Klar ist, dass zu hohes Körpergewicht Einfluss auf unsere Gesundheit hat. Unsere Bewegungen können eingeschränkt sein. Aber auch Beine und Fußgelenke können der Belastung nicht standhalten. Was tun, fragt luckx – das magazin und setzt den ersten Teil fort.
Das Gehirn steuert mit
Wir erleben es doch täglich: Zwar ist der Wunsch nach Veränderungen da. Doch so richtig geht es im wahrsten Sinne des Wortes nicht voran. Allein wenn wir uns die Notwendigkeit von körperlicher Bewegung anschauen – sei es ein einfacher Spaziergang oder eine sportliche Trainingseinheit – gibt es immer wieder Gedanken, die uns sagen: Ach komm, bleibt lieber auf dem Sofa sitzen oder nur noch schnell diese Sache am PC erledigen. Zum Schluss siegt der sogenannte „innere Schweinehund“. Dazu kommen dann auch noch weitere metabolische Einflüsse. So zeigt eine aktuelle Studie des Helmholtz-Zentrums München, des Universitätsklinikums Tübingen und des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD): Eine ungesunde Körperfettverteilung und chronische Gewichtszunahme stehen in Zusammenhang mit der Insulinempfindlichkeit des Gehirns. So wurde erforscht, dass das Hormon Insulin nicht nur im Körper, sondern auch im Kopf wirkt.
Wirkung von Insulin
In der Studie mit 29 Männern mit „Normalgewicht“ (BMI 19 bis 25 kg/m²) analysierten die Forschenden, wie Insulin im Gehirn wirkt und welche Folgen es für das Essverhalten hat. Das Ergebnis: Der Verzehr von hochverarbeiteten, ungesunden Lebensmitteln (z.B. Schokoriegel oder Kartoffelchips) verändert die Gehirnfunktion – und kann so die Entstehung von Adipositas und Typ-2-Diabetes begünstigen. Während Insulin bei Gesunden appetitzügelnd wirkt, reguliert das Hormon bei Menschen mit Adipositas das Essverhalten nicht mehr richtig – es kommt zu einer Insulinresistenz. Dieser Effekt trat nach einer kurzfristigen hochkalorischen Ernährung (1.500 kcal aus hochverarbeiteten, energiereichen Snacks zusätzlich zur gewohnten Ernährung) auch bei den gesunden Studienteilnehmern auf und hielt noch eine Woche nach Rückkehr zu einer ausgewogenen Ernährung an.
Insulinreaktion im Gehirn
Die Studie legt nahe, dass sich die Insulinreaktion des Gehirns bereits vor einer Gewichtszunahme an kurzfristige Ernährungsumstellungen anpasst, und so die Entwicklung von Adipositas und anderen Folgeerkrankungen begünstigt. Das Gehirn spielt also eine zentrale Rolle bei der Entwicklung und Verstetigung von Übergewicht. Eine moderne Adipositas-Therapie berücksichtigt zunehmend neurobiologische Ansätze und beeinflusst über Rezeptoren im Gehirn das Appetit- und Belohnungssystem. Ziel ist es dabei, das Hungergefühl und den Appetit auf zucker- und fettreiche Lebensmittel zu verringern sowie das Sättigungsgefühl zu steigern.
Späte Mahlzeiten
Der Glaube, späte Mahlzeiten führten grundsätzlich zur Gewichtszunahme, wird immer wieder diskutiert. Tatsächlich folgen die Stoffwechselprozesse im menschlichen Körper einem 24-Stunden-Rhythmus. Studien zeigen: Spätes Essen – also entgegen der inneren Uhr – ist mit einer geringeren Insulinempfindlichkeit verbunden. Das könnte das Risiko für Stoffwechselstörungen wie Typ-2-Diabetes erhöhen. Eine Verlagerung des Großteils der Kalorienaufnahme auf frühere Tageszeiten könnte daher vorteilhaft sein. Denn dies würde eher dem natürlichen Rhythmus des Körpers entsprechen, bei dem die Insulinempfindlichkeit morgens tendenziell höher ist und im Laufe des Tages abnimmt.
Doch auch erbliche Faktoren spielen offenbar eine entscheidende Rolle: Denn nicht jeder Mensch reagiert gleich auf die Veränderungen der Essenszeiten. Es ist also kein Mythos, dass späte Mahlzeiten automatisch zu einer Gewichtszunahme beitragen können – allerdings ist der Zeitpunkt der Mahlzeiten weniger entscheidend als die Menge der aufgenommenen Kalorien.
Ein Gedanke zu „Wer steuert Adipositas?“
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