Verletzungen im Sport können häufiger auftreten. Denn aufgrund des meist vorhandenen Leistungsanspruch werden Risiken bei der Ausübung eher eingegangen. So können von Hautabschürfungen bis zum schweren Verletzungen auftreten. Doch vielfach muss das nicht sein, wie luckx – das magazin recherchierte.
Sportverletzungen
Jährlich gibt es in Deutschland rund zwei Millionen Sportverletzungen, davon allein 421.600 Sportunfälle an Kitas und Schulen. In Österreich verletzen sich rund 200.000 Menschen pro Jahr beim Sport, in der Schweiz sind es rund 170.000. Obwohl die Programme zur Prävention im Sport immer besser werden, steigt die Zahl der Sportverletzungen, zum Teil auch die Schwere der Verletzungen ständig an. Die Gesellschaft für orthopädisch-traumatologische Sportmedizin (GOTS) fordert daher von der Politik, Präventionsprogramme systematisch im Schul-, Vereins-, Freizeit- und Leistungssport zu integrieren.
Mit diesen Programmen und adäquat ausgebildeten Pädagogen und Trainern, könnten viele Sportverletzungen von vornherein verhindert werden. „Allzu häufig müssen wir als behandelnde Kliniker uns mit einer therapeutischen Negativspirale nach einer potentiell vermeidbaren Sportverletzung auseinandersetzen. Unser medizinisches Wissen ist heute jedoch so exzellent, dass wir Programme entwickeln, um als Sportmediziner präventiv arbeiten zu können. Die Programme breitflächig entsprechend umzusetzen ist jedoch Sache der Politik“, erklärt Prof. Romain Seil, Präsident der GOTS. Die verschiedenen Präventionsprogramme können aufgegliedert werden nach Sportarten, für bestimmte Gelenke oder Körperregionen oder auch nach Art des Sportlers: alt, jung, im Wachstum, Freizeit- oder Profisportler.
Häufigkeit
Die meisten Unfälle passieren im Ballsport (allen voran Fußball, Handball), gefolgt vom Wintersport, Turnen, Laufen, Radsport (inclusive E-Bikes) und Wandern. Am häufigsten sind dabei Verletzungen des Bewegungsapparats: Muskelzerrungen, Muskelfaserrisse, Kreuzband- und Meniskus-Risse, Bänder-, Sehnen- und Knorpelverletzungen, Knochenbrüche, Prellungen, Verstauchungen, Verrenkungen, Quetschungen.
Seil: „ Vom Schreibtisch direkt auf den Fußballplatz, in die Kletterhalle oder ins Fitness-Studio sind Verletzungen häufig vorprogrammiert. Eine Aufwärmphase und angelegte Bandagen reichen da nicht aus. Richtige Prävention muss auf den entsprechenden Sport, den Trainingszustand des Athleten und die beanspruchten Körperregionen zugeschnitten sein. Sie muss nach einem Plan, in bestimmten Zeiteinheiten stattfinden und zwar immer vor dem eigentlichen Training.“
Prävention
Prävention wird bislang im Leistungs- und im Breitensport gleichermaßen absolut vernachlässigt. Fragt man politische Entscheidungsträger über ihren Kenntnisstand im Bereich der Sportmedizin, steht ihre Antwort häufiger mit Doping im Zusammenhang als mit Sportverletzungen. Wenn die Anzahl vermeidbarer Verletzungen jedoch so hoch ansteigt, dass sie riskiert, zu einem ernsten Problem des öffentlichen Gesundheitssystems zu werden, ist es Zeit schnell zu handeln.
Um handeln zu können fordert die GOTS eine systematische Erfassung und Quantifizierung der Sportverletzungen und Sportschäden im organisierten Sport. Aufgrund einer wissenschaftlich nachgewiesenen Reduktion der Verletzungen von ca. 50 Prozent unter systematischer Anwendung von Präventionsprogrammen (allgemein-, struktur- und sportartspezifisch) sollte die Prävention konsequent ins Training eingebaut werden. Die Vermittlung von motorischen Fähigkeiten und Bewegungsfertigkeiten muss stärker im Kindesalter (Kindergarten, Schule, Sportverein) erfolgen. Die Präventionsforschung muss dringend ausgeweitet werden: Erarbeitung und Validierung von Präventionsprogrammen, Ausweitung der Implementierungsforschung, Erarbeitung von Methoden für individualisierte Prävention, Kosteneffektivitätsanalysen von Bewegungsmaßnahmen, neue Technologien und deren Einsatz.
Beim Einsatz neuer Technologien (Sensoren, Wearables, Smartphone, App, Social Media, künstliche Intelligenz) sind das Erarbeiten von sinnvollen Meßparametern, die Validierung und Interpretation, inklusive Qualitätssicherung und Beachtung ethischer Aspekte zu fordern. Nicht zuletzt muss die Lenkung staatlicher Gelder (z.B. Zuckersteuer/Tabaksteuer) mit Zweckbindung zur Bewegungsförderung und Prävention zwingend erfolgen.