Okay, der Vergleich hinkt. Denn die ersten Dampfmaschinen zogen vom Feldrand den Flug über Feld. Für jede neue Furche musste die Dampfmaschine versetzt werden. Ist der Elektroantrieb mit der Dampfmaschine vergleichbar? Luckx – das magazin blickt auf die landwirtschaftlichen Maschinen.
Alternativer Antrieb
Nun ist der Weg von der Dampfmaschine am Feldrand zum ersten mit Dampf betriebenen Ackerschlepper ein relativ langer gewesen. Der Aufwand von Arbeitsbelastungen konnte reduziert werden. Doch dieser alte Ackerschlepper war eher unhandlich im Vergleich zu den heutigen, dieselbetriebenen Exemplaren. Diese können stundenlang, auch unter erschwerten Bedingungen, Felder bearbeiten. Für jede erforderliche Größe gibt’s das passende Exemplar. Bei den elektrisch Betriebenen sind die Anbieter noch nicht soweit. Die Größe und das Gewicht der Batterien behindern noch immer die Arbeitsmöglichkeiten. Aber auch in Zukunft kommen elektrische Ackerschlepper ohne tonnenweise Batterien an Bord nicht zu vergleichbaren Arbeitsergebnissen. Deshalb sind weiterhin alternative Kraftstoffe erforderlich. Künftig werden Traktoren und Landmaschinen mit alternativen Kraftstoffen oder elektrisch angetrieben. Vor allem die elektrischen Antriebe werden tiefgreifende Auswirkungen auf den Landtechnikhandel haben. Von den Händlern werden neue Vertriebs-, Service- und Ausbildungskonzepte gefordert. Zwar können diese Veränderungen auch als Chancen gesehen werden, sich anzupassen und das Geschäftsmodell entsprechend auszurichten. Doch diese politischen Forderungen sind unter den aktuellen Bedingungen nicht zu realisieren. Deshalb muss die Politik die Voraussetzungen schaffen; trotz der Bedrohungen durch Russland und dem damit verbundenen Investitionen in die Verteidigung.
Agrarbranche unter Druck
Massentierhaltung, Grundwasserverseuchung, ökologische Lebensmittelproduktion: Alles Herausforderungen, die schnellstmöglich geklärt werden müssen. Denn Verbrauchern fordern gesunde Lebensmittel und saubere Produktionsverhältnisse. Heute und nicht erst morgen. Doch so schnell geht es einfach nicht. Durch Straßenblockaden erfolgt zwar eine gewisse Aufmerksamkeit. Doch Veränderungen bewirken sie nicht. Eher tritt Unmut durch diese Belästigungen bei den Verbrauchern ein. Die Bauern sollen lieber ihre Hausaufgaben machen, ist der Tenor. Solange auch die Bundesbürger durch Milliarden Euro die Landwirtschaft fördern, haben sie auch ein Anrecht auf saubere Produktionsverhältnisse. Wie es in der Zukunft weitergehen könnte, soll die diesjährige Agritechnica zeigen. Vom 9. bis 15. November 2025 zeigen tausende Aussteller in Hannover, was schon heute möglich ist oder sein könnte. So werden etliche Serienmaschinen und Prototypen mit alternativen Antriebslösungen zu sehen sein. Zudem bietet die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) als Veranstalter den Landtechnikhändlern ein vielfältiges Fachprogramm sowie exklusive Formate. Neben bereits bestehenden Angeboten wie der Werkstatt live, erhalten registrierte Händler in diesem Jahr die Möglichkeit, auf der Messe-Website und in der App gelistet zu werden, wodurch sie schnell von Kunden und Ausstellern gefunden werden können. Neu mit dabei ist zudem das „Business Matchmaking“, welches gezielte Kontakte zwischen Handel und Ausstellern erleichtert. Händler können sich ab Anfang September hier registrieren.
Alternative Kraftstoffe für Verbrennermotoren
Die Frage, mit welchen alternativen Antriebslösungen Traktoren und andere Landmaschinen künftig betrieben werden, beschäftigt die gesamte Agrarbranche. Die in der Zukunft anstehende Umstellung auf alternative Kraftstoffe und elektrische Antriebe kann tiefgreifende Auswirkungen auf den Landtechnikhandel haben. Für die Händler kann dieser Wandel nicht nur eine technologische, sondern auch eine strategische und organisatorische Neuausrichtung bedeuten. In den folgenden Jahrzehnten wird es einen noch erheblichen Maschinenbestand mit Verbrennermotor auf den Höfen geben. Aus mehreren Gründen: Zum einen sind in Abhängigkeit vom verwendeten alternativen Kraftstoff keine oder nur kleine Modifikationen am Fahrzeug erforderlich. Hinzu kommt die lange Lebensdauer der Maschinen und dass eine vorzeitige Neuanschaffung sehr viele Betriebe finanziell nicht schultern könnten. Last, but not least, fehlt es derzeit auch an finanziellen Anreizen für eine Umstellung durch die Politik.
Um die Maschinen sowie nicht elektrifizierbare Anwendungen CO2-freundlich zu gestalten, braucht es alternative Kraftstoffe. Das Gute dabei ist, dass einige davon in bestehenden Fahrzeugen genutzt werden können. Kraftstoffe wie Biodiesel, HVO (hydriertes Pflanzenöl) und E-Fuels sind interessante Lösungen, um eine Verringerung der CO2-Emissionen relativ schnell umsetzen zu können. Sie sind aber auch mit Herausforderungen verbunden. Denn jeder Treibstofftyp hat Vor- und Nachteile mit Blick auf seine Eigenschaften, Verfügbarkeit und Lagerung.
Elektrifizierung bedingt große Veränderungen
Mit der Einführung von elektrisch betriebenen Fahrzeugen in die Landwirtschaft sind neue Kenntnisse und Kompetenzen von den Händlern und den Mitarbeitenden gefordert. Der Landtechnikhandel wird künftig nicht mehr nur Maschinen verkaufen, sondern zunehmend Gesamtsysteme. Dies erfordert eine erhöhte Beratungskompetenz, denn Kunden erwarten eine fundierte Beratung zu unterschiedlichen Antriebskonzepten, Reichweiten und Betriebskosten. Ein weiterer Punkt ist die Integration von Ladeinfrastruktur, die der Händler künftig mitverkaufen muss. Elektrisch betriebene Maschinen haben auch eine andere Wartung und Diagnostik zur Folge. Sie haben wesentlich weniger mechanische Teile, die defekt werden oder ausgetauscht werden müssen, und Motoröl benötigen sie ebenfalls nicht. Die Landtechnikhändler müssen dadurch neue Wege finden, um Einnahmen zu erzielen. Elektrisch angetriebene Fahrzeuge erfordern des Weiteren eine neue Werkstattausrüstung. Damit verbunden sind unter anderem isolierte Werkzeuge, Sicherheitsvorkehrungen für den Batterieservice sowie Schulungen zu der in den Landmaschinen verbauten Hochvolttechnik und den sicheren Umgang mit ihr.
Lebenslanges Lernen wird Standard
Apropos Schulungen: Die rasanten technologischen Entwicklungen werfen die Frage auf, ob die Ausbildung damit noch Schritt halten kann. Klar ist, dass die aktuelle Ausbildung zum Landmaschinenmechatroniker nicht ausreichend auf Elektroantriebe vorbereitet und entsprechend weiterentwickelt werden muss. Und auch Verkäufer müssen sich weiterqualifizieren, um ihre Kunden kompetent über Elektrotraktoren und Ladeelektronik beraten zu können. Sie müssen Antworten auf die Fragen ihrer Kunden geben, die sich über Leistungszeiten, Ladeinfrastruktur, Lebensdauer von Batterien und Betriebskosten informieren möchten. Kompetente Verkäufer können ihren Kunden nicht nur sämtliche Fragen beantworten, sondern ihnen auch die Sicherheit geben, in punkto Elektroantriebe an der richtigen Stelle zu sein.