Kälteempfinden

Wenn andere noch bei Minus 20 Grad Celsius draußen noch im T-Shirt herum laufen, kuscheln sich andere wiederum trotz 20 Grad in eine warme Denke. Manche Menschen frieren schneller, wie luckx – das magazin recherchierte.

Kälteempfinden

Das Kälteempfinden von Menschen ist sehr individuell: Während einige auch im Winter ohne Socken durch die Wohnung laufen, fröstelt es andere sogar unter einer Wolldecke. Wie schnell jemand anfängt zu frieren, wird von unterschiedlichen Faktoren bestimmt. Frieren schützt vor einer Unterkühlung des Körpers und ist damit überlebenswichtig. So erfassen die Kälterezeptoren in der Haut bereits eine geringe Absenkung der Umgebungstemperatur. Weitergeben werden diese Information an das zentrale Nervensystem. Anschließend gelangt sie über das Rückenmark ins Gehirn und den Hypothalamus. Dort findet die Regulation der Körperkerntemperatur statt. Schicken die Rezeptoren vermehrt Signale, sendet der Hypothalamus bestimmte Befehle, die dafür sorgen, dass sich die Kerntemperatur erhöht: Es kommt zu einer Konzentration des Blutstroms auf die Körpermitte mit ihren lebenswichtigen Organen sowie zum Gehirn. Weitere Signale des Körpers sind Muskelzittern zur Wärmeproduktion, „Gänsehaut“ zum Verschließen der Hautporen und eine Verengung der Blutgefäße. Das ist deshalb so, weil die Anzahl und Verteilung der Kälterezeptoren genetisch bedingt und deshalb bei jedem Menschen individuell ist, ist auch das Kälteempfinden unterschiedlich stark ausgeprägt.

Wer friert schneller?

Auch wer wenig Körperfett hat, friert schneller, da der Körper dann schlechter isoliert ist. Entscheidender ist jedoch die Muskelmasse: Mehr Muskelmasse erhöht die Energieverbrennung und steigert so die Wärmeproduktion. Bei Männern beträgt der Muskelanteil altersabhängig ungefähr 40 bis 50 Prozent; Frauen haben rund 30 bis knapp 40 Prozent. Bei Männer gibt’s noch einen weiteren Vorteil: Ihre Haut ist um bis zu fünfzehn Prozent dicker als die von Frauen. Bei einer kältebedingten Verengung der Gefäße wird dünnere Haut schlechter durchblutet, wodurch die Oberhaut schneller an Wärme verliert. Damit ein Ungeborenes im Falle einer Schwangerschaft nicht gefährdet ist, verlagert sich der warme Blutstrom von Frauen bei Kältewahrnehmung zudem schneller ins Körperzentrum. Die Folge: kalte Hände und Füße.

Das begünstigt frieren

Besonders kälteempfindlich sind darüber hinaus ältere Menschen. Sie haben weniger Muskeln, dünnere Haut sowie einen geringeren Grundumsatz. Bei Kindern stehen Körperoberfläche und -volumen in einem anderen Verhältnis als bei Erwachsenen, weshalb auch sie leichter frieren. Ein niedriger Blutdruck kann ebenfalls dazu führen, dass Betroffene mehr unter kühlen Temperaturen leiden. Doch aufgepasst: Friert man stärker als andere, kann eine Erkrankung die Ursache sein. Neben grippalen Infekten in Verbindung mit Fieber kann beispielsweise auch eine Schilddrüsenunterfunktion, Eisenmangel sowie eine Krebserkrankung oder Magersucht mit körperlichem Auszehren die Ursache sein. Wer vor allem an bestimmten Stellen friert, leidet womöglich an einer Durchblutungsstörung, wie sie etwa bei Arteriosklerose oder Diabetes auftreten kann. Durchblutungsstörungen sind manchmal auch eine unerwünschte Nebenwirkung von Medikamenten wie hormonellen Verhütungsmitteln, Betablockern oder Diuretika.

Das hilft gegen die Kälte

Doch was tun, wenn einem die Kälte dauerhaft zusetzt? Bewegung hilft immer. Schon wenige Schritte in der Wohnung sorgen für eine bessere Durchblutung. Besser ist aber ein Spaziergang. Das wärmt alles den Körper auf, weil die Muskeln mehr Wärme freisetzen. Abhärtung funktioniert ebenfalls bis zu einem gewissen Grad: Bei regelmäßigen Aufenthalten im Freien, Wechselduschen und -bädern oder Saunagängen passen sich die Gefäße schneller an neue Temperaturen an. Darüber hinaussollte Kleidung im in mehreren Schichten getragen werden. So kann die Körpertemperatur konstant gehalten und wenn es zu warm wird, kann eine Schicht bei Bedarf abgelegt werden. Es sollten Heißgetränke getrunken sowie ausreichend und gesund essen werden. Außerdem sollten Kälteempfindliche auf genug Schlaf achten und Stress vermeiden. Denn bei Übermüdung und Stress schüttet der Körper vermehrt Adrenalin aus und schaltet auf Sparflamme, was sich auf die Körperkerntemperatur auswirkt. Alkohol gilt es besser zu vermeiden: Obwohl er die Gefäße erweitert und die Rezeptoren daraufhin ein Wärmesignal ans Gehirn schicken, geht dem Körper in Wahrheit mehr Wärme verloren.