Die meisten von uns schütteln Infektionen relativ schnell wieder ab. Denn eine gesunde Lebensweise macht uns weniger anfällig dafür. Doch bei so manchen hilft weder eine gesunde Lebensweise noch vorbeugende Maßnahmen, wie luckx – das magazin recherchierte.
Schutz von Herzschwäche
Auch wenn uns allen bewusst ist, dass wir uns während einer Infektion nicht schweren Belastungen aussetzen sollten, tun wir es hin und wieder doch. Ob Arbeitsbelastung oder Sport, so etwas kann zu Herzschwäche führen. Denn mit einer Herzmuskelentzündung ist nicht zu Spaßen, auch nicht in jungen Jahren. Nach Schätzungen leiden hierzulande bis zu vier Millionen Menschen an Herzschwäche (Herzinsuffizienz), bei der das Herz aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr in der Lage ist, den Körper mit ausreichend Blut und Sauerstoff zu versorgen. Schäden insbesondere an Herz, Gehirn, Nieren und Muskeln sind die Folge. In den meisten Fällen ist die Herzschwäche die Folge einer anderen Krankheit. Ursachen einer Herzinsuffizienz können etwa die koronare Herzkrankheit und ein Herzinfarkt, angeborene Herzfehler, eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) oder eine Erkrankung des Herzmuskelgewebes (dilatative Kardiomyopathie) beziehungsweise andere, seltenere Herzerkrankungen sein. Insbesondere wegen des demografischen Wandels sowie verbesserter Therapiemöglichkeiten für die Ursachen der Herzschwäche nimmt der Anteil der herzinsuffizienten älteren Menschen weiter zu. „Aber auch junge Menschen können an einer Herzinsuffizienz erkranken“, erklärt der Kardiologe Prof. Dr. med. Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. „Neben angeborenen Herzfehlern und genetisch bedingten Herzmuskelerkrankungen, den Kardiomyopathien, sind es entzündliche Herzmuskelerkrankungen wie Myokarditis, die das Herz eines jungen Menschen in seiner Pumpfunktion so weit beeinträchtigen können, dass eine Herzschwäche vorliegt“, so der Kardiologe.
Herzschwäche durch Myokarditis
Bei der Myokarditis entzünden sich Zellen des Herzmuskels, in den meisten Fällen durch virale Infektionen. In jedem dritten Fall gelingt es dem Körper nicht, die Entzündung selbst zu kontrollieren. Der Herzmuskel vernarbt und kann nur noch eingeschränkt Blut pumpen. „Es kommt dann zur Herzinsuffizienz, die sich mit Symptomen wie Kurzatmigkeit schon bei geringer Anstrengung, Leistungseinschränkung und Wassereinlagerungen in Beinen oder Bauch bemerkbar macht. Wer an einer Myokarditis erkrankt und rechtzeitig in Behandlung ist, kann allerdings durch konsequente Therapie und Schonung meist eine Herzschwäche vermeiden“, erklärt der Kardiologe. Meist sind akute Virusinfekte sowohl bei Frauen als auch bei Männern Auslöser einer Herzmuskelentzündung. Jüngere Männer erkranken allerdings häufiger und schwerer. Typische Erreger sind vor allem Parvovirus B 19 und Herpes Viren, seltener Influenza (Grippe)- und Coxsackie-Viren. Neben der akuten viralen Myokarditis aufgrund einer Infektion wird in der Medizin noch eine autoimmune (autoreaktive) Myokarditis unterschieden. Hierbei lässt sich kein ursächlicher Erreger für die Entzündungsprozesse im Herzmuskelgewebe finden, sondern körpereigene Immunzellen greifen fälschlicherweise den Herzmuskel an. Eine Coronavirus-Infektion kann auch das Herz angreifen und in einigen Fällen zu einer Myokarditis führen. Auch Bakterien und Pilze können, allerdings sehr selten, eine Myokarditis verursachen.
Symptome
„Ein Problem sind die mehrdeutigen Beschwerden bei der viralen Myokarditis, weil Betroffene Müdigkeit, Abgeschlagenheit oder Kurzatmigkeit auf den Infekt zurückführen, ohne an eine Beteiligung des Herzens zu denken“, berichtet Prof. Voigtländer und erklärt: „Schmerzen hinter dem Brustbein und Herzrasen können, müssen aber keineswegs auftreten.“ Anzeichen einer Herzbeteiligung, die am häufigsten anzutreffen sind Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Kurzatmigkeit oder Engegefühl in der Brust bzw. Schmerzen hinter dem Brustbein oder Herzstolpern (bei etwa jedem fünften Betroffenen).
Bei diesen Symptomen sollte man umgehend zum Arzt gehen, der bei Verdacht auf eine Beteiligung des Herzens neben der Anamnese und einer körperlichen Untersuchung, ein EKG, eine Ultraschalluntersuchung des Herzens und eine Blutuntersuchung vornehmen wird. Lässt sich mit den aufgeführten Untersuchungen eine Beteiligung des Herzens nicht zweifelsfrei nachweisen oder ausschließen, ist als nächster Schritt eine Kernspintomographie (Kardio-MRT) des Herzens erforderlich. Besondere ärztliche Aufmerksamkeit ist bei Patienten mit Myokarditis und Synkopen (plötzlich kurzzeitige Bewusstlosigkeit), Attacken von Schwindelgefühl, Herzklopfen und Herzstolpern geboten. „Diese Patienten sind besonders gefährdet, einen plötzlichen Herztod zu erleiden“, warnt der Herzspezialist. Wird fortgesetzt.