Seit ungefähr 1,6 Millionen Campingfahrzeuge auf bundesdeutschen Straßen unterwegs sind, werden Park- und Stellplätze rah geworden. Die Suche nach einen Parkplatz zuhause ist schon eine große Herausforderung. Wer nun aber in seinem neuen oder älterem Wohnmobil eine Urlaubsreise oder Wochenendtour unternehmen will, wird hart ausgebremst. Wie es doch noch zum Erholungserlebnis kommen kann, hat luckx – das magazin recherchiert.
Campinggemeinde
In dem beschaulichen Örtchen Oberschwarzach im Landkreis Schweinfurt entsteht, vor dem Hintergrund des allgegenwärtigen Vanlife- und Campingtrends, Deutschlands erste Campinggemeinde. Das Start-Up AlpacaCamping, Online-Buchungsplattform für Camperstellplätze im Grünen, will in Kooperation mit den lokalen Behörden ein nie dagewesenes Campingerlebnis schaffen. Deutschlands erste Campinggemeinde erstreckt sich auf insgesamt rund 25.000 Quadratmetern Fläche, die sich auf neun Ortsteile, beziehungsweise 28 kommunale Stellplätze, verteilen. Dazu kommen 20 weitere Stellplätze, die einheimische, private Anbieter zur Verfügung stellen. Damit gestaltet sich Camping so naturnah wie möglich und bringt den Campern gleichzeitig ein Höchstmaß an Privatsphäre. Darüber hinaus birgt die Campinggemeinde auch vielfältige Vorteile für die Region.
„Wir sind stolz, gemeinsam mit dem Markt Oberschwarzach, unsere erste offizielle Campinggemeinde zu präsentieren“, freut sich Dominik Quambusch, Mitgründer von AlpacaCamping. „Schon in der Vergangenheit überzeugten wir immer mehr Landwirte, Winzer und Privatleute, Stellplätze auf ihrem Land anzubieten und dort Camper gegen eine kleine Gebühr willkommen zu heißen. Dieses Projekt nun stellt einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zum naturnahen, legalen Campingerlebnis dar. Camping, wie wir es uns vorstellen. Doch nicht nur für die Camper ist die Campinggemeinde eine einmalige Erfahrung, auch die Gemeinde Oberschwarzach profitiert von dem Vorhaben.“
Erstes Projekt
Die Campinggemeinde in Oberschwarzach ist das erste Projekt dieser Art in Deutschland. Abenteuerlustige Camper finden zahlreiche Stellplätze im Grünen – klein, ohne Ausstattung und wildromantisch. Neben Feldern, Wiesen oder sogar am Weinberg genießen die Gäste mit maximal zwei Nachbarn Ruhe, Privatsphäre und mitunter grandiose Weitblicke. Campingplatzfeeling? Fehlanzeige! In Oberschwarzach selbst befindet sich außerdem eine zentrale Entsorgungseinheit für alle Stellplätze der Gemeinde. Das Projekt kommt dabei nicht nur den Campern zugute, sondern schafft auch positive Vorteile für den Markt Oberschwarzach und die einzelnen Ortsteile. Bürgermeister Manfred Schötz schwärmt: „Früher hatten wir häufig Probleme mit illegalem Wildcamping. Im Zuge der Campinggemeinde können wir dieses illegale Wildcampen nun regulieren und stattdessen kontrolliert eigene Flächen anbieten.“ Überdies kurbelt die Campinggemeinde generell den Tourismus in der Region an. Neue Kundschaft unterstützt einheimische Winzer, Gasthäuser und Geschäfte. Ungenutzte Flächen bringen nun wirtschaftlichen Nutzen. In absehbarer Zeit lässt sich das Modell gleich auf weitere Gemeinden übertragen.
Das Start-Up AlpacaCamping entwickelte eine Online-Plattform, auf der private Anbieter ihre ungenutzten Flächen für Camper zur Verfügung stellen. Landwirte, Winzer oder sonstige Grundbesitzer wählen selbst die Höhe der anfallenden Stellplatz-Gebühr. Für die Urlauber fühlt sich das Erlebnis wie Wildcampen an – herrlich im Grünen, oftmals mit traumhafter Aussicht gelegen, versprechen die Wiesen, Weinberge oder Grünflächen Campinggenuss pur. Viele der Plätze befinden sich zudem in direkter Hofnähe und eignen sich damit ideal für Reisende, die auch beim Camping nicht auf etwas Service, wie direkten Wasserzugang, verzichten wollen. Die Gebühr für einen Stellplatz beträgt durchschnittlich rund fünf bis zwanzig Euro pro Nacht, auch einige Gratisstellplätze gibt es. In der Regel lassen sich die Stellplätze sehr spontan, noch bis eine halbe Stunde vor dem Eintreffen, buchen. Das Konzept von AlpacaCamping scheint voll aufzugehen: In Deutschland gibt es seit der Gründung des Start-Ups im März 2021 bereits über 1.000 Stellplätze. Weitere Standorte, auch in Österreich und der Schweiz, sind in Planung.