Yoga befindet sich in einer psychedelischen oder philosophischen Ecke. Dadurch, dass dies von vielen Betreibenden gepflegt wird, ist die Akzeptanz eingeschränkt. Viele stehen dem Yoga deshalb auch skeptisch gegenüber. Doch Yoga hat seinen Platz in vielen Fitness-Studios gefunden, wie luckx – das magazin recherchierte.
Trend oder Nische?
Yoga steht sich selbst im Wege. Wer es nicht betreibt, kann mit den vielen Begriffen, Stil- und Lehrrichtungen überhaupt nichts anfangen. Unabhängig davon, ob und wie stark die philosophischen Aspekte gelehrt werden, haben die meisten Fitness-Anbieter Yoga als festes Angebot etabliert, denn es bietet ganzheitliche Entspannung wie kaum eine andere Trainingsform. Von Trend oder Nischenangebot kann daher schon lange nicht mehr gesprochen werden. So weisen die „Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2022“ mit 71 Prozent Yoga- und Pilatesangeboten für die Gruppe der Einzelstudios (weniger als fünf Anlagen pro Verbund) den größten Anteil an sog. Spezialangeboten. Bei den Ketten ist diese Zahl sogar noch deutlich höher (90,4 %). Auch die Anzahl an spezialisierten Yogastudios nimmt immer stärker zu. Es liegt also nahe, sich etwas intensiver mit diesem Konzept zu beschäftigen, das aus dem Trainingsalltag vieler nicht mehr wegzudenken ist.
44 Prozent der Frauen und 40 Prozent der Männer in Deutschland über 18 Jahren erfüllen nicht die Minimalanforderungen für Bewegung pro Woche (WHO, 2022). In Anbetracht dieser aktuellen und alarmierenden Daten ist jede sportliche Betätigung – ob vor Ort im Studio oder aber in Form von digitalen Kursen im eigenen Wohnzimmer –, zu der Fitness- und Gesundheitsanlagen motivieren, Gold wert.
Yoga kann Stress reduzieren
So ergab eine Studie aus dem Jahr 2021 (Hadaye, Shastri & Salagre), dass Yoga zu einer signifikanten Reduktion des Stresslevels beiträgt. Zusätzlich konnte nachgewiesen werden, dass auch der relevante mittlere systolische bzw. diastolische Blutdruckwert gesenkt wird. Demnach ist Yoga für Personen mit erhöhtem Blutdruck eine potenziell sinnvolle Ergänzung zum Kraft- und Ausdauertraining mit präventivem oder therapeutischem Hintergrund. Auch bei Alltagsbeschwerden kann Yoga helfen. Beispielsweise kann den Ursachen von Migräne oder Spannungskopfschmerzen durch regelmäßige Yogaeinheiten entgegengewirkt werden.
Muskellängentraining bietet eine attraktive Möglichkeit, um die positiven Effekte eines Beweglichkeitstrainings in den Trainingsplan der Mitglieder zu integrieren. Beispiele hierfür sind (tiefe) Ausfallschrittübungen wie der Krieger 1 oder Seitneigungen. Dabei wird die Position bei langer Muskellänge statisch gehalten, was einen positiven Effekt auf die Beweglichkeit haben kann. Für ambitionierte Kraftsportler ist aufgrund der Komponente „Beweglichkeitstraining“ ein Abstecher ins Yogatraining durchaus ratsam, um die volle Range of Motion zu erreichen und neue Übungen oder Technikverbesserungen zu ermöglichen.
Mit Yoga zur Firmenfitness
Nicht erst seit gestern hat die Fitness- und Gesundheitsbranche ihre Rolle für das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) als Chance für Zusatzeinnahmen verstanden. Viele Unternehmen, die auf eine gute Work-Life-Balance setzen und Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) anbieten, arbeiten daher bereits oft in Kooperation mit Studios und bieten sog. Gesundheitstage an. Unter dem Motto „Stressbewältigung“, „Achtsamkeit“ oder einfach „Bewegung“ kann das breit gefächerte Portfolio der Studios präsentiert werden. Gruppenfitnessangebote wie Yoga stellen dabei ein niederschwelliges Angebot da, um Firmen und Interessierte in die Studios zu locken. In Form von Schnupperkursen (ca. 20 bis 30 Minuten) können Interessierte an das Training herangeführt und potenzielle neue Mitglieder akquiriert werden.
Gruppenfitnessangebote haben sich spätestens während des Lockdowns als „Home-erprobt“ erwiesen. Gerade Yoga hat sich als Winner präsentiert, da es nicht viel Equipment benötigt, um einen Kurs auch via Livestream durchzuführen. Daher wundert es nicht, dass viele Anbieter auch weiterhin digitale Classes im Portfolio haben. Zielgruppen, die nur über ein geringes zeitliches Budget verfügen oder aufgrund des Jobs viel reisen müssen, können feste Kurstermine im Studio nicht immer wahrnehmen. Für genau diese Mitglieder kann ein digitales Angebot von großem Vorteil sein. Als Add-on zur regulären Mitgliedschaft lassen sich so auch Zusatzeinnahmen generieren.
Personal Training
Wer das (Kurs-)Programm auch ohne digitale Angebote erweitern möchte, findet noch weitere Optionen. So eignet sich Yoga auch für Personal Training, wodurch noch individueller auf die Trainierenden eingegangen werden kann. Gerade das Small-Group-Training bietet die Möglichkeit, die Inhalte nach der jeweiligen Zielgruppe zusammenzustellen oder bewusst zu mischen. Je nach Gegebenheiten im Studio- bzw. Teamgröße können so Angebote speziell für Anfänger, beschwerdebezogen (z. B. Rücken- oder Beckenbodentraining) oder mit stärkerem philosophischen Schwerpunkten umgesetzt werden. Aber auch „ein Ortswechsel nach draußen – gerade in den warmen Monaten – [sorgt] für Abwechslung“.
Schwangere als Zielgruppe
Dass Training während der Schwangerschaft gesundheitspositive Effekte für die werdende Mutter und den Fötus hat, ist inzwischen hinlänglich belegt. Gerade Yoga wird für diese Zielgruppe häufig empfohlen, da dabei kein hohes Verletzungs- oder Sturzrisiko wie beispielsweise bei Kontakt- oder Kampfsportarten besteht. Dennoch sind manche „Übungen für Schwangere ungeeignet, weil sie bestimmte Gelenke stärker belasten oder besonders viel Gleichgewicht erfordern. In einem Kurs speziell für Schwangere … [sollten] solche Übungen weggelassen oder abgewandelt [werden]“ (Ferrari, 2022). Hierfür lohnt es sich, spezielle Weiterbildungsmaßnahmen für diese Zielgruppe durchzuführen, um ein angepasstes und sicheres Training anbieten zu können.