Die Unfallbilanz ist erschreckend: Aus den Daten des Statistische Bundesamt wird deutlich, dass im Vergleich zum Vorjahr auf Deutschlands Straßen sich wieder mehr Unfälle ereigneten. Erstmals seit dem Vor-Corona-Jahr 2019 wurden abermals gut 2,5 Millionen Unfälle polizeilich registriert, hat luckx – das magazin recherchiert.
Mehr Unfälle
Die Corona-Pandemie hat leider nur für zwei Jahre zu einem Rückgang der Verkehrsunfälle geführt. Zwar haben wir viel für unser Leben in dieser Zeit gelernt. Doch auf unser Verhalten im Straßenverkehr gab es nur eine kurzfristige Auswirkung. Mit einem Anstieg um 4,5 Prozent im Vergleich zu 2022 endete das Jahr 2023. Die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Personen stagniert auf hohem Niveau (2023: 2.830 Getötete/2022: 2.788 Getötete). Die Zahl der Verletzten liegt bei rund 364.900 Personen und liegt damit ebenfalls etwas über dem Stand von 2022. „Der Anstieg der Unfallzahlen ist besorgniserregend und macht deutlich, dass die Politik in Bund und Ländern das Thema Verkehrssicherheit und Unfallverhütung wieder ganz oben auf die Agenda setzen muss“, sagt Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug & Mobilität beim TÜV-Verband. „Die Tatsache, dass jede Woche immer noch mehr als 50 Menschen im Straßenverkehr ums Leben kommen und mehr als 6.900 Menschen schwer verletzt werden, ist und bleibt inakzeptabel.“ Die „Vision Zero“ mit ihrem Leitbild keine Verkehrstoten und Schwerstverletzten dürfe kein reines Lippenbekenntnis sein. Im Zweifel und bei konkurrierenden Interessen muss die Verbesserung der Verkehrssicherheit immer an erster Stelle stehen.
Maßnahmen erforderlich
Insbesondere der TÜV-Verband fordert, die Verkehrssicherheit deutlich zu verstärken.So ist die Verkehrsinfrastruktur schneller und umfassender Aus- und Umbau, um eine sicherere Nutzung des Straßenverkehrs für Kinder, Fußgänger, Radfahrer und ältere Verkehrsteilnehmer zu ermöglichen. Dazu zählen eine selbsterklärende Infrastruktur mit sicheren Querungsmöglichkeiten, getrennten Radwegen und digitale Maßnahmen zur Früherkennung von Gefahrenstellen im Straßenverkehr. Auch sollte entschiedener gegen Fahrer vorgegangen werden, die bewusst Verkehrsverstöße begehen oder sich unter Alkohol- oder Drogeneinfluss hinters Steuer setzen. Der Verband sieht in einem verpflichtenden Fahreignungsseminar für auffällig gewordene Fahrer sowie einer Absenkung des Grenzwertes für die Anordnung einer MPU bei erstmaliger Auffälligkeit mit Alkohol von 1,6 auf 1,1 Promille eine sinnvolle Möglichkeit. Denn das Ziel muss es sein, dass die Zahl und Schwere von Unfällen unter Cannabis- und Drogeneinfluss reduziert wird. Auch der Konsum so genannter „Neuer psychoaktiver Stoffe“ (NpS) immer mehr zu und ist zu regeln. Denn bisher wurden diese Stoffe weder im Straßenverkehrsgesetz (StVG) noch in der Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) berücksichtigt.
Darüber hinaus ist die polizeilichen Verkehrsüberwachung durch eine Erhöhung der personellen Kapazitäten sowie die Verfolgung von Verkehrsverstößen durch verbesserte behördliche Zusammenarbeit über die Landesgrenzen hinaus zu stärken. Wie das bei dem allgemeinen Fachkräftemangel zu bewerkstelligen ist, lässt nun nun gar nicht beantworten.
Auch die Mobilitätserziehung ist schwierig umzusetzen, aber dringend erforderlich. Kinder müssen bessere Chancen erhalten, eine eigene Mobilitätsbiographie im Laufe ihres Erwachsenwerdens zu entwickeln. Hierzu gehören vor allem altersgerechte Angebote in Kitas und Schulen wie spezielle Radfahrtrainings sowie die aktive Unterstützung ihrer Elternhäuser, sie auf die eigenständige Verkehrsteilnahme vorzubereiten. Das sollte unbedingt bei den zu uns kommenden ausländischen Mitbürgern ausgedehnt werden. Denn was in deren Heimatland aufgrund geringerem Autoverkehr möglich ist, kann bei uns zu schwersten Unfällen führen wie über Autostraßen schlender oder mit dem Rad entgegen der Fahrtrichtung fahren.