Radfahren ist wieder gefragt. Nicht nur als Freizeitbeschäftigung oder zur Gesunderhaltung. Auch der Weg zur Arbeit wird mit dem Rad zurückgelegt. Doch nach den Corona-Jahren mit Lieferengpässen und hoher Nachfrage sind dieses Jahr die Läger noch gut gefühlt, wie luckx – das magazin im Vorfeld der Messe Eurobike in Frankfurt am Main erfuhr.
Unterschiedliche Marktentwicklung
Konventionelle Fahrräder, also jene, wo Radfahrer noch strampeln müssen, sind aktuell nicht so sehr gefragt. Dagegen ist alles mit einem Elektromotor ganz oben auf dem Wunschzettel der Bundesbürger. So erscheint es, dass alles, was nicht mit „E“ beginnt, heute auf dem Fahrrad-Markt keine Chance hat. Doch hier widersprechen die Unternehmens- und Branchenvertreter vehement. Insbesondere das Gravelbike beweist gerade, dass zum echten Renner kein Motor nötig ist. Gründe: Der breite Einsatzbereich, die schon fortgeschrittene Diversifizierung und der Geschmack von Freiheit und Abenteuer. Das zeigen dann auch die Marktdaten des Deutschen Zweirad-Verbands (ZIV) für 2024: im letzten Jahr erreichte das Gravelbike einen Marktanteil von 6,5 Prozent am Gesamtmarkt. Enorm, wenn man weiß, dass im fahrradstarken Corona-Jahr 2021 Rennrad und Graveler laut ZIV zusammen nur fünf Prozent verbuchen konnten. Seitdem rollt das Rad mit immer mehr Schwung bergauf. Das E-unterstützte Gravelbike kann da zwar nicht ganz mithalten, es erweist sich aber als doppelt so erfolgreich wie das Rennrad mit Unterstützung. Das alles ist erstaunlich, schließlich erscheint das Schotterrad als ein reines Sportgerät. Genau dies ist ein Trugschluss – das Gravelbike ist viel mehr, und das macht seinen Erfolg aus.
Umwege fahren ist angesagt
Das wichtigste Gravel-Feature sind die Reifen. Große Hersteller versuchten in den letzten Jahren den perfekten Gravelreifen für den jeweiligen Einsatz zu entwickeln. Stabile, kleinstollige Gummis für Asphalt wie Waldboden, die erst in fettem Matsch an Grenzen kommen. Diese Reifen und die Möglichkeit, Alltagsequipment wie Schutzbleche und Gepäckträger zu montieren, machen das Schotterrad zum Pendlerbike. Dazu kommt der Rennlenker mit einer komfortableren Unterlenker-Haltung, seine mindestens drei Griffpositionen sorgen für jede Menge ergonomische Abwechslung.
Die Aerodynamik bestimmt immer mehr das Design. Dabei helfen die neuen Race-Gravel. Im letzten Jahr entwickelten sich Rennformate, vom Gravel-Zeitfahren bis hin zu zehrenden Mehrtagesrennen. Dazu passen die aufgeräumten Cockpits: Züge und Leitungen sind in Vorbau, Rahmen und Gabel verlegt, was nicht nur cleanen Look schafft, sondern die Aerodynamik nochmals verbessert. Dazu kommen schnellere Übersetzungen und Hochprofil-Felgen mit Aero-Werten, die ans Rennradniveau reichen. Klassische, Abenteuer-orientierte Graveler werden immer mehr mit Einfach-Kettenblättern ausgestattet. Mit 11, 12 oder 13 Gängen und großem Übersetzungsspektrum gibt’s viel Steigfähigkeit, aber weniger feine Übersetzungssprünge.
Auch elektrisch unterstützt
Wer die unterstützung sucht, sollte die E-Gravelbikes in Augenschein nehmen. Diese liefern zusätzliche Energie, ohne dem Fahrrad die technische Leichtigkeit zu nehmen. Das neue Grid e:Light der österreichischen Schmiede Simplon schafft das mit dem kaum sichtbaren TQ-Motor anstelle des Tretlagers. Dank des geringen Systemgewichts kommt der nur zum Einsatz, wenn er gebraucht wird. Viele Hersteller wollen in diesem Segment mitmachen. Auch der Spezialradhersteller Brompton, denn in London brachte man vor Kurzem eine neue Version des Faltrads heraus: mit kleinen Zwanzig-Zoll-Gravelreifen und einem breiten MTB-Lenker. Und auch die Tourismusindustrie hat Wege abseits des Asphalts für sich entdeckt und ist dabei, sie intensiv in ihre Reise-Angebote einzubauen.
Gravel kann auch Abenteuer, kann Naturerlebnis sein. Es kann die Freiheit sein, die vielen beim Radfahren verloren gegangen ist. Gravelbikes laden dazu ein, einfach loszufahren: Egal, auf welche Wege man trifft, man sitzt immer schon auf dem richtigen Gefährt. Ergänzend dazu gibt es kleine Taschen für Rahmen, Lenker, Sattelstütze und Gabel. Hierin wird das Notwendigste von der Wechselgarnitur bis zum Mikro-Espressokocher verpackt, und für die Übernachtungstour im Minimaldesign. Genormte Schraubaufnahmen an den Rahmenrohren und Gabelholmen sorgen für schnelle und sichere Befestigung. Die Taschenlösungen sind mittlerweile echtes Hightech. Durch die schwerpunktnahen Befestigungen von Bikepacking-Taschen bleibt das dynamische Handling der Bikes erhalten.
Die 33. Eurobike findet von Mittwoch, 25. bis Sonntag, 29. Juni 2025 auf dem Gelände der Messe Frankfurt statt. Auf die drei, dem internationalen Fachpublikum vorbehaltenen Auftakttage (25. – 27. Juni), folgt am 28. und 29. Juni 2025 das Publikumswochenende.