Kneipp Kur – für zuhause

Dem meisten Bundesbürgern ist Kneipp als Wasserpfarrer bekannt. Mit Wassertreten und Armgüssen versuchte er viele Erkrankungen zu lindern oder sogar zu heilen. Das Kneipp´sche Prinzip lässt sich auch zuhause anwenden. Wie das funktioniert, hat luckx – das magazin herausgefunden.

Gesundheitslehre

Die Naturheilkunde von Kneipp beruht auf seinen von ihm erkannten fünf Gesundheitssäulen: Wasser, Bewegung, Heilpflanzen, Ernährung und Balance. Darauf aufbauend werden in den prädikatisierten Kneippkurorten seine Therapien angewandt. Einheimische wie Kurgäste erleben diese 5 Säulen in touristischen wie kulturellen Angeboten, im Stadtbild & der Natur bis in Gastronomie der Kurorte. In Kneippbecken, Barfußwegen sowie verschiedenen Kneippanwendungen wird diese Philosophie gepflegt und hat vielen Menschen schon geholfen. Und nach der Kur stellen sich viele die Frage, wie sie die Gesundheitslehre des Sebastian Kneipp zu Hause in ihren Alltag integrieren können.

Armguss

Das kalte Unterarmbad ist unter vielen Namen bekannt. Es regt den Stoffwechsel an, stärkt die Abwehrkräfte, hilft gegen Müdigkeit und wirkt schmerzlindernd bei Ellbogenbeschwerden. Die Anwendung ist denkbar einfach. Das Waschbecken im Bad (alternativ eine Wanne oder größere Schüssel) mit etwa 15 Grad kaltem Wasser füllen. Anschließend die Unterarme bis über die Ellbogen ca. 30 bis 40 Sekunden lang ins Wasser tauchen, bis sich ein deutliches Kältegefühl einstellt. Dabei auf eine ruhige gleichmäßige Atmung achten. Nach dem Bad die Unterarme nicht abtrocknen, stattdessen das Wasser sanft abstreifen und anschließend mit warmer langer Kleidung die Haut wieder erwärmen.

Knieguss

Der Knieguss wird am besten in Dusche oder Badewanne vollzogen. Er wirkt beruhigend, senkt den Blutdruck und dient daher bevorzugt als Einschlafhilfe. Wie jede Wasseranwendung fördert der Knieguss die Durchblutung von Haut und Muskeln, er hilft bei chronisch kalten Füssen und bietet zudem ein ideales Gefäßtraining für die Venen. Die Anwendung gestaltet sich etwas komplizierter als beim Unterarmbad, ist dennoch kein Hexenwerk. Mit dem rechten Bein beginnend wird der Wasserstrahl an der Rückseite des Beins vom kleinen Zeh über die Wade bis zur Kniekehle geführt. Dort lässt man den Wasserstrahl fünf Sekunden lang kreisen und wandert dann über die Innenseite des Unterschenkels bis zur Ferse zurück. Weiter geht es mit der Vorderseite: das Wasser wieder vom kleinen Zeh zum Knie führen – diesmal über die Vorderseite des Unterschenkels; dort nochmal kurze Zeit kreisen lassen und dann an der Beininnenseite abwärts fahren. Anschließend wird der Vorgang am linken Bein wiederholt. Eine schnelle Erwärmung wird empfohlen, indem man nach der Anwendung in Socken schlüpft.

Gesichtsguss

Der Gesichtsguss strafft die Gesichtshaut und wirkt der Faltenbildung entgegen. Neben diesen ästhetischen Motiven hilft der Gesichtsguss bei Müdigkeit und Abgeschlagenheit, tut den Augen gut und wirkt gegen Kopfschmerzen. Einfach kaltes Wasser ins Gesicht? Etwas komplizierter ist das Ritual des Gesichtsgusses schon. Über Dusche oder Badewanne gebeugt sollte der kühle Wasserstrahl mit einer angenehmen Druckstärke an der rechten Schläfe angesetzt werden. Von dort aus wird das Wasser über die Stirnpartie zur linken Schläfe geführt und dann wieder zurück zur rechten. Dort fährt man mit dem Wasserstrahl dreimal senkrecht auf und ab und wiederholt die Prozedur auf der linken Gesichtshälfte. Der Gesichtsguss wird beendet mit drei kreisenden Bewegungen über das gesamte Gesicht. Auch bei diesem Guss lautet die Devise: Nicht gleich abtrocknen! Stattdessen wird das Wasser einfach mit der Hand sanft abgestreift.

Trockenbürsten

Sebastian Kneipp ist weit mehr als nur der Wasserdoktor. Das zeigt die Anwendung Trockenbürsten. Das Trockenbürsten regt den Kreislauf an, verbessert das Hautbild, fördert die Durchblutung und ist bestens geeignet für Morgenmuffel, also direkt nach dem Aufstehen. Anders als bei den Wasseranwendungen wird beim Trockenbürsten ein mechanischer Reiz auf die Haut ausgeübt. Eine stimulierende leichte Rötung des Körpers ist dabei erwünscht, Striemen oder Kratzer durch eine zu harte Bürste oder zu festes Rubbeln sollten selbstverständlich vermieden werden. Und so einfach geht die Anwendung: Man beginnt an einer herzfernen Stelle, an der rechten Fußsohle oder an der rechten Handinnenseite und bürstet mit leichtem Druck in kreisenden Bewegungen oder Strichführungen in Richtung Herz. Stark behaarte Körperstellen und die Brustwarzen sollten beim Trockenbürsten vermieden werden.

Wildkräutertee

Eine wichtige Säule der Kneippschen Gesundheitslehre bilden die Heilkräuter, die im besten Fall aus dem heimischen Kräutergarten stammen oder in der nahen Natur gesammelt werden. Heilkräuter dienen als ätherische Öle, als Gewürz von Speisen und selbstverständlich als Tee. Als Kneippscher Wundertee gilt der Wildkräutertee aus Hagebutten, Spitzwegerich, Minze und Ringelblume. Hagebutten sind Vitamin-C-haltig, wirken leicht harntreibend und stärken die Abwehrkräfte. Spitzwegerich wirkt reizmildernd und schleimlösend, wirkt daher besonders gut bei Husten. Auch Minze wirkt krampflösend bei Erkältungen. Die Ringelblume wirkt entzündungshemmend und bringt im wahrsten Sinne des Wortes Farbe in den Tee. Tipp für die Zubereitung des Wildkräutertees: Nach dem Kochen sollte das Wasser noch etwa 2-3 Minuten stehen gelassen werden, um den Tee mit einer Temperatur von etwa 90°C zu übergießen. Zu heißes, noch kochendes Wasser ließe wichtige ätherische Öle aus den Kräutern verdampfen.

Fazit

Kneipp für Zuhause geht! Mit diesen praktischen wie leicht anzuwendenden Tipps lässt sich der Herbst und Winter meistern. Dabei sollte immer die Balance beachtet werden. Sie ist die wohl wichtigste, übergeordnete Säule in der Gesundheitslehre von Kneipp. Falls also Zweifel bei einer Anwendung bestehen hinsichtlich einer Grunderkrankung oder Allergie, ist unbedingt die Rücksprache mit dem Hausarzt wichtig.