Abseits des Massentourismus?

Camping ist zwar in der Corona-Zeit populärer geworden. Doch so richtig zum Massentourismus fühlt sich der Camper eigentlich nicht. Rund 11 Millionen Menschen machen jährlich einen Campingurlaub. Das hat sich während der Corona-Jahre auch nur geringfügig erhöht, wie luckx – das magazin recherchierte. Luckx – das magazin setzt die Betrachtungen von Camping-Urlaub und Vanlife von Teil 1 fort.

Stationäre, traditionell Camper oder neu und unkonventionell?

Zwar gab und gibt es schon immer Camper, die ihr eigenes Ding machten und machen und zum Beispiel ihr Fahrzeug selbst ausbauen. Mit Vanlife ist eine ganz neue Kategorie dazu gekommen. Doch ein Lagerbildung lässt sich nicht feststellen; jedenfalls noch nicht. Denn Camper sind grundsätzlich sehr offen und solidarisch.

Trotzdem gibt es unterschiedliche Interessen und Ausprägungen, die mit Sicherheit noch etwas Zeit brauchen werden, bis sie harmonisch nebeneinander existieren können. Ein gewisser Konflikt zeichnet sich beispielsweise darin ab, dass sich ein großer Teil der alteingesessenen Branche gegen Konzepte der privaten, häuslichen Gastwirtschaft ausspricht – auch Kommunen haben tendenziell etwas gegen konträre Linien zur klassischen wirtschaftlichen Hotellerie.

Gleichzeitig bildet Wildcamping eine klare Konfliktlinie, wobei den Jüngeren unterstellt wird, sie wollten nur noch wild campen und würden sich dabei nicht korrekt verhalten. Dieses Klischee von wildcampenden jungen Leuten und Einsteigern ist allerdings wenig glaubwürdig. Wildcamping ist ein komplexes Thema. Doch gerade weil es zu wenige und insbesondere für Wildcamper unattraktive Stellplätze gibt, muss sich die Branche mit wandelnder Interessenlage auch anders aufstellen.

Trends beim Campen

Besonders das Thema Arbeiten und Campen ist im Kommen. Darauf muss und wird es Veränderungen in der Infrastruktur geben. So könnten beispielsweise Campingplätze Coworking-Spaces integrieren.

Der zweite große Trend ist klar die Suche nach Alternativen zum klassischen Campingplatz. Das war schon in den letzten Jahren ein großes Thema und wird immer mehr an Relevanz gewinnen. Als Drittes lässt sich die Erschließung neuer Reiseziele durch das Campen feststellen. Doch das erscheint nicht nur als reiner Camping-Trend, sondern diese Entwicklung gilt auch generell in der Reisebranche. Für das Camping ist es deshalb so spannend, weil selbst Orte ohne jede touristische Infrastruktur mit einem Camper bereist werden können und einem dies ganz neue Möglichkeiten eröffnet.

Ausstattung von Vans und Camper

Wer die zugelassenen Camper-Modelle der letzten Jahrzehnte mit den heutigen vergleicht, wird einen Trend ganz klar weg vom Wohnwagen hin zum Wohnmobil feststellen. Das spiegelt sich auch in den Zulassungszahlen wieder, die kontinuierlich abnehmen. Bei den Wohnmobil sind nicht mehr primär die großen, vollintegrierten Modelle gefragt, sondern zunehmend die kompakteren Varianten. Außerdem lässt sich noch klar beobachten, dass es immer mehr kleine Anbieter für den Ausbau der Fahrzeuge gibt. Es gesellen sich also individuelle Angebote zu den Produkten von Großanbietern.

Wo geht die Reise beim Vanlife hin?

Einerseits lässt sich vermuten, dass die Branche insgesamt weiterwachsen wird. Es werden mehr Camper unterwegs sein und entsprechend wird sich auch die Infrastruktur verändern. Das Angebot wird sich dem neuen Anspruch an Individualität und Naturverbundenheit weiter anpassen. Vanlife wird für mehr Menschen eine echte Alternative werden, gerade, da es gut mit vielen New-Work-Entwicklungen kombinierbar ist. Auf Herstellerseite werden sich mit Sicherheit neue, jetzt noch kleine Anbieter etablieren können und in Konkurrenz zu den alteingesessenen Anbietern treten. Generell wird der Fokus weg von „form follows function” gehen, wobei ein gewisses Maß an Funktionalität natürlich immer erhalten bleiben muss.

Faktoren wie Ästhetik, Wohnlichkeit und Gemütlichkeit werden eine immer größere Rolle spielen.

Andererseits lässt sich auch schon jetzt beobachten, dass aufgrund der fehlenden Stellplätze, der steigenden Kraftstoffpreise und Stellplatzkosten, der langen Lieferzeiten von Fahrzeugen und Zubehör und vielen mehr Campinginteressierte ihre Pläne nach den ersten Urlauben aufgeben, ihr Fahrzeug verkaufen und wieder zu Hoteltouristen werden. Doch an dieser Entwicklung hat die Branche einen Großteil selbst dazu beigetragen. Anstatt sich für mehr Stellplätze einzusetzen hat sie den lukrativen Markt mit Verleihfahrzeugen überschwemmt und kräftig daran finanziell partizipiert.

Wird fortgesetzt.

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