Das dauert noch

Als die Atomkraftwerke in Fukushima durch riesige Wellen von Reaktorunfällen betroffen waren, hat auch die damalige Bundesregierung den vorgezogenen Atomausstieg beschlossen. Dieser wurde dann 2023 in Mitten der Energiekrise umgesetzt. Richtig oder falsch? Die Diskussion darüber ist immer noch nicht beendet. Doch wir müssen nun in die Zukunft schauen, meint luckx – das magazin.

Zukunftsaussichten

Ob richtig oder nicht, ob Atomkraftwerke in der aktuellen Energiesituation helfen können, bleibt unbeantwortet. Und das Strom über über Ländergrenzen im europäischen Verbunden ausgetauscht wurde und wird, ist systembedingt. Unabhängig davon ist nach Alternativen zu suchen. Insbesondere für die individuelle Mobilität. Einigkeit besteht – im Großen und Ganzen – darin, dass die Elektromobilität nur eine Übergangslösung sein kann. Denn sowohl die Energielieferung als auch die Herstellung von E-Fahrzeugen und insbesondere Batterien ist nicht umweltgerecht und fördert die Abhängigkeit von Lieferanten; insbesondere von China. Da helfen dann in der Not auch keine vertraglichen Vereinbarungen.

Mit einem Blick auf den europäischen Fahrzeugbestand macht sich dann Ernüchterung breit: Rund 360 Millionen Fahrzeuge, davon allein rund 55 Millionen in der Bundesrepublik, sollen auf Elektroantrieb umgestellt werden. Wenn wie geplant jährlich 1,5 Millionen E-Fahrzeuge produziert werden, ist der Umstellungshorizont nicht einmal in Sichtweite. Auch bei einer Produktion von 15 Millionen Fahrzeugen jährlich, wird es mehr als 20 Jahre dauern, bis der letzte Benziner oder Diesel verschrottet wird – oder im Museum landet.

20 Jahres-Horizont

Dass für 360 Millionen Fahrzeuge entsprechende Batterien und E-Motoren mit seltenen Erden benötigt werden, ist aktuell noch so. Sicherlich werden künftig auch andere Materialien zur Verfügung stehen. Doch auch hier wird es Entwicklungen geben, die im 20-Jahre-Horizont diskutiert werden müssen. Wir wollen jetzt nicht tiefer einsteigen, wie die Stromversorgung erfolgen könnte. Jedenfalls wird es nicht mit einer Gleichstromleitung aus Nordafrika möglich sein, die Stromversorgung europaweit sicherzustellen. Ebenfalls werden die Solaranlagen auch nicht jedes Auto aufladen können.

So sind die Alternativen wie Wasserstoff und Methanol unbedingt in die Betrachtung einzubeziehen. Denn eines ist klar: die fossilen Energieträger müssen nicht nur aus Umweltschutzgründen abgelöst werden. Es müssen einfach zu händelnde Möglichkeiten entwickelt werden, die es Autofahrern ermöglicht, schnell und ohne großen Aufwand wie bei Diesel und Benzin ihre Fahrzeuge mit Energie zu Versorgung. Was die Methanolproduktion angeht, bietet die deutsch-österreichische Industriegruppe Obrist mit ihren Entwicklungen eine Lösung an. Nach eigenen Angaben zufolge stößt sie auf ein wachsendes internationales Interesse an Anlagen zur Methanolproduktion. Die Gruppe hat ein patentiertes Verfahren entwickelt, um aus Sonnenenergie Methanol herzustellen, das als universeller Energieträger für die Industrieproduktion, den Gebäudesektor (Wärme) und den Verkehr (Treibstoff für Autos) nutzbar ist. Das Verfahren arbeite „klima-positiv“, weil es bei der Methanolherstellung der Atmosphäre mehr Kohlendioxid entziehe als bei der späteren Verbrennung freigesetzt wird, behauptet das Unternehmen. Man spricht daher auch von „below zero“ oder „grünem Methanol“.

Methanolwirtschaft

Die Obrist Group hatte erst kürzlich eine neue globale Allianz gemeinsam mit EWU Tech Ltd., DSE Green Technology Holdings mit über 25 europäischen Technologiepartnern sowie Global Enterprises Ltd. geschlossen, zur Errichtung von Methanolproduktionsstätten nach dem patentierten Obrist-Verfahren. Konkrete Projekte sind in Namibia, Ägypten, Thailand und den USA geplant. „Immer mehr Staaten erkennen die Möglichkeit, durch die Umstellung auf eine Methanolwirtschaft ihre Klimaziele zu erreichen, ohne Einbußen beim Wirtschaftswachstum befürchten zu müssen“, berichtet Firmenchef Frank Obrist über seine Gespräche mit Wirtschafts- und Energiepolitikern aus aller Welt. Mittels Methanol ließen sich die vorhandenen Infrastrukturen für fossile Energieträger weiterhin nutzen, vom Transport in Pipelines oder Tankschiffen über die industrielle Energienutzung bis hin zu Autos mit Verbrennungsmotor. Dadurch wäre eine Methanolwirtschaft „um Größenordnungen kostengünstiger“ als die Umstellung auf Strom oder Wasserstoff als Energieträger. Für die Stromversorgung müsste neue Leitungen verlegt werden. Die Gaswirtschaft ist nach eigenen Angaben in der Lage, innerhalb von 2 Jahren eine Umstellung vorzunehmen. Und zwar kostenneutral, weil sie sowieso die zur Diskussion stehenden Umstellungskosten von rund 5 Milliarden Euro durch Reparatur- und Instandsetzungsmaßnahmen an den Gasleitungen aufbringen muss.

Methanolproduktion

Die Nachfrage von Produktionsstätten im Ausland scheint eine Möglichkeit zu sein. Frank Obrist: „Die Methanolproduktion im großen Stil rechnet sich nur in Gebieten in Äquatornähe, in denen die Sonnenenergie im Überfluss zur Verfügung steht. Doch weil der Transport so einfach und preisgünstig ist, lohnt es sich, am Äquator zu produzieren und Methanol durch Pipelines oder Tanker dahin zu verteilen, wo die Energie gebraucht wird.“ Auf Nachfrage von luckx – das magazin räumte das Unternehmen ein, dass auch kleinere Anlagen im Süden Europas möglich wären.

Methanol hat eindeutige Vorteile. Es ist bei Normaltemperatur flüssig und bedarf im Gegensatz zu Wasserstoff keiner besonderen Druckbehälter für den Transport. Laut einer aktuellen Studie des Öko-Instituts im Auftrag des NABU (Naturschutzbund Deutschland) könnten die Tankschiffe mit Methanol angetrieben werden, um die Umweltbelastung zu minimieren. Dies wäre laut Studie deutlich umweltfreundlicher nicht nur als der Einsatz von Schweröl, Diesel oder Ammoniak, sondern auch als die Nutzung von Flüssigerdgas (LNG). Dies geht einher mit der generellen Infragestellung des LNG-Transports durch die US-Regierung seit Anfang dieses Jahres mit der Begründung, dass Flüssigerdgas unterm Strich dem Klima schade.

Grünes Methanol, das mit Methanol-getriebenen Tankern transportiert wird, sollte nach der Entscheidung von US-Präsident Joe Biden, den Ausbau des LNG-Exports zu stoppen, auch in der Europäischen Union und insbesondere in Deutschland stärker in Betracht gezogen werden“, argumentiert Frank Obrist. Zwar sei die Methanolproduktion innerhalb der EU aufgrund der geringen Sonnenintensität in Europa nicht wirtschaftlich. „Aber Investitionen in den Aufbau von Produktionsanlagen in sonnenreicheren Ländern mit Lieferverträgen zur Methanolversorgung Europas sind sehr wohl eine Option“, appelliert der Firmenchef an die Politik, diese Möglichkeit zur Stärkung der Energieversorgungssicherheit in der EU zu eruieren.