Es ist schon kurios: keiner will sie, doch alle machen sie: die Kur. Und doch scheint es so, ist die gute alte Kur nicht mehr nachgefragt. Oder doch? Die vor rund 25 Jahren vom damaligen Gesundheitsminister Horst Seehofer verordnete „Neuordnung der ambulanten Badekur“ hinterließ eine Zerstörung der dezentralen Gesundheitslandschaft in unseren Kur- und Heilbädern hinter sich. Das wirkt sich heute immer noch nach. Denn die Kur- und Heilbäder befinden sich meist in strukturschwachen Gebieten. Als einziger Gewerbezweig war und ist der Gesundheitstourismus vorhanden. Der Verlust der Gesundheitseinrichtungen blutete die Regionen aus. Zurück blieben straßenweise Leerstände von Geschäften, Praxen und mangelhafte Serviceangebote. Straßensanierung wurden mangels Finanzmittel in die Länge gestreckt. Schlagloch an Schlagloch zeichnete den künftigen weg vor. Das Grundeinkommen der Bevölkerung schwand dahin und Steuereinnahmen flossen nur als schmaler Rinnsal in den Kommunen. Die touristische Infrastruktur wurde ausgedünnt. Zukunftsorientierte Politik sieht anders aus.
Aus Kur wurde Wellness
Doch seit einigen Jahren haben verantwortungsbewußte Bürger und Unternehmer erkannt, dass der Erhalt der eigenen Gesundheit und die der Mitarbeiter wesentlich für die Entwicklung der Zukunft ist. Doch der Name Kur wird diesbezüglich nicht gebraucht. Wellness scheint der neue Fachbegriff zu sein; oder genauer: Medical-Wellness. So boomt der Markt für Wellnessreisen. Verbunden werden diese Angebote mit nachhaltigem Tourismus. Denn was liegt einem nachhaltigem Tourismus näher als der Urlaub in eigenem Land. Wenn dann das Ziel noch mit dem Öffentlichen Personenverkehr erreichbar wäre . . .
Reisen zu Nahzielen nehmen zu
Bereits im vergangenen Jahr wurden Nahziele, die maximal vier Flugstunden von Deutschland entfernt sind, mehr frequentiert als in den Jahren zuvor. Für 2020 wird eine weitere Zunahme der Nachfrage für Reisen nach beispielsweise Griechenland, Kroatien, Marokko und vor allem Spanien. Zudem soll Israel noch mehr als in den letzten Jahren auf die Agenda von Reisenden kommen, auch im Luxusreisesektor. Im Winter erfreuen sich Destinationen wie Tromso in Norwegen oder Oulu in Finnland immer mehr an Beliebtheit.
Digital Detox & mehr: Wellnessreisen im Trend
Das Global Wellness Institute prognostiziert, dass der Wellness-Markt doppelt so schnell wachsen wird wie der allgemeine Tourismus und 2022 einen Umsatz von 919 Milliarden Dollar erreichen wird. Eine Massage in der Heimatstadt oder eine Yogastunde nach dem Feierabend ist vielen Menschen nicht mehr ausreichend. Vermehrt suchen Reisende gezielt nach Wellnessretreats, sei es im europäischen Raum oder an Fernzielen. Auch reguläre Resorts, die sich nicht designiert als Wellnessoase verkaufen, gehen auf die Wünsche ihrer Gäste ein und bieten immer häufiger beispielsweise Yogakurse an. Viele Reisende möchten ihren Urlaub zudem auch dazu nutzen, um voll und ganz aus dem Alltag zu entfliehen. Das Handy wird ausgeschaltet und man lebt im Moment. Botswana eignet sich aufgrund des fehlenden Empfangs perfekt für eine solche Entschleunigung: Viele Fünf-Sterne-Camps haben weder WLAN noch Handyempfang. Hier wird man wieder „eins“ mit der Natur.
Gesunde Ernährung und lokale Küche gewinnt an Relevanz
Ein weiteres Thema, was gerade in der Hotellerie immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist die gesündere Ernährung. Steak und Club-Sandwich sind zwar nicht vom Tisch, dennoch achten Hotels darauf in ihren Restaurants und im Room-Service gesunde Menüalternativen mit Fokus auf vegetarische Gerichte oder Superfoods zur Verfügung zu stellen.
Neudefinition des Luxusbegriffs
Die Definition einer Luxusreise verändert sich zunehmend. Während ursprünglich im Luxussegment besonders auf viel Prunk und z.B. Butlerservice Wert gelegt wurde, verschieben sich die Bedürfnisse von Luxusreisenden derzeit. So haben Gäste im Luxussegment vermehrt ein hohes Bedürfnis nach einer intensiven und hochwertigen Betreuung vor Ort. Hierbei geht es vor allem darum, dass die Gäste den Aufenthalt sehr individualisiert gestalten können um das Land auch wirklich kennenzulernen. Am besten funktioniert dies durch Locals vor Ort. Ein weiterer wichtiger Punkt bei Luxusreisen ist, dass sehr individuell auf die Kundenwünsche eingegangen wird. In einem großen Hotelkomplex ist dies nur schwer möglich, weswegen sich in der Luxusreisebranche ein Trend zu Boutique Hotels abzeichnet. Gerade in Hotels mit maximal 15 Zimmern kann auf diese Kundenbedürfnisse genau eingegangen werden. In solch hochwertigen und kleinen Unterkünften kann außerdem ein sehr enges Verhältnis zwischen den Mitarbeitern und den Gästen entstehen.
Kurzreisen weiterhin sehr beliebt
Besonders Berufstägige mit einem überdurchschnittlichen Einkommen, jedoch sehr begrenzter Freizeit nutzen häufig Kurztrips, um die Batterie ein wenig aufzuladen. Die Reisen von maximal fünf Tagen Dauer führen zumeist zu Destinationen, die maximal vier Flugstunden von Deutschland entfernt sind. Häufig werden jedoch auch Ziele gewählt, die entspannt mit dem Zug zu erreichen sind, beispielsweise Österreich. Ziel einer solchen Kurzreise ist zumeist, vollkommen abzuschalten und die Tage mit kulinarischen und kulturellen Erlebnissen sowie Aktivitäten in der Natur zu füllen.
Reisende achten auf nachhaltige Resorts
Immer mehr Urlauber im Luxussegment achten bei der Hotelwahl auch auf das Thema Nachhaltigkeit. Insbesondere individuelle Hotels, die für ihr Engagement in Sachen Umweltschutz und für lokale Projekte, die die Region gezielt fördern, bekannt sind, werden präferiert gewählt. Abseits von den üblichen Informationen möchten viele auch Infos über das jeweilige Engagement der Hotels und Resorts haben, gerade an Destinationen im außereuropäischen Bereich.