Sommerliche Temperaturen laden zum Baden und Sonnen ein. Doch was nach Feierabend als angenehme Freizeitbeschäftigung Erholung verschaffen kann, wird auf der Arbeitsstätte zum Hitzeproblem. Wie gesundheitlicher Hitzeschutz aussieht, hat luckx – das magazin recherchiert.
Klimaveränderungen?
Sicherlich sind so manche gesetzliche Regelungen weit vorausschauend. Denn hohe Temperaturen sind auf Arbeitsstätten nicht erst seit der Sensibilisierung aufgrund der Klimaveränderungen Vorschrift. Es besteht also die Pflicht zum Gesundheitsschutz bei hohen Temperaturen. Aufgrund hoher sommerlicher Temperaturen sollten gesundheitliche Aspekte künftig auch bei der Planung und Genehmigung (neuer) baulicher Maßnahmen eine erheblich größere Rolle spielen als bisher. So besteht seitens der Ärzteschaft und der Architekten die Forderung nach gesundheitlichem Hitzeschutz. Dieser sollte, so deren Ansicht, zwingend als gesetzliche Pflichtaufgabe auf kommunaler, Landes- und Bundesebene verankert werden. Denn der Klimawandel ist längst Realität, lange und intensive Hitzeperioden nehmen zu. Für viele Menschen können sommerliche Hochtemperaturen zur konkreten Gesundheitsgefahr werden – vor allem auch dort, wo Menschen sich lange aufhalten: in der Wohnung, im Haus, im Stadtquartier. Laut Robert Koch-Institut starben im Jahr 2022 4.500 Menschen in Deutschland nachweislich durch Hitze, allein 1.500 Todesfälle wurden in Baden-Württemberg registriert.
Konkrete Vorschläge
In einer neuen Handreichung zeigen zum Beispiel die Landesärztekammer und Architektenkammer konkret auf, wie effektiver Hitze- und Gesundheitsschutz kurz-, mittel- und langfristig beim Planen und Bauen mitberücksichtigt werden kann. Die umfangreichen Vorschläge reichen von Flachdach- und Fassadenbegrünungen, Sonnenschutz-Nachrüstungen über die Schaffung von neuen grünen und bepflanzten öffentlichen Räumen bis hin zu Hitzeaktionspläne und Baummanagement bis zur Kartierung sogenannter Cool- und Hotspots in Städten.
„Leben zu erhalten und die Gesundheit zu schützen, gehört zu den zentralen Aufgaben von Ärztinnen und Ärzten“, sagt Dr. Robin Maitra, der Klimaschutzbeauftragte der Landesärztekammer Baden-Württemberg. Hohe Temperaturen, zumal über längere Zeit, könnten das körpereigene Kühlsystem überlasten und zu Regulationsstörungen und Herz-Kreislaufproblemen führen. Insbesondere vulnerable Personengruppen wie Säuglinge, Kleinkinder, Ältere, chronisch Kranke, aber auch Menschen mit Demenz seien besonders gefährdet. „Weil große Hitze schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen hat, ist Klimaschutz auch immer Gesundheitsschutz“, so Dr. Maitra.
Bauliche Veränderungen
„Bauliche Lösungsansätze gegen Hitzewellen werden von privaten und öffentlichen Eigentümerinnen und Eigentümern noch zu selten mitgedacht“, sagt Hannes Bäuerle, der als Vertreter der Architektenkammer Baden-Württemberg die Initiative begleitet. Dabei könnten wirksame Maßnahmen ergriffen werden. Die Landesbauordnung (LBO, Paragraf 3) formuliere bislang lediglich das Erfordernis, bauliche Anlagen „so anzuordnen oder zu errichten, dass […] insbesondere Leben, Gesundheit oder die natürlichen Lebensgrundlagen nicht bedroht werden“. Das sei zu wenig, so Bäuerle. Die Bevölkerung werde bislang vollkommen unzureichend vor den Folgen der Klimakrise geschützt.
Sowohl im Gesundheitswesen als auch im Bau- und kommunalen Planungsrecht müssen entsprechende Regelungen, etwa auch eine obligate Gefährdungsbeurteilung, Eingang finden. Auch ist laut dem Kammer-Bündnis Hitze als zentrales Handlungsfeld im Zivil- und Katastrophenschutz zu verankern.