Unsichtbares Risiko?

Radon ist ein radioaktives Gas, dass durch niedrige Dosen eine positive Wirkung auf unser biologisches System haben soll. Ob das tatsächlich so ist, wird in der Medizin kontrovers diskutiert. Aber warum ist Radon dann so gefährlich? Dieser und weiteren Fragen ging luckx – das magazin nach.

Wirkung auf die Gesundheit

Radon ist ein Giftgas und ein natürliches Nebenprodukt eines geologischen Zusammenbruchs, den es überall auf der Welt gibt, seit es Menschen gibt. Die meiste Zeit unserer Geschichte war es auch kein Thema. In der natürlichen Umwelt vermischt sich Radongas schnell mit der Luft und verdünnt sich auf ein Niveau, das uns nicht schadet. Als wir jedoch in Innenräume umzogen – und insbesondere in die modernen Häuser – haben wir uns mit Gebäuden umgeben, die gefährliche Gase hervorragend einfangen und konzentrieren. Deshalb ist es wichtig, Radon zu verstehen und zu wissen, was wir tun können, um uns davor zu schützen.

Über die Atemluft gelangt Radon in die menschliche Lunge und kann Lungenkrebs verursachen. Das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, ist umso größer, je mehr Radon sich in der Atemluft befindet und je länger Radon eingeatmet wird. Ein Schwellenwert, unterhalb dessen Radon mit Sicherheit ungefährlich ist, ist nicht bekannt. Bekannt ist aber, dass rund fünf Prozent aller Todesfälle durch Lungenkrebs in der deutschen Bevölkerung Radon zugeschrieben werden können. Somit ist Radon nach dem Rauchen eine der wichtigsten Ursachen für Lungenkrebs.

Wenn Radon radioaktiv zerfällt, entstehen als kurzlebige Folgeprodukte radioaktive Isotope von Polonium, Wismut und Blei. Sie sind in der Luft überwiegend an Staubteilchen, so genannte Aerosole, angelagert. Während das gasförmige Radon fast vollständig wieder ausgeatmet wird, lagern sich die radioaktiven Folgeprodukte Polonium, Wismut und Blei an das empfindliche Lungengewebe an und zerfallen dort weiter. Dabei entsteht Alphastrahlung. Diese Strahlung kann die Zellen in der Lunge schädigen, insbesondere das darin enthaltene Erbgut bzw. die DNA. Dadurch kann Lungenkrebs entstehen.

Radon führt auch zu einer Strahlendosis für andere menschliche Organe, vor allem für den Hals-Nasen-Rachenraum oder die Haut. Für alle anderen Organe ist die Strahlendosis selbst bei erhöhten Radon-Konzentrationen sehr klein. Dies gilt auch bei Schwangeren für deren Ungeborenes. Belege dafür, dass durch langjährige erhöhte Radon-Konzentrationen in geschlossenen Räumen andere Erkrankungen als Lungenkrebs entstehen können, gibt es bisher nicht.

Gefahr durch Radon?

Wird Radon und seine radioaktiven Folgeprodukte über einen längeren Zeitraum in erhöhtem Maße eingeatmet, steigt das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. Das Internationale Krebsforschungszentrum (IARC) in Lyon, das von der Weltgesundheitsorganisation WHO eingerichtet wurde, stuft Radon als nachgewiesen krebserregend für den Menschen ein. Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) und die deutsche Strahlenschutz-Kommission (SSK) schließen sich dieser Bewertung an. Das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, ist umso größer, je mehr Radon in der Atemluft ist und je länger der Zeitraum ist, in dem Radon eingeatmet wird. Es steigt mit der langjährigen Radon-Konzentration in der Wohnung linear an, ergaben Studien. Es gibt keinen Hinweis auf einen Schwellenwert, unterhalb dessen Radon mit Sicherheit kein Gesundheitsrisiko darstellt. Pro 100 Becquerel pro Kubikmeter Raumluft langjähriger Radon-Konzentration erhöht sich das Lungenkrebsrisiko um etwa 16 %.

Vorkommen

Die Radon-Konzentrationen im Boden, in der Luft und in Innenräumen sind lokal und regional unterschiedlich. Wie sich Radon zum Beispiel im Erdreich ausbreitet, hängt davon ab, wie durchlässig der Boden ist. Bis zu einer Tiefe von zirka einem Meter beeinflusst auch die Witterung die Ausbreitung von Radon. Radon kommt regional in unterschiedlicher Konzentration im Boden vor.

In jedem Baumaterial aus natürlichem Gestein ist – abhängig von seiner geologischen Herkunft – ein natürlicher Anteil an Uran und Radium enthalten. Zerfallen Uran und Radium, entstehen Radon und seine Folgeprodukte und werden aus dem Baumaterial ins Gebäude freigesetzt. Messungen des BfS belegen, dass Baustoffe wenig zur Radon-Konzentration von Aufenthaltsräumen beitragen.

Gelangt Radon aus dem Boden an die Erdoberfläche, wird es in die bodennahe Atmosphäre freigesetzt. Dort vermischt es sich schnell mit der Umgebungsluft und tritt üblicherweise in geringen Konzentrationen auf. Das Einatmen von Radon im Freien führt zu einer relativ geringen Strahlenbelastung von 0,1 Millisievert pro Jahr, die als Teil der natürlichen Strahlenbelastung unvermeidlich ist.

Wie hoch die Konzentration von Radon in einem Gebäude ist, hängt unter anderem davon ab, wie viel Radon im Baugrund entsteht, wie durchlässig der Baugrund für den Transport von Radon ist und wie das Gebäude gebaut ist. Im Jahresmittel weisen Aufenthaltsräume eine Radon-Konzentration von durchschnittlich 50 Becquerel pro Kubikmeter auf. Nur Messungen können sicher klären, welche Radon-Konzentrationen in den Aufenthaltsräumen eines Gebäudes tatsächlich vorkommen.

Radon ist leicht in Wasser löslich und kann über Wasserleitungen auch in Gebäude gelangen: Es wird aus dem Trinkwasser beim Kochen und Duschen freigesetzt oder beim Trinken aufgenommen und trägt so zur Strahlenbelastung des Menschen bei. Die Strahlenschutzkommission empfiehlt, dass die Radon-Konzentration im Trinkwasser nicht mehr als 100 Becquerel pro Liter betragen sollte. Das BfS hat umfangreiche Messungen von Radon im Trinkwasser Deutschlands vorgenommen. Fortsetzung hier.

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