Es tut doch gar nicht weh!

Manche Erkrankung merkt man erst im fortgeschrittenen Stadium. So ist es zum Beispiel beim Bluthochdruck. Eigentlich ist immer alles okay. Erst bei einer Routineuntersuchung fallen die erhöhten Werte auf, wie luckx – das magazin recherchierte.

Risiko

Die Blutdruckerhöhung ist ein schleichender Prozess. Da sie sehr langsam, aber kontinuierlich erfolgt, fällt es den Betroffenen gar nicht auf. Besondere Schmerzen entstehen auch nicht. Doch diese Blutdruckveränderungen können unsere Gesundheit ruinieren und unsere Lebenszeit deutlich verkürzen: Bluthochdruck ist – unerkannt oder unbehandelt – der gesundheitliche Risikofaktor Nummer eins. So ist die Anzahl der Menschen mit Bluthochdruck in den vergangenen Jahren wieder gestiegen. „Aus ärztlicher Sicht gibt es eine riesige Versorgungslücke, denn jeder Dritte mit Bluthochdruck – das sind bis zu 10 Millionen Menschen in Deutschland – weiß nichts von seiner Veranlagung”, warnt der Internist Prof. Dr. med. Markus van der Giet, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga. Insgesamt sind rund 30 Millionen Menschen allein in Deutschland von zu hohem Blutdruck betroffen, darunter viele jüngere.

Dabei ist das Risiko sehr hoch. Denn Menschen, die jahrelang zu viel Druck auf ihren Blutgefäßen haben, müssen mit schweren Organschäden, Nierenversagen, Herzinfarkt oder Schlaganfall rechnen. Nur rund die Hälfte der Betroffenen ist ausreichend gut behandelt. Aktuelle Zahlen aus dem Gesundheitsatlas Deutschland zeigen, dass die Anzahl der Menschen mit Bluthochdruck wächst. Hypertonie ist bei den meisten Betroffenen eine angeborene Veranlagung. Sie können also nichts dafür. Aber der Lebensstil befeuert die Erkrankung – Übergewicht, zu wenig Bewegung, Rauchen, viel Salz oder Stress, also die typischen Faktoren unserer Leistungs- und Wohlstandsgesellschaft.

Gefahr für das Herz-Kreislauf-System

Der erhöhte Druck in den Gefäßen gilt als der größte Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese zählen zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Bei Bluthochdruck setzt die Gefäßalterung früher ein, Gefäße verkalken und der Druck steigt weiter an. Bluthochdruck tut nicht weh, man spürt ihn nicht – darum gilt er als stiller Saboteur. Die Weltgesundheitsorganisation nennt ihn sogar einen stillen Killer. Übermäßiges Schwitzen oder eine gerötete Gesichtshaut sind nur unspezifische Symptome. Das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöht sich deutlich. Das Herz-Kreislauf-System wird in Mitleidenschaft gezogen, was unter anderem auch zu Nieren- oder Augenerkrankungen führen kann.

Ab 140 wird’s gefährlich!

Liegt der obere, systolische Messwert bei 140 oder darüber, sollte man aktiv werden – egal, ob man den Wert einmal oder mehrmals gemessen hat. Der hohe Wert und eine mögliche Ursache sollten dann beim Hausarzt abgeklärt werden. Die gute Nachricht lautet: Bluthochdruck ist in den meisten Fällen gut behandelbar. Durch eine gesündere Lebensweise kann ein geringfügig erhöhter Blutdruck wieder sinken. Wenn Medikamente notwendig werden, gibt es für die individuelle Therapie eine Reihe geeigneter Arzneimittel, die der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin für den jeweiligen Fall auswählt, so der Fachmann.

Eine Vielzahl von Fragen tun sich auf:

Was sind die Anzeichen für einen hohen Blutdruck? Wie oft sollte man messen – und wie geht das? Wann ist er bei einem Kind zu hoch? Gibt es Wechselwirkungen zwischen Medikamenten? Geht es auch ohne Medikamente?

Bei demjenigen, wo der hohe Blutdruck bekannt ist, hat sein Lebensrisiko im Griff. Doch die schon benannten 10 Millionen Menschen mit unerkanntem Bluthochdruck leben in einer gefährlichen Situation. Denn sie wissen nichts von ihrem Problem. Meist sind sie jung, haben oft Stress, ihr übermäßiges Schwitzen schieben sie auf ihren fordernden Alltag. Zwar fühlen sie sich oft unwohl, unruhig und unausgeglichen. Aber Bluthochdruck schließen sie aus und schieben es eher auf die ältere Generation. Wenn sie zum Beispiel für eine Sportart ein Gesundheitszertifikat benötigen, fällt der zu hohe Blutdruck auf. Doch ein regelmäßiger Check wird nicht durchgeführt. Erst bei einem viel späteren Arztbesuch fällt der zu hohe Blutdruck wieder auf. Aus der Familienhistorie wird dann bewusst, dass es schon Bluthochdruck in der Familie gab. Erst eine Langzeitblutdruckmessung bestätigt die Vermutung, dass besonders in Stresszeiten der Blutdruck in schwindelerregende Höhen steigt und auch nachts bedenklich hoch ist. Eine Untersuchung des Augenhintergrunds zeigt schließlich, dass die feinen Gefäße im Auge bereits geschädigt sind. Mit einer frühzeitigen Untersuchung und Behandlung des Bluthochdruck wäre diese Gefäßerkrankung zu verhindern gewesen.