Das dauert noch

Wer durch Innenstädte, Geschäfte und Messegelände schlendert, wundert oder freut sich über die wieder vorhandene Normalität. Die Masken sind gefallen, Hygieneregeln werden kaum noch eingehalten. Dabei ist jetzt schon die nächste Corona-Welle wieder im Anmarsch, wie luckx – das magazin recherchierte.

Sorglosigkeit angebracht?

Verständlich ist es schon, dass viele Mitbürgerinnen und Mitbürger die Masken fallen gelassen haben. Doch ist das immer und überall angebracht? Keiner ist gegen diese Virusinfektion immun. Auch geimpfte nicht. Deshalb sind weiterhin dringend die Corona-Hygiene-Regeln einzuhalten. Denn Long COVID lauert überall. Und es ist ein langer Weg zurück. Das gilt auch für Sportler. Mit welchen Auswirkungen Sportler in der Pandemie zu tun haben, soll näher betrachtet werden.

Allein viele hundert Kader-Athleten aus Deutschland haben oder hatten mit der Infektion zu kämpfen. Für einige bedeutet das die Aufgabe der Karriere und des Jobs, andere müssen sich auf einem langen Weg wieder mühevoll an die alte Leistung herankämpfen. Hinter den Kulissen forschen Sportwissenschaftler mit Hochdruck an den Schäden, die das Virus hinterlässt. Auch, um später verlässliche Reha- und Trainingspläne für Leistungs- und Breitensportler zu erstellen und einen sicheren Weg „Return to Sport“ aufzuzeigen.

Studien

Derzeit läuft eine große Studie des Bundesinstitutes für Sportwissenschaften mit erkrankten Athleten. Dazu eine Reihe kleinerer Studien. Prof. Dr. Wilhelm Bloch, Leiter des Institutes für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule Köln, erforscht die Mechanismen in der molekularen und zellulären Sportmedizin. Er sagt: „Wir wollen mögliche mittel- und langfristige Effekte erkennen. Momentan sind es jedoch vor allem Berichte und Fallstudien von Athleten, die sich zum Teil nach sieben Monaten immer noch mit den Nebenwirkungen herumschlagen.“

Selbst nach milden Verläufen werden Kurzatmigkeit, Fatigue (krankhafte Müdigkeit), eine verminderte Leistung und neurologische Ausfälle bei Sportlern beobachtet. Es gibt Gedächtnisprobleme, zum Teil Probleme mit dem Herzen und damit, normale Bewegungsabläufe zu koordinieren. Was auffällt: einige wenige Sportler haben sehr große Verluste an Muskelmasse (bis zu 10-15 Kilogramm), auch nach sehr kurzer Zeit.

Rund 40 bis 50 Prozent der Covid-19 Erkrankten haben auch noch 3 bis 6 Monate oder länger nach der Erkrankung mit einem oder mehreren Symptomen zu tun – der Begriff für „Long COVID“. Bloch: „Warum zum Teil die Atemmuskulatur betroffen ist, wissen wir allerdings noch nicht.“

Effekte durch Corona-Virus

In einer eigenen Studie untersuchen Bloch und Kollegen die Effekte des Corona-Virus im Blut: „Wir sehen Veränderungen der roten Blutkörperchen – der Erythrozyten – die kleiner werden. Auch die Membran-Eigenschaften verändern sich.“

Ein „Return to Sport“ ist bei vielen Athleten noch nicht abzusehen. „Einige werden sich nicht so erholen, dass sie wieder ihr altes Leistungsniveau erreichen. Das kann eine Welt sein, die da zusammenbricht“, sagt Bloch. Viele Athleten werden den Anschluss nicht schaffen können. Wichtig sei, dass die Sportler nicht ihren allgemeinen Gesundheitsstatus verlieren, so Prof. Bloch, aber auch das sei nicht bei allen auszuschließen. Die Ergebnisse werden erst in einem oder mehreren Jahren zu sehen sein.

Obwohl Sportler ein gut trainiertes Immunsystem haben, kann etwas von der Erkrankung „hängen“ bleiben. Eine Herzbeteiligung sieht man häufig erst nach zwei bis drei Wochen. Deshalb gilt es, jeden Athleten erst langsam wieder an den Sport heranzuführen. Auch lange nach einer Symptomfreiheit ist es im Körper nicht vorbei mit Corona. Nach einem freien Intervall von mehreren Monaten, kommen Covid-19 Patienten mit verschiedenen Symptomatiken wieder zum Arzt – vor allem mit Leistungsminderung, Dyspnoe und Fatigue.

Eine Mindestpause für Sportler nach Genesung sind 14 Tage. Danach beginnt ein dosiertes „Zurückführen“ – kein Training von 0 auf 100.

Vorher sollte ein Sportler voll durchgecheckt werden, mit Lungenfunktionstest, Belastungs-EKG, in speziellen Fällen eventuell auch Kardio-MRT.

Die Reha-Programme bestehen derzeit im Wesentlichen aus einem Atemmuskeltraining und einem spezifischen Atemtraining, welches in das Sport-Training eingebaut ist. Spezielle Reha-Programme werden schrittweise mit Auswertung immer größerer Datenmengen von erkrankten Sportlern erarbeitet.