Zurück zum Schreibtisch im Büro?

Ob es eine große Freude ist, die Kolleginnen und Kollegen wieder im Büro zu sehen, wird jeder für sich entscheiden. In vielen Unternehmen wird trotz möglichem Impfung weiterhin im Homeoffice gearbeitet. Denn das hat sich für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern als sehr vorteilhaft herausgestellt. Wie darauf die Immobilienwirtschaft reagieren wird und muss, wird sich in den nächsten Tagen auf der Exporeal in München zeigen. Luckx – das magazin blickt voraus.

Prognosen

In den vergangen mehr als ein und einhalb Jahren war viel von „Covid hat die Digitalisierung beschleunigt“, „Neue Bürokonzepte müssen gedacht werden“ bis hin zu „Wir werden eine Halde von leerstehenden Büroimmobilien sehen“ prognostiziert worden. Noch ist nicht abzusehen, welche Entwicklungen sich tatsächlich ergeben.

Homeoffice für alle“ ist eine auf den ersten Blick sinnvolle politische Entscheidungen; immer da, wo es auch möglich ist. Erreicht wurde, dass in die oftmals starre bürokratisierte deutsche Formalität der 5-Tage-Woche im Büro in Bewegung kam. In der Umsetzung war es manchmal schwierig. Zwar begrüßt die Mehrzahl der Unternehmen den Vorschlag, da er endlich zumindest einen rechtlichen Rahmen vorgibt, gleichwohl wird er eher als ein Flächenoptimierungsauftrag verstanden. Dabei geht es kurzfristig nicht um die grundsätzliche Einsparung von (Büro-)Flächen, sondern um Angebote, die das Homeoffice weniger im Zuhause zu sehen, denn im Angebot an CoWorking-Spaces.

Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus. Arbeitnehmern begrüßten das Angebot. Dabei gingen die Vorstellungen zeitlich auseinander. Von einen oder maximal zwei Tage pro Woche bis zur vollen Homeoffice-Woche. Wobei eher diejenigen, die über die infrastrukturellen Ausstattungen verfügen – gerade an der Kommunikationserfordernis, sprich soziale Interaktion – eher eine längere Homeoffice-Zeit wünschen.Dabei fallen solche Konzepte wie z. B. Hot Desking („die Maschine ordnet mir einen Platz zu“), welche bereits „vor Corona“ als Effizienzalternative eher angeboten denn nachgefragt wurde, gnadenlos durch. Das „Recht auf einen eigenen Schreibtisch“ – und sei er auch noch so klein – bleibt auf der Wunschliste ganz oben. Damit geraten die Unternehmen in eine Zwickmühle.

Büroarbeit und Digitalisierung

Heute ist erkennbar, dass ein Zurückdrehen zur „Montag – Freitag 8.00 – 17.00 Uhr“-Welt nicht mehr geben wird. Auch kristallisiert sich ein flexibleres, aber zeitlich entzerrtes Arbeitsbild heraus. 3:2 oder 4:1 sind die häufigsten genannten Gewichtungen zur Relation Bürotag vs. Homeworking. Mehr noch: Homeworking wird mittlerweile eher gleichgesetzt mit einem Tag in einem Coworking-Space aber nicht zwingend mit zuhause, denn technisch „läuft es ja geräuschlos“. Remote working wird wohl auch nicht nur zuhause möglich werden, wenn die rechtlichen Rahmenbedingungen geklärt sind. Dabei stehen Versicherungsbedingungen und Datenschutz bei einem Auslandsaufenthalt ebenfalls auf der Agenda.

Wo dann der Büroarbeitsplatz und die neue Geografie der Schreibtisch-Arbeit sein, wird auf der Klärungsagenda stehen. Das Coworking-Angebot der Unternehmen wird als essentieller Bestandteil seine Existenzberechtigung finden. Das gab es zwar schon „vor Covid“, doch die Erkenntnis, dass es zuhause für 86% der deutschen Dienstleistungsarbeiter keine realistische Möglichkeit für einen funktionalen Einzelarbeitsplatz gibt, welcher formale Vorgaben erfüllt, wächst dramatisch. Doch auch hier werden Arbeitgeber „aufrüsten“ müssen.

Besprechungsraum

Wie lang es dauert, bis Unternehmen den richtigen Mix aus Bürofläche pro Beschäftigten und Kommunikationsflächen für sich individuell definiert haben, ist nicht absehbar. Doch das kann schneller gehen, als manchen Real-Estate-Agent lieb ist. Wenn Mietverträge zur Kündigung anstehen, kann alles sehr schnell gehen.

Was allerdings auch absehbar ist: Je zentraler gelegen und stärker an den ÖPNV angeschlossen, desto stärker der Wunsch ins Büro zurückzukommen. Investoren, Unternehmen aber auch Planungsbehörden sollten gerade diese Aspekte in den Vordergrund ihrer strategischen Überlegungen stellen. Gerade die Planer sollten auch den stummen Schrei nach einem „großen“ Besprechungsraum ernst nehmen. Vor Jahren noch der Effizienzforderung zum Opfer gefallen, wird er der zentrale Punkt der professionellen Kommunikation im Büro sein und erst dann die vielzitierte Kaffeeküche.