Kontrovers

Ob Elektroantrieb oder Verbrennungsmotor: die Diskussion erfolgt sehr emotional. Dabei sollte uns allen klar sein, der die Umstellung auf eine andere Antriebsart im Individualverkehr mehr als 20 Jahre benötigt, wie luckx – das magazin recherchierte.

Realitätsfremd?

Wer sich die Zahlen anschaut und die Preise vergleicht, sieht ein „Verbrenner aus“ nur schwer realisierbar. Denn weder die nachhaltige Erzeugung von Strom noch die ausreichende Bereitstellung von Ladesäulen wird bis zum von der EU anvisierten Termin machbar sein. Dazu kommen noch eine riesige Anzahl von Wärmepumpen, die ebenfalls versorgt werden wollen. Und die Speicherung von nachhaltig erzeugtem Strom ist immer noch weit von den Bedürfnissen entfernt.

So versuchen Städte und Regierungen weltweit mit Fahrverboten und Umweltzonen den CO2-Ausstoß durch Autos einzuschränken. Innenstädte dürfen nicht mehr mit Fahrzeugen genutzt werden und Parkflächen werden beseitigt. Allein in Deutschland gibt es aktuell 39 Umweltzonen mit jeweils unterschiedlichen Regeln und Zeitplänen. Zudem hat die EU im Lauf der vergangenen Jahre ein komplexes Gerüst aus Schadstoff- und Abgasnormen verabschiedet, die wiederum Einfluss auf Kfz-Steuern und Fahrverbote haben. Den Durchblick zu behalten, fällt den Menschen laut dem Automobilbarometer 2024 „Motorists are in a fog“ zunehmend schwer. Danach fühlen sich 44 Prozent der Befragten hierzulande über die aktuellen Vorgaben nicht gut informiert. Weltweit stimmen 50 Prozent dieser Aussage zu.

Dabei zeigen die Verbraucher mehrheitlich Verständnis für Umweltmaßnahmen. 74 Prozent können die Beweggründe für Fahrverbote und Weiteres nachvollziehen (weltweit 72 Prozent). 60 Prozent verstehen auch, wie die verschiedenen Regeln die aktuellen Probleme konkret lösen können (weltweit ebenfalls 60 Prozent).

Zweifel an den Maßnahmen

Betrachtet man aber die einzelnen Maßnahmen, zeigen sich Zweifel. 61 Prozent der befragten Deutschen halten Umweltzonen zwar für ein notwendiges Mittel, um die Luftqualität zu verbessern (weltweit 66 Prozent), zugleich meinen 64 Prozent, dass sie letztlich nicht ausreichend sind, um dieses Ziel zu erreichen (58 Prozent weltweit). Auch hinsichtlich des Verbrennerverbots sind 56 Prozent der Deutschen von der Notwendigkeit überzeugt (weltweit 63 Prozent). Mit 59 Prozent hält aber beinahe die gleiche Anzahl der Befragten das Verbot für kein wirksames Mittel zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung. Davon abgesehen empfinden rund 80 Prozent der Verbraucher in Deutschland und weltweit die Maßnahmen für sozial ungerecht, viele die Zeitpläne für die Umsetzung einzelner Maßnahmen für zu ambitioniert. Beispielsweise glauben bei der Einführung von Umweltzonen 67 Prozent der befragten Deutschen (70 Prozent weltweit), dass es zu schnell geht. Beim Verbrennerverbot sehen das 68 Prozent in Deutschland und 70 Prozent weltweit so.

Kaufverhalten

Diesel, Benziner oder E-Auto? Auf die Kaufentscheidung selbst haben die Umweltregularien aktuell wenig Einfluss. Hier zeigen sich die Verbraucher eher pragmatisch. So wären nur 23 Prozent der Deutschen bereit, ein neues Auto zu kaufen, um Umweltzonen nutzen zu können. Zum Vergleich: Weltweit würden das 27 Prozent in Betracht ziehen. Ausnahme ist China. Dort würden 54 Prozent der Befragten ihr bisheriges Auto ersetzen, um die Umweltzone passieren zu können. Ein Teil der Befragten erwartet auch mehr Unterstützung von den Herstellern. 31 Prozent der Deutschen fordern von den Autobauern eine Garantie, dass der Wagen jetzt und in Zukunft in allen Umweltzonen fahren kann. Weltweit denken das nur 24 Prozent.

Kleiner Exkurs: Wenn der Umweltgedanke für für die Bürgermeister in Hannover und Paris so wichtig ist, warum werden dann nicht endlich die Parkgebühren in den Parkhäusern reduziert und der ÖPNV zur kostenfreien Nutzung freigegeben. Dadurch stimmen dann die Bürger mit ihrem Fahrverhalten ab, was zum Beispiel das 9-Euro-Ticket zeigte. Doch bevor so etwas realisiert werden kann, sollten der ÖPNV ausgebaut werden. Paris hat das in der Millionen-Metropole sehr gut gelöst, wie unsere Redakteure erfahren konnten. Doch der Stadtrand lässt sich nach 20 Uhr nur sehr schwer erreichen. Dafür hat die Bürgermeisterin sehr werbewirksam die schweren PKW; insbesondere SUW (wir berichteten: Scheinheiliger Volksentscheid) aus der Stadt verband. Doch das schwere Umweltproblem wurde bisher nicht vollständig gelöst, wie aus den olympischen Triathlon- und Freiwasserschwimmwettbewerben bekannt wurde. Weiterhin ist das Wasser der Seine mit städtischen Fäkalien verunreinigt, weil die Abwasser- und Regenwasserkanäle nicht getrennt sind. So fließt bei Starkregen Abwasser ungeklärt in die Seine. Kein schönes Thema und nicht besonders schnell zu lösen im Vergleich zum Fahr- und Parkverbot für SUV.

Die Verbraucherstudie wurde vom 28. Juni bis 17. Juli 2023 durch Harris Interactive in 16 Ländern durchgeführt: Belgien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Mexico, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Spanien, USA und Türkei. Insgesamt wurden über 15.000 Personen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren befragt (Online-Befragung über CAWI). Diese Personen wurden aus einer repräsentativen nationalen Stichprobe des jeweiligen Landes ausgewählt.