Reduzierung der Umweltbelastung

Die Yacht-Branche ist nicht dafür bekannt, die Umweltbelastungen zu reduzieren. Aktuell werden täglich tausende Liter Diesel verbrannt, um die Freizeit auf dem Wasser zu genießen. Doch die Yachtbauer sehen in der Pflicht hier dramatische Veränderungen zu ergreifen. Wie das funktionieren kann, zeigt luckx – das magazin am Beispiel der Strategie der italienischen Yachtwerft Azimut.

Design ist nicht alles
Italienische Yachten sind bekannt und beliebt für ihr Design. Doch Design ist jetzt nicht mehr alles. So muss auch Azimut, führend im Design und in der Produktion von Yachten, Technologie und Schönheit vereinen. Während der Pressekonferenz beim Cannes Yachting Festival zeigten die Italiener ihren Weg auf, wie er ihrer Vorstellung nach zur Reduzierung der Umweltbelastung durch die Senkung der CO2-Emissionen eingeschlagen werden soll. Die Werft präsentierte die Ergebnisse ihrer Bemühungen, die von einem wissenschaftlichen Gremium zertifiziert wurden. Des Weiteren wurde neue Ziele benannt, die mit konkreten Maßnahmen und Partnern verfolgt werden. Schrittweise soll eine Dekarbonisierung erfolgen. Unterstützung fand die Werft im Politecnico di Torino, Eni Sustainable Mobility, Lloyd’s Register und Superyacht Eco Association, eine vom Yacht Club de Monaco und der Credit Suisse gegründete gemeinnützige Organisation.
Meilensteine auf Azimuts grünem Weg ist die erste an Bord getestete Brennstoffzelle. Es ist die erste Hybridyacht, der eine Flotte von Low Emission Yachten folgen sollen, die bis zu 30 % weniger CO2 ausstoßen als vergleichbare Boote mit Wellenantrieb. Diese neuen Boote wurden vorgestellt und sollen in den nächsten Jahren in den Markt kommen: die Seadeck 9 und die Grande 30M.

Nun ist es nicht so, dass man mal eben so eine Idee hat und Schwupp die Wupp kann das Boot zu Wasser gelassen werden. Das betraf eines langen Prozesses ähnlich wie im Landfahrzeugbau. Die vorgestellten Boote müssen von Grund auf neu konstruiert werden. So ist ein Vorlauf von drei bis vier Jahren anzunehmen.

Suche nach alternativen Antriebsstoffen
„Wir warten nicht einfach auf die Lösungen der Zukunft, sondern wir verbinden die Forschung von morgen mit den konkreten Antworten von heute und validieren unsere Forschung mit den besten wissenschaftlichen und zertifizierten Einrichtungen“, stellte Giovanna Vitelli, Vorsitzende der Azimut|Benetti Group, fest. Zu diesem Ansatz gehört auch die Suche nach Alternativen zu fossilen Brennstoffen. Die eigene F&E-Abteilung sucht und testet Lösungen von Biodiesel bis hin zu synthetischen Brennstoffen. Der Wunsch, mit einer wissenschaftlichen und objektiven Methode zu bewerten, welche Lösung unmittelbar anwendbar und wirksam sein könnte, veranlasste die Werft, sich an die Energieabteilung des Politecnico di Torino und an Professor Massimo Santarelli, Professor für fortschrittliche Energiesysteme an der Universität Piemont und der Königlichen Technischen Hochschule KTH in Stockholm, zu wenden.
Das Politecnico hat auf der Grundlage der im Automobil- und Luftfahrtsektor gesammelten Erfahrungen eine unabhängige und umfassende Studie über alternative Kraftstoffe für die Sportbootindustrie durchgeführt. Die Studie analysiert HVO-Biodiesel, Methanol und Wasserstoff und vergleicht deren Effizienz, Sicherheit, Verfügbarkeit und Kosten in einem kurz- und mittelfristigen Zeithorizont. Die von Professor Santarelli vorgestellten Ergebnisse heben die Vorteile von Biodiesel gegenüber Methanol und Wasserstoff hervor: Grünes oder synthetisches Methanol, das die CO2-Emissionen wirksam reduziert, ist eine Option, die aufgrund kritischer Fragen im Zusammenhang mit der Produktion und dem Vertrieb kurzfristig nicht umgesetzt werden kann, aber längerfristig vielversprechend sein könnte. Graues Methanol hingegen hat einen höheren Lebenszyklus-Fußabdruck als herkömmlicher Diesel. Wasserstoff stellt aufgrund der Komplexität der Lagerung und des sicheren Managements an Bord eine weit entfernte Alternative dar: „Heute ist Biodiesel die einzige brauchbare Alternative zu fossilen Brennstoffen und derzeit die effektivste, um zur Dekarbonisierung des Sportbootsektors beizutragen“, erklärt Professor Santarelli.
HVO-Biodiesel ist die derzeit ausgereifteste Lösung, die sofort und praktisch eingesetzt werden kann; die Einführung erfordert keine wesentlichen Änderungen am Lager- oder Antriebssystem. Das Ergebnis hat die Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Gruppe davon überzeugt, weiter mit zukunftsweisenden Optionen zu experimentieren, und bestätigt den vor zwanzig Jahren eingeschlagenen Weg, den Einsatz von diesel-elektrischen oder hybriden Antrieben mit der fortschrittlichsten Schiffsarchitektur in dieser Kategorie – der der Azimut Low Emission Yachts: Kohlefaser, hocheffiziente Rümpfe und Antriebe – und dem besten alternativen Kraftstoff zu kombinieren. Das ist der Weg zur Senkung der CO2-Emissionen, der heute beginnt.