In Paris haben sich über 10.000 Sportler um einige hundert Olympia-Medaillen beworben. Da ist grundsätzlich die Chance gering, so eine Medaille mit nach Hause zu nehmen. Doch woran liegt es, dass einige Nationen mehr und andere weniger Medaillen gewinnen. Luckx – das magazin sucht eine Erklärung.
Olympiasieger
Es sind aber viel mehr als die schon genannten 10 tausend Teilnehmer, die sich vier Jahre auf das Ereignis Olympische Spiele vorbereiten. Sicherlich mögen es einige hunderttausende weltweit sein. Doch zur Teilnahme werden nur die Sportlerinnen und Sportler zugelassen, die Mindestnormen erfüllen können. Wem dann einige Sekunden oder Zentimeter fehlen, bleibt trotz langjährigen Trainings zuhause sitzen. Entgegen dieser statisch gesehenen schlechten Aussicht, versuchen es trotzdem immer wieder viele, dabei zu sein. Was macht den Reiz einer Olympia-Teilnahme und die Aussicht auf eine Medaille aus? Ruhm und Ehre? Der kurze, überwältigende Augenblick des Erfolgs? Der sich nicht einmal genießen lässt, weil die Belastung so hoch und die Erschöpfung übermäßig war. Oder ist es die Aussicht auf eine Sieg- oder Teilnahmeprämie sowie lukrative Sponsorenverträge? Wahrscheinlich kann es Letzteres nicht sein. Denn die finanzielle Entlohnung für einen Olympiasieg sind überschaubare Beträge, die so mancher Spieler in den Ballsportarten monatlich nach Hause trägt.
Immer weniger Medaillen
Neben Urkunden und Pokalen sind Olympische Medaillen wahrscheinlich das höchste, was ein Sportler erreichen kann. So mancher hat eine Vitrine, warin die Ergebnisse der sportlichen Leistungen aufbewahrt werden. Doch jede Olympische Medaille erscheint auch in einer Statistik, die gern zum Vergleich der Leistungsfähigkeit benutzt wird. So konnten die deutschen Sportler in Paris sich den 10. Rang im Medaillenspiegel sichern. Das war nicht immer so. In der Vergangenheit waren deutlicher mehr Medaillen mit nach Huse genommen worden. Fehlt der Anreiz sich für den Erfolg zu quälen? Oder ist es einfach so, dass die Zeit für Training, Erholung und Wettkampf in einer der Olympischen Sportarten sinnvoller verbracht werden kann? Und macht es für Sportler nicht (finanziell) mehr Sinn, sich den besser bezahlten Sportarten wie Fußball, Handball oder Basketball zuzuwenden als sich beim Rudern und Langstreckenlaufen oder -Schwimmen zu verausgaben?
In vielen Sportarten wird der Mangel an geeigneten Trainingsstätten und qualifizierten Trainings- und Betreuungspersonal herausgestellt. So hat Deutschland – früher eine Hochburg des Fechtens – heute nicht eine geeignete Fechthalle. In den Sporthallen müssen dringend die Sanitäranlagen erneuert werden und durch manches Dach hat das Regenwasser sich schon einen Weg ins Innere gebahnt.
Was ist uns Deutschen Olympia wert?
Produktentwickler in Unternehmen wissen, dass nicht jeder tolle Idee zu einem Millionenumsatz führt. So manche Idee gelangt vor der Umsetzung in der Schublade. Vielleicht ist es eine von zehn guten Ideen, die zu einem erfolgeeichen Produkt führt. Nun ist es einerseits ziemlich verwerflich, Sportler als ein Produkt zu bezeichnen. Doch der Vergleich hinkt nicht. Denn nicht jeder bei einem Wettkampf antretende Sportler wird nicht gewinnen, obwohl alle den Willen dazu haben. Einer wirds machen. Die Anderen sind aber erforderlich, um diesen einen zur Höchstleistung „zu annimieren“. Wenn wir also nicht genug Wettkampf-Teilnehmer haben, die hochqualifiziert sind und sich gegenseitig fordern, wird kein Spitzenathlet international für den medial geforderten Erfolg zur Verfügung stehen. Dann kommt vielleicht Mittelmaß heraus. Wenn wir das wollen, soll alles so bleiben wie es ist. Wenn wir aber mehr wollen, müssen wir mehr fördern. Nur dann kann es einen Olympiasieger geben.
Diese Förderung kann nicht früh genug beginnen. Schon in jungen Jahren muss die begeisterung für Sport und Bewegung beginnen. Am besten im Kindergartenalter. Hier zeigen die Turner, wie es gehen kann. Doch da ist einfach mehr notwendig. Kinderturnen allein reicht nicht. Wenn dann der Schulsport aufgrund von Lehrermangel ausfällt, was bleibt dann übrig? Nichts. Keine Begeisterung. Ach ja, wer nun meint, hier soll nur für den Leistungssport geworben werden, irrt gewaltig. Nicht jeder ist dafür bereit oder geeignet. Wenn dann ein Gesundheitssportler dabei herauskommt, wurde schon viel für die Gesellschaft getan. Denn bekanntermaßen trägt Sport und Bewegung zur gesellschaftlichen Gesunderhaltung bei.
Siegerprämie
Wer mit so einer Sportförderung nicht leben kann, wird ein Prämiesystem sicher als die bessere Lösung ansehen. Dazu sei eine ältere Studie der Deutschen Sporthilfe aus dem Jahr 2019 herangezogen. Der Stundenlohn eines deutschen Olympiateilnehmers beträgt demnach 7,41 Euro – das sind fünf Euro unter dem heutigen Mindestlohn. Die Sporthilfe peppt die Einkünfte mit Prämienzahlungen auf: 20.000 Euro für Gold, 15.000 Euro für Silber, 10.000 Euro für Bronze. Das ist nicht viel und trotzdem eine gut gemeinte Anerkennung. Olympiasportler in Schwarz-Rot-Gold sind hadern ja nicht unbedingt mit ihrem Schicksal. Ob diese Entlohnung fair ist, bleibt fraglich. Wer Fußballprofis zum Vergleich heranführt, die an der Europameisterschaft teilgenommen haben, erhält ein sehr schräges Bild der Entlohnung. Alle 26 Millionäre im Kader bräuchten keine finanziellen Zuwendungen. Der DFB stellte trotz knapper Kassen jedem dennoch eine Riesenprämie in Aussicht: maximal 400.000 Euro bei der Heim-EM.
In unserer Leistungsgesellschaft wäre das Risiko dann gerecht verteilt, oder? Wer ganz vorne landet, wird honoriert. Für alle anderen gilt: Außer Spesen nichts gewesen. Die Olympia-Bosse um IOC-Präsident Thomas Bach wollen das genau so: Sie selbst nehmen Milliarden mit der Vermarktung der fünf Ringe ein – aber die wichtigsten Protagonisten im System, die Athleten, machen für Ruhm und Ehre mit.
Fazit?
Wir können die Sportler nicht einerseits knapp bei Kasse halten und andererseits Enttäuschung über aktuell Platz 10 im Medaillenspiegel empfinden. Andere Nationen drücken ihre Unterstützung sechsstellig aus: vorneweg Singapur, das 700.000 Euro bei Olympiasiegen zahlt, aber auch Israel, Serbien und Italien sind mit Summen von bis zu einer Viertelmillion großzügig. Zwar stecken wir aussichtsreiche Athleten gerne in den staatlichen Dienst, um ihnen ein Mindestmaß an finanzieller Sicherheit und gleichzeitig Trainingsstunden zu ermöglichen. Oftmals balancieren Sportler Studium und Sport miteinander aus oder vertrauen darauf, dass Sponsoren und Vereine ihre Leidenschaft in barer Münze teilen. Reich wird hier keiner. Im Gegenteil. Spitzensport ist in Deutschland zu häufig ein Kampf am Existenzminimum. Die meisten haben Glück, wenn sie aus der Sportkarriere Kontakte mitnehmen und eine neue Karriere starten können.
So wie der ehemalige Profischwimmer Markus Deibler, 2014 immerhin Weltmeister, hatte irgendwann genug von mühseligen Kachelzählen am frühen Morgen, schmiss alles hin und gründete die Eisdiele „Luicella’s“ mit einem originellen Konzept. Seine Eissorte findet man heute überall bei Edeka im Supermarkt. Aber solche Karrieren sind eine Ausnahme. Die Unterstützung ist nur politisch zu entscheiden: Medaillen ja, dann Geld her zur Förderung des Sport; aber nicht nur zum Fußballstadiumsbau, sondern für, den Schul-, Freizeit- und Spitzensport. Nur so wird ein Schuh draus.