Doppelte Ernte

Die Landwirtschaft ist arg gebeutelt: auf er einen Seite gehört sie zu den großen Umweltbelastern diese Erde, wenn wir zum Beispiel die Verwendung von Pestiziden und Gülleeintrag betrachten. Andererseits benötigen wir die Bauern, um unsere Ernährung u sichern. Wie sich die Landwirtschaft besser positionieren kan, hat luckx – das magazin recherchiert.

Sonne und Acker

Doch Bauern bringen nicht nur Unkrautvernichter auf den Acker. Insbesondere die Bio-Landwirtschaft versucht mir ihren Möglichkeiten das Bild des Bauern in der Bevölkerung auf das des Lebensmittelversorgers anzuheben. Doch nicht nur damit versucht die Landwirtschaft ein anderes Bild zu vermitteln. Auch bei der Energieversorgung kann sie einen großen Teil beitragen. So gewinnt die Agri-Photovoltaik eine größere Bedeutung. Bei der Agri-Photovoltaik wird der Boden zweifach genutzt: zuerst für den Anbau von Lebensmitteln und dann auch mit Hilfe von Photovoltaik Energie zu erzeugen. Und das hat einen wichtigen Grund. Um die ehrgeizigen Ziele der bis 2030 zu erfüllen, müssen rund 750 Gigawatt (GW) an Solarenergie installiert werden. In diesem Zuge gewinnen unter anderem das duale Landnutzungskonzept wie Agri-Photovoltaik (PV) an Bedeutung. Laut einer Studie der dena (Deutsche Energie-Agentur) steht Agri-PV in Europa vor einem Markthochlauf, unterstützt durch Förderprogramme und eigenen Gesetzgebungen. Gleichzeitig verzeichnet die angewandte Forschung zur Agri-PV große Fortschritte, und zunehmend mehr Projekte werden umgesetzt. Auf der Intersolar Europe, der weltweit führenden Fachmesse für die Solarwirtschaft, haben Besucher die Möglichkeit, eine vielfältige Palette an Technologien, Produkten und Lösungen kennenzulernen sowie tiefgehende Einblicke in aktuelle Best Practices und Entwicklungen zu erhalten. Die Intersolar Europe findet vom 19. bis 21. Juni 2024 im Rahmen von The smarter E Europe in München statt.

Anwendungen

Landwirtschaft oder erneuerbare Energien – in der Vergangenheit war dies eine Entweder-oder-Frage. Heute jedoch bietet die Agri-PV als innovatives Anwendung vielversprechende Möglichkeiten für Landwirtschaft und Klimaschutz. Sie verspricht, landwirtschaftliche Produktion und erneuerbare Stromerzeugung auf derselben Fläche zu vereinen. Statt zu konkurrieren, können Photovoltaik und Photosynthese sich also effektiv ergänzen. Europäische Länder wie Deutschland und Frankreich fördern die Agri-PV, um den Solarausbau voranzutreiben und gleichzeitig die Flächenkonkurrenz zu minimieren. Deutschland hat mit dem Solarpaket 1 ein eigenes Auktionssegment mit einem Höchstwert für „besondere Solaranlagen“ – darunter zählen unter anderem Agri-PV-Anlagen – eingeführt, und Frankreich gilt als Vorreiter mit eigener Gesetzgebung. Andere Länder wie Österreich und die Niederlande sind ebenfalls führend in der Agri-PV. Trotz dieser Fortschritte fehlt jedoch derzeit auf gesamteuropäischer Ebene eine einheitliche Gesetzgebung, was zu einem hohen Ressourcenaufwand bei internationalen Investoren und Projektentwickern führt.

Chancen

Eine einheitliche Gesetzgebung ist mittelfristig unerlässlich, um das volle Potenzial der Agri-PV auszuschöpfen. Und ihre Vorteile liegen klar auf der Hand: Sie ermöglicht die Vereinbarung von Solarenergie und Landwirtschaft sowie den Zusatznutzen für landwirtschaftliche Betriebe durch den Schutz vor Sturm-, Hagel-, Frost- und Dürreschäden. Zusätzlich führt sie zu niedrigeren Stromgestehungskosten im Vergleich zu kleinen PV-Dachanlagen und diversifiziert das landwirtschaftliche Einkommen. Darüber hinaus führen die Verschattung und der Windschutz zu weniger Verdunstung, innovative Modelle mit Regenwassergewinnung auf den Paneelen und dessen Nutzung für die Bewässerung der Pflanzen stehen in den Startlöchern. Die Resilienz vieler landwirtschaftlicher Betriebe gegenüber Ernteausfällen kann mit diesen Maßnahmen erhöht werden.

Die Anwendungsbereiche von Agri-PV erstrecken sich über verschiedene Bereiche der Landwirtschaft, darunter Garten- und Weinbau, Ackerland sowie Viehweiden. Im Garten- und Weinbau zeigt sich das Potenzial von Agri-PV besonders deutlich in der Steigerung der Erträge bestimmter Pflanzensorten. Insbesondere in südeuropäischen Ländern, wo sich die klimatischen Bedingungen verändern, profitieren Beeren, Weintrauben und Oliven von dieser Technologie. Auch Obst und Fruchtgemüse können trotz geringer Verschattung gleichbleibende Erträge erzielen. Auf dem Ackerland eröffnet Agri-PV laut einer Studie von Iliotec und dem Fraunhofer ISE neue Möglichkeiten für zahlreiche Ackerbaukulturen. Positiv beeinflusst werden beispielsweise Raps, Sellerie, Zwiebeln und Kohl. Dabei spielen besonders bei Pflanzen, die anfällig für Verschattung sind, die Reihenabstände eine entscheidende Rolle. Auf Viehweiden hingegen fungieren die Module von Agri-PV als Schutzschild gegen Wind und Witterung, wodurch das Wohlbefinden der Tiere verbessert wird.

Pilotprojekte

In ganz Europa gehen Pilotprojekte an den Start. So nimmt in Meierijstad, den Niederlanden, das wegweisende Agri-PV-Projekt der BayWa r.e. AG in Zusammenarbeit mit ihrer Tochtergesellschaft GroenLeven Form an: eine 8,7 Megawatt-Peak Solaranlage, die eine gesamte Himbeerplantage überdeckt. Gleichzeitig entsteht auf Sizilien die größte Agri-PV-Anlage Europas mit 135 Megawatt (MW) Leistung, zwischen deren Modulreihen Feigen und Oliven gedeihen. In Deutschland wiederum arbeitet die Next2Sun Technology GmbH an einem 20 MW Solarpark mit vertikal montierten Modulen in Neißeaue. Parallel dazu realisiert Vattenfall in Tützplatz, Deutschland, ein bedeutendes Agri-PV-Projekt mit 79 MW auf 93 Hektar, das durch ein einachsiges Nachführsystem unterstützt wird und Bio-Freilandeier produziert.