Nachhaltig und bewusster Reisen

Auf den Urlaub wollen wir weder verzichten noch wollen wir uns im Urlaub um die Probleme der Welt kümmern. Doch immer mehr Reisenden wird bewusst, dass die Mülltrennung zuhause nicht ausreicht, um die Klimaveränderung in den Griff zu bekommen. Auch im Urlaub müssen wir an den Klimaschutz denken, meint luckx – das magazin.

Massentourismus, Overtourism und Individualreisen

Gerade zur Urlaubszeit werden verstärkt die Nachteile des Tourismus in den Focus gesetzt. Der „böse Tourist“ zerstört die Landschaft, braucht zum Duschen und für den Pool das dringend benötigte Wasser auf und schlussendlich nutzt er die Reste des mit Dieselaggregaten erzeugten Stroms zur Kühlung seines Schlafgemachs. Wer soll diese Argumentation überhaupt verstehen? Die Tourismusdestinationen überall auf der Welt haben kurz nach den Corona-Reiseverboten alle Touristen mit Beifall und besonderen Vorzügen begrüßt. Warum? Weil jeder Tourist Geld in die Region bringt. Egal ob in Deutschland, Österreich, nach Mallorca, Venedig oder in die entlegensten Gegenden dieser Welt. Tourismus schafft dringend benötigte Infrastruktur und Arbeitsplätze – rund um die Welt, damit Menschen leben – überleben – können. Wer sich darüber beschwert, dass die Arbeitskräfte ausgebeutet werden, nur überteuerten Wohnraum zur Verfügung haben, keine Ganzjahresbeschäftigung nachgehen können, muss sich an die wenden, die das alles zu verantworten haben. Das sind die Landes-, Regional- und Kommunalpolitiker; das sind die örtlichen Wohnraumanbieter, das sind die Reise- und Hotelkonzerne; um nur einige zu nennen. Doch es gibt noch viele weitere Dinge, die die Reiseentscheidungen beeinflussen. Eine Auswahl gefällig? Waldbrände in Griechenland und der Türkei, Erdstöße auf Santorini und Kreta führte zu geringeren Hotelauslastungen von bis zu 80 Prozent.

Nachhaltige Reiseangeboten können für Ausgleich sorgen

Nachhaltig reisen darf nicht Verzicht bedeuten. Nachhaltiger Reisen ist eine bewusstere Form des Unterwegsseins. Während Massentourismus vielerorts an seine ökologischen und sozialen Grenzen stößt, wächst das Interesse langsam an entschleunigten, naturnahen und klimafreundlichen Alternativen. Gefragt sind Reiseformen, die Bewegung, Minimalismus und Naturerlebnis verbinden – vom Mikroabenteuer vor der Haustür bis zur mehrtägigen Zugreise mit Zelt. Aber auch die Reise mit dem eigenen Auto und dem Wohnmobil kann nachhaltiger sein und ist nachhaltiger. Denn wer ohne mehrfaches Umsteigen, ohne lange Reise- und Wartezeiten an sein Reiseziel gelangt, für den beginnt die Erholung schon zu Beginn der Reise. Aber Minimalismus ist nicht jedermanns Sache. Auch wer etwas mehr Komfort sucht, muss passende Optionen finden: Biohotels und zertifizierte nachhaltige Unterkünfte kombinieren Erholung mit Umweltbewusstsein – durch regionale Küche, energiesparende Konzepte und faire Standards.

Alternative Bikepacking

Bikepacking ist die moderne Antwort auf das klassische Radwandern. Mit minimalistischer Ausrüstung und robustem Gravelbike geht es über Waldwege, Feldstraßen und wenig befahrene Nebenstrecken. Die Kombination aus sportlicher Herausforderung und landschaftlicher Nähe macht diese Reiseform besonders reizvoll.

Mikroabenteuer

Nicht jeder nachhaltige Trip braucht ein Interrail-Ticket. Mikroabenteuer – also kurze, spontane Ausflüge mit Übernachtung im Freien – erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Ob Biwak im Wald, Kanutour auf dem Nebenfluss oder eine Nacht auf dem Hausberg: Die Natur beginnt oft nur eine S-Bahn-Station entfernt.

Zugreisen

Wer weiter weg will, steigt in den Zug. Nachtzüge erleben eine Renaissance, und mit ihnen das langsame Reisen. Besonders beliebt: Kombinationen aus Bahnreise und Camping – mit dem Zelt im Gepäck und der Freiheit, spontan zu bleiben. Der CO₂-Fußabdruck bleibt klein, das Erlebnis groß.

Urban Hiking und Stadtwildnis

Auch Städte lassen sich nachhaltig und überraschend grün erkunden. Urban Hiking – das bewusste Durchqueren urbaner Räume zu Fuß – führt durch Parks, Hinterhöfe, Industriebrachen und Flussufer. Stadtwildnis statt Städtetrip.

Hüttenwandern mit Komfortverzicht

Weniger Komfort, mehr Horizont: Hüttenwanderungen in den Alpen oder Mittelgebirgen bieten intensive Naturerlebnisse ohne große Infrastruktur. Viele Hütten setzen inzwischen auf Solarstrom, regionale Küche und Müllvermeidung. Wer sich auf das Wesentliche beschränkt, wird mit Weitblick belohnt – im doppelten Sinne.

Biohotels & nachhaltige Unterkünfte

Wer bewusst reist, möchte auch bewusst übernachten. Biohotels, Öko-Lodges und nachhaltige Pensionen setzen auf regionale Wertschöpfung, ökologische Bauweise und transparente Nachhaltigkeitsstandards. Ob im alpinen Kräuterhotel oder im urbanen Zero-Waste-Hostel – hier wird Nachhaltigkeit spürbar, ohne auf Komfort zu verzichten. Nachhaltiges Reisen eröffnet neue Horizonte.