Nun wissen wir alle, dass LKW-Fahrer dringend gesucht werden. Denn „unerwarteter Weise“ hat der Transport von Gütern immer weiter zugenommen. Dafür ist nicht nur die Corona-Pandemie verantwortlich. Das bequeme Einkauf auf der Couch und die Lieferung bis an die Haustür jeglicher Art von Produkten und Dienstleistungen hat uns zu Bewegungsmuffeln gemacht. Doch die Transportleistung wird immer noch durch Diesel-Transporter und LKW erbracht. Wasserstoff- und Elektro-LKW sind nicht verfügbar. Welche Lösungen aktuell erarbeitet haben, hat luckx – das magazin recherchiert.
Batterien aufladen
Den eActros konnten wir Ihnen, unseren Leserinnen und Lesern, schon vor einigen Tagen präsentieren. Damit hat Mercedes-Benz gezeigt, dass der Elektroantrieb auch beim LKW funktioniert – wenn auch mit Einschränkungen. Nun geht das Frauenhofer Institut gemeinsam mit dem VDA noch einen Schritt weiter. Mit dem Projekt »Hochleistungsladen im Lkw-Fernverkehr« (HoLa) ist eines von drei Innovationsclustern für klimafreundliche Lkw-Antriebstechnologien am Start, die das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) kürzlich vorstellte. Konkret werden im HoLa-Projekt an vier Standorten je zwei Hochleistungsladepunkte mit dem Megawatt Charging System (MCS) aufgebaut und im realen Logistikbetrieb untersucht. Die Ladepunkte unterstützen die Anwendung dieses neuen Systems im Alltag und sind Grundlage für einen flächendeckenden Ausbau der Technologie. Am Projekt, das heute offiziell auf einer Auftaktveranstaltung gestartet wird, sind 13 Partner aus Industrie und Forschung beteiligt – darunter auch vier Lkw-Hersteller.
Um den Einsatz batterieelektrischer Antriebe und speziell das Megawattladen bei schweren Nutzfahrzeugen voranzutreiben, sind Hochleistungsladeparks unerlässlich. Hier sind momentan allerdings noch viele Fragen offen, insbesondere fehlen Erfahrungen beim Aufbau und Betrieb entsprechender Ladeparks. Genau hier setzt das neue Projekt »Hochleistungsladen im Lkw-Fernverkehr« (HoLa) an, das im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität vom BMVI gefördert wird.
Starkstrom entlang der Autobahn 2
Im Projekt werden insgesamt acht Hochleistungsladepunkte an vier Standorten aufgebaut und betrieben. Zunächst werden in einer ersten Phase CCS (Combined Charging System)-Ladepunkte sowie im Anschluss Hochleistungsladepunkte mit MCS-Technologie geplant und errichtet. Die Standorte liegen entlang der Autobahn A2 und sind zwischen dem Ruhrgebiet und Berlin angesiedelt – neben Autobahn-Raststätten zählen auch Logistikzentren dazu, um unterschiedliche Anwendungsfälle berücksichtigen zu können.
Dr. Patrick Plötz, der das Projekt am Fraunhofer ISI leitet, äußert sich wie folgt zum neuen HoLa-Projekt: „Trotz technologischer Fortschritte und internationaler Vereinbarungen stiegen die verkehrsbedingten CO2-Emissionen zuletzt an. Deshalb ist gerade im Verkehrssektor der Umstieg zu klimaneutralen Antrieben entscheidend – damit sich batterieelektrische Antriebe auch im Schwerlastverkehr durchsetzen können, braucht es einen massiven Infrastrukturausbau, speziell was das Megawattladen anbelangt. Im Projekt HoLa steuern wir das nötige Wissen hierfür durch den prototypischen Aufbau und Betrieb von Hochleistungsladeparks für Lkw bei. Damit wollen wir helfen, entsprechende Standorte für E-Lkw frühzeitig in Logistikprozesse zu integrieren und Nutzungserfahrungen beim neuartigen Schnellladen von E-Lkw zu sammeln. Wir freuen uns besonders, im Projekt ein branchenübergreifendes Netz an Partnern zur Verfügung zu haben, das neben etlichen Forschungseinrichtungen auch Energieunternehmen, Netzbetreiber, Lkw-Hersteller oder Raststätten-Betreiber zu seinen Mitgliedern zählt.“ Plötz betont zudem, dass im Projekt eine enge Abstimmung mit der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur geplant ist und die Erkenntnisse direkt in den von der Leitstelle koordinierten Ladeinfrastrukturaufbau für Nutzfahrzeuge einfließt.
Sicherlich werden dann die Trucker eine besondere Schulung erhalten müssen, wenn sie ihren „LKW unter Strom setzen“. Ob dann die Ladezeit als Arbeitszeit, ob die Fahrer dann in ihren Kojen schlafen dürfen und was sonst noch auf die Fahrer zukommt, wird sicherlich / hoffentlich auch in dem Projekt geklärt werden.