Wie fahren wir in Zukunft Auto?

Bis vor etwa einem Jahr war die Welt noch in Ordnung: Der Drang zum Wohnen in den größeren Städte setzte sich immer weiter fort. Die Preise für Wohnimmobilien stiegen und stiegen. Doch dann kam die Corona-Pandemie und damit verstärkt die Nutzung von Homeoffice. Viele Menschen haben erkannt, dass das Homeoffice für sie nicht nur zum Gesundheitsschutz eine passende Alternative zur täglichen Fahrt ins Büro darstellt. Da die Pandemie uns noch viele Jahre beschäftigen wird und der Wunsch nach Wohneigentum weiterhin groß ist, denken viele über eine Immobilie „auf dem Land“ nach. Ersten ist dort der Gesundheitsschutz einfacher zu realisieren und die Immobilienpreise sind deutlich geringer. So lässt mehr Wohnfläche realisieren und es können auch ein oder zwei Büroräume eingerichtet werden. Und für die einmalige wöchentliche Fahr ins Büro findet sich eine Lösung. Doch welche wird es in Zukunft sein?

Verbrenner vorn

Elektroautos mit Batterie oder Brennstoffzelle, aber auch Benziner und Diesel – nach einer repräsentativen Bosch-Umfrage in vier europäischen Ländern, durchgeführt im Juni 2020 vom Marktforschungsinstitut Innofact, bleiben alle Antriebsarten relevant. Wenn sie sich morgen für ein neues Auto entscheiden müssten, fällt die Wahl bei der Hälfte der mehr als 2 500 Befragten in Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien beim Erstwagen und von rund einem Drittel beim Zweitwagen zwar noch auf einen reinen Verbrenner. Doch auf die Frage nach dem meistgenutzten Antrieb im Jahr 2030 sehen rund 68 Prozent der Befragten in Europa den Elektroantrieb vorne, vor Hybriden und Verbrennern. Potenzial wird dem elektrischen Fahren mit der Brennstoffzelle beigemessen. Etwa jeder Dritte sieht darin die Technik für die Mobilität der Zukunft. „Die Elektromobilität kommt – das ist gut so. Bosch investiert allein in diesem Jahr 500 Millionen Euro in diesem Bereich. Gleichzeitig entwickeln wir auch den Verbrennungsmotor ständig weiter, weil er noch immer gebraucht wird“, sagt Dr. Stefan Hartung, Mitglied der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH und Vorsitzender des Unternehmensbereichs Mobility Solutions.

Kaufprämien

Die Offenheit der Befragten für verschiedene Antriebsarten zeigt sich auch bei einem anderen Thema: Die Frage, ob sie neben den vielfach gewährten staatlichen Zuschüssen für Elektro- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge auch Kaufprämien für Fahrzeuge befürworten, die ausschließlich mit Verbrennungsmotor fahren, bejahen 70 Prozent der befragten Europäer. Die Zustimmung zu einem staatlichen Finanzzuschuss beim Kauf eines Autos mit konventionellem Antrieb ist mit 83 Prozent in Italien am höchsten und mit 60 Prozent in Großbritannien am niedrigsten. In Frankreich sind 77 Prozent dafür, in Deutschland 62 Prozent. Knapp ein Drittel der Europäer sähe am liebsten sogar einen Zuschuss von wenigstens 9 000 Euro. Das entspricht der aktuellen maximalen Förderung von Elektroautos in Deutschland. Interessant ist zweierlei: Erstens halten immerhin 72 Prozent der befragten Stadtbewohner in den vier europäischen Ländern den Verbrennungsmotor für förderungswürdig. Zweitens spricht sich auch die Altersklasse der 18- bis 29-Jährigen mehrheitlich (80 Prozent) für einen Verbrennerbonus aus.

Auch Autos mit konventionellem Motor können klimaneutral gefahren werden. Der Schlüssel dazu ist synthetischer Sprit, die sogenannten eFuels – diese werden aus erneuerbarem Wasserstoff und mit CO₂ aus der Umgebungsluft hergestellt. Im Schnitt stimmen 57 Prozent der Teilnehmer an der Bosch-Umfrage der Aussage zu, dass die Politik eFuels steuerlich fördern sollte. „Wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, kommen wir um eFuels nicht herum“, sagt Hartung. „Nur mit synthetischen Kraftstoffen können die weltweit mehr als eine Milliarde Fahrzeuge, die bereits auf den Straßen sind, zum Klimaschutz beitragen.“

Nicht ohne Auto

Am Stellenwert des Autos und seiner Bedeutung für die Mobilität wird sich in Europa so schnell nichts ändern. Rund 60 Prozent der Befragten in Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien können sich nicht vorstellen, auf ein Auto zu verzichten. Und auch von den restlichen etwa 40 Prozent ist die deutliche Mehrheit allenfalls zu einem teilweisen Verzicht bereit. Im ländlichen Raum Europas liegt die Zustimmungsquote für ein Auto bei 77 Prozent. Ähnliches gilt übrigens auch für die Generation der 18- bis 29-Jährigen, die ebenfalls zu rund der Hälfte ein klares Votum pro Auto abgeben. Während von allen Befragten in Deutschland (61 Prozent) und Großbritannien (47 Prozent) als wichtigster Grund für ein Auto die hohe Flexibilität angegeben wird, brauchen es Franzosen (41 Prozent) vor allem für die Arbeit. Dagegen ziehen die befragten Italiener (55 Prozent) das Auto anderen, für sie umständlicheren Mobilitätsformen vor. „Das Auto bleibt auf absehbare Zeit das Verkehrsmittel Nummer eins – mit den besten Voraussetzungen, noch klimafreundlicher zu werden“, sagt Hartung.

Fazit

Umfragen haben immer etwas Schönes: Die Fragestellungen können zu gewünschten Ergebnissen führen. Natürlich wollen wir Geld (vom Staat) geschenkt bekommen. Doch irgendwer muss das Geld auch verdienen und als Steuern an das Finanzamt abführen. Wir müssen in den Wandel investieren. Dass das möglich ist, hat uns die Pandemie auch gezeigt.