an einzigartigen und heilsamen Anwendungen. Eine Zeitreise vom Alten Ägypten über Israel und Griechenland bis zum Römischen Reich soll den Weg der Badekultur aufzeigen.
Sand-Licht-Bad (Ägypten, 1250 v. Chr.)
Im lichtdurchfluteten Sandmeer von Ägypten, vor den Felsentempeln von Abu Simbel kann man den Lauf der Sonne vom Auf- bis zum Untergang auf erwärmtem Sand liegend erleben. Diese Sand-Licht-Therapie lindert Schmerzen der Muskulatur und Wirbelsäule, regt den Stoffwechsel an, entschlackt die Haut und beugt Depressionen vor.
Jod-Selen-Bad (Griechenland, 1000 v. Chr.)
In der Region von Olympia findet man Jod- und Selenhaltige Mineralien. Die Umgebung des Ortes um den berühmten Zeus-Tempel ist der Kulturmittelpunkt der olympischen Spiele. Diese Mineralien wirken gegen Müdigkeit und Abgeschlagenheit, unterstützen die Schilddrüse, stärken das Immunsystem und verzögern den Alterungsprozess der Haut. Also genau das richtige für Sporttreibende.
Calcium-Lithium-Bad (Griechenland, 400 v. Chr.)
Die Gesundheitsanlage auf der Insel Kos aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. mit dem Asklepios Tempel und Sanatorium von Epidauros sind die Wirkungsstätten von Hippokrates. Er wirkte er von fast 2.500 Jahren dort, ist Begründer der wissenschaftlichen Medizin und führte schon Heilbäder mit verschiedenen Wässern gegen Beschwerden durch. Das Calcium kräftigt Knochen, Zähne, Muskeln und Nerven, Lithium ist ein vitalisierender Stimmungsaufheller bei Depressionen.
Kaltwasseranwendung (Griechenland, 460 – 370 v. Chr.)
Auch die Kaltwassertherapien gehen auf den griechischen Arzt Hippokrates zurück. In Deutschland begründete der schlesische Arzt Siegmund Hand im 17. Jahrhundert die naturheilkundliche und wissenschaftliche Wassertherapie. Sebastian Kneipp griff diese Anwendungen im 19. Jahrhundert auf und machte sie wieder populär. Die einfachen Wassergüsse und Wassertreten regen den Stoffwechsel an und stärken das Immunsystem.
Zink-Basen-Bad (Ägypten, 331 – 35 v. Chr.)
Der Sage nach soll in der Oase Siwa mit ihrem Orakel-Tempel von Amun die ägyptische Königin Cleopatra ihre Bäder eingenommen haben. Sie soll hier in einer kreisrunden Quellfassung in Solen aus dem Toten und dem Roten Meer Schönheits- und Gesundheitsbäder genommen haben. Die Wasserzusätze dieses Bades entgiften den Körper, sorgen für Wachstum und Zellerneuerung, schöne Haut, Haare und Nägel.
Mineralienschwebebecken (Israel, Totes Meer)
Schon seit der Antike ist die Heilkraft des Toten Meeres bekannt. Die Heilwirkungen des reich mineralisierten Wassers mit seiner hohen Salzkonzentration sind weltweit einmalig und sorgen für so viel Auftrieb, dass man gleichsam im Wasser schwebt. Das Schweben entlastet die Gelenke, entspannt Körper, Geist und Seele und regeneriert die Haut. Für zusätzliche Entspannung kann Unterwassermusik im Becken wirken.
Römisches Dampfbad (Römisches Reich)
In der Hochkultur des Römischen Reiches waren die Dampfbäder nicht nur zentraler Ort der Badekultur, sondern besaßen auch eine große soziale Funktion. Der Boden, die Bänke und die Wände des Wärmeraumes sind beheizt, die Raumtemperatur beträgt 42 °C und es herrscht eine Luftfeuchtigkeit von 100 %. Der Aufenthalt ist ideal zur Regeneration nach dem Sport, zum Stressabbau, zur Anregung und Stärkung des Immunsystems.