Wer auf Deutschen Autobahnen in den Urlaub fährt, hat schon zur normalen Tageszeit es mit einem PKW schwer, einen geeigneten Parkplatz auf einen der Rastplätze zu finden. Für LKW und Wohnmobile ist es fast unmöglich, wie luckx – das magazin aus eigener Erfahrung weiß.
Gestiegene Nachfrage
Ob Toilettengang oder Übernachtung: Parkplätze sind während der Nacht weder für PKW, LKW oder Wohnmobile ausreichend vorhanden. PKW und Wohnmobile können ja – wenn die Blase nicht zu sehr drückt – auf den nächsten Parkplatz ausweichen. Doch LKW-Fahrer haben meist schon mehrere Parkplätze angefahren und müssen aufgrund der vorgeschriebenen Ruhezeiten dann irgendwo parken. Weiterfahren wäre wegen der Überschreitung der Lenkzeit mit einem Bußgeld von mindestens 30,- Euro belegt, wenn diese um 15 Minuten überschritten wird. Und die 15 Minuten während der Parkplatzsuche sind schnell vorbeit.
Aber auch Camper sind schlecht dran. Auf vielen Parkplätzen sind Höhenbeschränkungen installiert, die es den Fahrern unmöglich machen, einen PKW-Parkplatz anzusteuern. Dabei müssen die rund 2 Millionen Freizeitfahrzeuge irgendwo parken. Dazu gehören auch Van wie VW Bulli und Ford Transit, die leichter einen Parkplatz finden. Doch die rund eine Millionen Wohnmobile haben es dagegen aufgrund ihrer Größe deutlich schwerer. So sind die Rastanlagen entlang der Autobahnen auf diese Entwicklung nicht vorbereitet. Bei der Überprüfung von je 40 Rastanlagen im Jahr 2023 und 2024 durch den ADAC wurden erhebliche Versorgungsdefizite für Camper und Gespanne festgestellt.
Kein Service
Eines der größten Probleme ist die Verfügbarkeit von breiteren bzw. längeren Parkplätzen. Von den 80 getesteten Rastanlagen entlang der Hauptautobahnstrecken verfügte nur jede Vierte über eigene Parkplätze für Wohnmobile oder Gespanne. Auf 55 Anlagen gab es überhaupt keine speziell ausgewiesenen Parkplätze für Camper. Besonders kritisch: Auf fünf Rastanlagen mussten Camper die Parkplätze mit Lkw teilen, was insbesondere für Familien mit Kindern ein erhöhtes Sicherheitsrisiko darstellt und für Lkw-Fahrer angesichts der ohnehin angespannten Parksituation entlang der Autobahnen alles andere als ideal ist. Ein weiteres Hindernis für Wohnmobilisten ist die mangelhafte Beschilderung auf den Rastanlagen. Selbst wenn es Parkplätze für Wohnmobile gab, waren diese oft schlecht ausgeschildert. Nur 17 der getesteten Rastanlagen boten eine durchgängige Wegweisung ab der ersten Kreuzung zu den Parkflächen, bei sechs Anlagen begann die Beschilderung zu spät oder endete mitten in der Wegweisung. Bei 57 Anlagen fehlte die Beschilderung vollständig oder sie erfolgte erst bei den Lkw-Stellplätzen. Ein Querparken der LKW auf den Pkw-Parkplätzen oder gar in Zufahrten aufgrund der schlechten Wegführung ist so vorprogrammiert.
Mangelhafte Ausstattung
Besonders schwierig ist die Situation für Fahrer von elektrisch betriebenen Wohnwagen-Gespannen. Nur an drei der getesteten Rastanlagen (Werratal Süd/A4, Lindholz/A20 und Auerswalder Blick Süd/A4) fanden die Tester Ladesäulen, die so positioniert waren, dass sie ohne Abkuppeln des Anhängers/Wohnwagens genutzt werden konnten. Was im Unterschied zu vorbildlichen Rastanlagen im benachbarten Ausland mit zum Teil eigenen Camper-Bereichen besonders gravierend auffiel: Keine der getesteten Rastanlagen bot spezielle Serviceeinrichtungen für Camper an. Auf allen 80 untersuchten Anlagen fehlten sowohl Frischwasserstationen als auch Entsorgungs- und Reinigungsmöglichkeiten für Schmutzwasser und Kassettentoiletten, noch fanden die Tester sonstige Ausstattungen wie CEE-Steckdosen, um Strom für Licht und Kühlung während des Stopps zu haben. So etwas ist an fast jeder italienischen Rastanlage zu finden.
Es wird nicht besser
Nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) hat sich die Zahl der Campingfahrzeuge auf deutschen Straßen in den letzten fünf Jahren verdoppelt: In Deutschland gibt es rund 750.000 Wohnwagen und über 900.000 Wohn- und Reisemobile. Durch die gemeinsame Nutzung der Parkflächen an den Autobahnen verschärft diese Entwicklung auch die Probleme der Lkw, für die an deutschen Autobahnen aktuell zwischen 23.000 und 35.000 Lkw-Stellplätzen fehlen. Angesichts dieser aktuellen Situation empfiehlt der ADAC allen Campern, ihre Fahrten sorgfältig zu planen und sich vorab über geeignete Rastanlagen zu informieren sowie auf Reisemobil- und Campingplätze entlang der Strecke auszuweichen. Zudem fordert der Verband von den Verantwortlichen, den gestiegenen Bedürfnissen der Wohnmobilisten stärker Rechnung zu tragen.