Was kann aus ungenutzten Hotels werden?

Die Corona-Krise hat in vielen Wirtschaftsbereichen alles durcheinander gewirbelt. Produktionsbänder stehen still, weil kein Material verfügbar ist. Denn dieses befindet sich auf irgendwelchen Container-Schiffen, die vor Häfen warten und nicht abgefertigt werden können. Doch was passiert eigentlich gerade in der Gastronomie und Hotellerie? Luckx – das magazin ging dieser Frage nach.

Hausgemachte Probleme?

Nun wissen wir aus vielen Medieninformationen, dass in vielen Unternehmen beim Ausbruch der Covid-19 Pandemie haufenweise Lieferung storniert wurden. Denn die Angst der Handelnden war groß, zu hohe Lagerbestände aufzubauen. Dass viele Unternehmen aber schneller als erwartet das Vorkrisenniveau erreichten, war dann für viele Wirtschaftslenker unerwartet. Homeoffice, Hygienemaßnahmen und die rasend schnelle Entwicklung von Impfstoffen sein dank – und der Voraussicht unserer Politiker (die sonst immer gern gescholten werden).

Nun lassen sich die fehlenden Materialien eher als hausgemachte Krise beziehungsweise unternehmerische Fehlentscheidungen bewerten. Diese setzen sich dann mit den neuen Hygienemaßnahmen in einigen Häfen fort, wo einzelne Fälle von Corona gleich zur Schließung eines ganzen Hafen führt.

Ganz anders ist die Situation in der Gastronomie und Hotellerie. Durch politisch vorgegebene kurzfristige Schließungen von Gastronomie und Beherbergungsverbote war es den Unternehmern nicht möglich, auf andere Möglichkeiten auszuweichen. Über Monate – zum Teil bis 1 ½ Jahre – mussten Betriebe geschlossen bleiben. Denn eine Auslastung von bis zu 50 Prozent lohnt keine Öffnung. Einige Betriebe haben dann auch – aus verschiedenen Gründen – gleich den Betrieb aufgegeben. Doch was tun mit diesen – zum Teil in die Jahre gekommenen – Hotels und anderen Übernachtungsbetrieben? Auf dem Hospitality Gipfel in Zürich am 26. und 27. September 2021 wurde verschiedene Lösungen präsentiert.

Umnutzung

Sicherlich wird die Ferienhotellerie eher weniger davon betroffen sein. Denn für uns Menschen ist Urlaub ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Doch auch in diesem Zweig zeigt sich, dass Ferienhäuser und -wohnungen aktuell stark nachgefragt sind. Ebenfalls ist Camping in seinen verschiedenen Formen eine gefragte Urlaubsmöglichkeit.

Doch die Stadthotellerie, die meist von Geschäftsreisenden genutzt wurde, wird eine längere Durststrecke überwinden müssen. Ob sie das aushält, ist fraglich. So bietet sich hier eine wohnwirtschaftliche Umnutzungen an. Denn einerseits führt die sich ändernde Gesellschaft zu neuen Bedürfnissen auf dem Wohnungsmarkt, die erst teilweise abgedeckt werden. Auf der anderen Seite besitzen Hotelgebäude aufgrund ihrer Struktur und vielfältigen Installationen eine geeignete bauliche Struktur für die Umnutzung in traditionelles Wohnen, aber auch in Serviced Apartments, Co-Living, Mikro-Apartments sowie in Senioren-Gemeinschaften und neuartige Cluster WGs.

Serviced Apartment

Als eine Form des gewerblichen Wohnens und damit dem Hotelsegment ähnlich sind Serviced Apartments. Diese Wohnform weist in Krisenzeiten eine höhere Resilienz als Hotels auf. Im Betrieb ist die Nutzung hoteleigener Serviceeinrichtungen möglich. Auch eine Teilumnutzung des Hotels ist denkbar. Die Zusammenlegung der meist kleinen Hotelzimmer und die Ergänzung um eine Küche sind jedoch mit Umbaukosten und gegebenenfalls einer aufwändigen Reversibilität verbunden.

Traditionelles Wohnen

Die Resilienz traditioneller Wohnnutzung, die hohe Transparenz der Wohnungsmärkte und die hohe Wohnraumnachfrage in den Metropolen und Oberzentren sprechen für eine Umwidmung der Flächen in klassisches Wohnen. Begrenzte Vermietungs- und Leerstandsrisiken, geringere Betriebskosten, höhere Ertragsfaktoren und der Wegfall des Betreiberrisikos sind hierbei als Vorteile zu nennen. Dem gegenüber stehen unter anderem hohe Umbaukosten aufgrund des Rückbaus der Strukturen, Kosten für eine mögliche Ergänzung von Balkonen und ein zu entwickelndes Serviceangebot oder Nutzungskonzept für das Erdgeschoss.

Senioren-Gemeinschaft

Für eine Umnutzung ehemaliger Hotels in Senioren-Gemeinschaften spricht der hohe demografische Bedarf an altersgerechten Wohnformen. Die Zahl der Personen im Rentenalter wird sich gemäß der neunten Bevölkerungsprognose bis 2040 bundesweit um 4,1 Millionen (23%) erhöhen. Bei dieser Nutzergruppe ist eine hohe Mietzahlungsbereitschaft zu erwarten, denn im Alter steigt der Bedarf an gemeinschaftlichen Angeboten. Allerdings ist durch die Zusammenlegung von Zimmern und die Zerstörung der Strukturen auch bei dieser Nutzungsform mit hohen Umbaukosten zu rechnen. Für die Flächen im Erdgeschoss gilt es ein Nutzungskonzept, idealerweise ein altersgerechtes Serviceangebot, zu entwickeln.

Derzeit entstehen interessante Wohnformen, die für Hotelumnutzungen in Frage kommen, jedoch ist bei allen Umnutzungsoptionen eine individuelle Prüfung des Marktes, Standorts und Objekts dringend erforderlich.