Nachhaltigkeitsstrategie

Die ehemalige norwegische Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland leitete eine UN-Kommission, die 1987 einen langfristig angelegten umweltverträglichen globalen Entwicklungsbericht vorlegte. Ziel war es, Methoden und Instrumente zur strategischen Umsetzung von nachhaltiger Entwicklung zu finden. Wie die Realität in Unternehmen aussieht, hat luckx – das magazin recherchiert.

Strategie

In den meisten Unternehmen ist eine Strategie überhaupt nicht vorhanden. Es wird dann immer „auf Sicht gefahren“. Was nichts anderes bedeutet, dass das Tagesgeschäft den Tagesablauf bestimmt. Doch Unternehmen müssen zur Sicherung des Unternehmensbestand und der Arbeitsplätze nicht auf Sicht fahren, sondern vorausschauend die Unternehmensentwicklung bestimmen. Doch dazu kommt es nicht, weil immer etwas Anderes dazwischen kommt. Die unternehmerische Aufgabe ist das Unternehmen weiter zu entwickeln – also am Unternehmen zu arbeiten – und nicht im Unternehmen zu arbeiten. Na klar, das ist schwierig. Doch wer soll denn die Unternehmensausrichtung bestimmen wenn nicht der Unternehmer selbst.

Wenn es keine Unternehmensstrategie gibt, dann bleibt auch eine Nachhaltigkeitsstrategie auf der Strecke. Doch gerade diese kann Unternehmen dabei helfen, die Nachhaltigkeit fokussiert anzugehen, langfristig zu verankern und auch noch klarer kommunizieren zu können. Dazu bedarf es keinen monate- oder jahrelangen Prozess eines bestehenden Unternehmens. Es geht um das Beginnen. Eine Strategie lässt sich parallel zum Tagesgeschäft entwickeln und sozusagen täglich optimieren.

Situation

Werden Mitarbeiter mit der Frage konfrontiert: „Verfügt Ihr Unternehmen über eine Nachhaltigkeitsstrategie?” antworten 72 % der deutschen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, dass sie gern von ihrem Arbeitgeber besser informiert werden möchten. Das lässt die Vermutung zu, dass es so etwas nicht gibt. Dabei ist Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Unternehmen von großer Bedeutung für Arbeitnehmer in Deutschland bei der Auswahl von und Entscheidung für einen Arbeitsplatz – dies ergab eine aktuelle, europaweite Umfrage. Dabei gaben 71 % aller Befragten in Deutschland an, dass das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Unternehmen ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung für einen Arbeitgeber ist – doch nur 62 % der Befragten wissen überhaupt, ob ihr Unternehmen über eine Nachhaltigkeitsstrategie verfügt.

Die Umfrage unter mehr als 4.500 Arbeitnehmer zwischen 18 und 76 Jahren im europäischen Raum* (davon mehr als 700 Arbeitnehmer im deutschen Bundesgebiet) ergab zudem, dass Entscheidungsträger in Unternehmen die Notwendigkeit verstehen, Nachhaltigkeitsstrategien umzusetzen und mit den wichtigsten Interessengruppen zu kommunizieren – allerdings Arbeitnehmer selten wissen, welche Maßnahmen in ihrem Unternehmen tatsächlich ergriffen werden.

Informationsdefizite

Weniger als ein Drittel der deutschen Befragten kennt die Nachhaltigkeitsrichtlinien ihres Arbeitgebers ausreichend. Wohl auch dadurch bedingt besteht der deutliche Wunsch nach mehr Transparenz: 72 % der befragten deutschen Arbeitnehmer würden gerne mehr über die Nachhaltigkeitsstrategie ihres Unternehmens erfahren.Klare Erwartungen an Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit. Die Umfrage ergab weiterhin, dass Arbeitnehmer eine klare Vorstellung davon haben, was ihrer Meinung nach die wichtigsten Nachhaltigkeitsmaßnahmen sind, die sie von ihren Arbeitgebern erwarten:

Fast die Hälfte der befragten Deutschen nennt an erster Stelle die Vermeidung und Reduzierung von Umweltbelastungen (47 %), gefolgt von der Gewährleistung ständiger Verbesserungen (34 %) sowie der soziale Impact von Initiativen, die den Gemeinden etwas „zurückgeben“ (32 %).

Auch besteht Klarheit darüber, welches die drängendsten Umweltthemen sind, die nach Meinung der befragten Arbeitnehmer ihr Unternehmen, für das sie tätig sind, berücksichtigen sollte: Genau die Hälfte der Befragten votierte für das Thema „Energie-Effizienz“ (50 %), dicht gefolgt von „Klimawandel“ (46 %) und 41 % nennen „Abfallwirtschaft, Reduzierung des Plastikverbrauchs und Aufbau einer Kreislaufwirtschaft“.

Ob Unternehmen inzwischen verstanden haben, wohin die Reise gehen soll, bleibt fraglich. Doch eines ist klar: Nachhaltigkeit wird nicht von heute auf morgen stattfinden, es braucht langfristiges Denken mit langfristigen Zielen.