Viele Eltern wollen oder brauchen dringend eine Erholung. Eine Erholung von der Arbeitsbelastung und ihren Kindern. Von der Arbeitsbelastung ist dies gut nachzuvollziehen. Doch von den eigenen Kindern? Welche Diskussion dabei über Adults-only-Hotels geführt wird, hat luckx – das magazin recherchiert.
Erziehungsmaßnahmen
Was ist die „richtige“ und was ist die „falsche“ Erziehung? Darüber gilt es viel Literatur und wissenschaftliche Abhandlungen zu wälzen. Doch näher kommt der geneigte Leser dem nicht. Denn, wie immer im Leben, ist jeder Mensch so individuell, das Standardtipps nicht viel weiter helfen. Das trifft auch auf das Reiseverhalten zu. In der Vergangenheit haben viele Hoteliers Maßnahmen ausprobiert, um bestimmte Zielgruppen zu erreichen. So wurden beispielsweise Preisanpassungen vorgenommen. Seit einiger Zeit erfolgt die Anpassung über den Zugang zum Hotel ab einem bestimmten Alter über das Adults-only-Hotel System. Adults-only bedeutet, dass Kinder keinen Zutritt zu einem Hotel oder einem bestimmten Teil des Wellnessbereiches haben. Hierfür legen die sogenannten Erwachsenenhotels ein bestimmtes Mindestalter fest. Dieses liegt häufig bei 16 Jahren, kann aber auch bei 12 oder 8 Jahren liegen.
Erholungssuchende
Auf der einen Seite sehen viele Reisende es als Vorteil, dass es Hotelangebote gibt, die Ruhe, Entspannung und oft ein umfassendes Wellness- und Spa-Angebot sowie eine erlesene Kulinarik offerieren – und das ohne Kindergeschrei und Toben am Buffet. Andererseits ruft es auch Kritiker auf den Plan, die die Festlegung eines Mindestalters als kinderfeindlich und ausgrenzend betrachten. So stellt sich die Frage, welche Gründe es gibt, das Hotel als Adults-Only auszurichten? Unterstützen sie den Trend oder heißen sie auch kleine Gäste willkommen? Haben die Hotels und Unterkünfte, die vor allem auf die nachhaltige Entwicklung des Tourismus‘ setzen, vielleicht sogar eine Kompromisslösung gefunden? Außerdem ist ein großes Thema der Massentourismus oder Overtourism. Wie gehen Hotels mit all diesen Phänomenen um?
Zum einem ist es sicherlich die Nähe oder besser Ferne von massentouristischen Orten. Sie sollen und können den Gästen einen Kraft- und Rückzugsort für eine eher persönliche Auszeit bieten. Meist sind es keine Adults-Only-Hotels, dennoch sind Familien mit Kindern eher selten anzutreffen. Dabei sind die Angebote mit den Schwerpunkt auf Regeneration und Prävention primär auf Erwachsene ausgerichtet. Dennoch ist es genauso gut möglich, gemeinsam mit Kindern dort Urlaub zu machen, was vor allem von jungen Eltern mit Baby genutzt wird. Während sich der eine Elternteil im Health Spa entspannt, kann der andere gemeinsam mit dem Nachwuchs den Pool und den Garten erkunden. Ein Kinderprogramm oder eine Babybetreuung werden meist nicht angeboten, bei der Bereitstellung eines Kinderbettes und Babyverpflegung sind diese Hotels jedoch behilflich.
Spagat zwischen Familien und Ruhesuchenden
Auf der einen Seite sollen Kinder nicht ausgeschlossen werden, weil die Hoteliers in ihnen die Zukunft sehen. Insbesondere dann, wenn sich die Hotels für Nachhaltigkeitsinitiativen entscheiden. Meist sind diese Hotels nicht zu 100 Prozent auf Kinder ausgelegt. Der Fokus liegt klar auf Wellness und Spa, Achtsamkeit und Yoga inmitten eines einzigartigen Ortes. Damit sich Wellness, Erholung und Kinder nicht ausschließen, haben die Hotels weiche „Regeln“ aufgestellt, insbesondere am Pool und im SPA. Das soll den Gästen, die ohne Kinder anreisen, ausreichend ruhige und entspannte Zeiten am Pool ermöglichen und gleichzeitig die Kinder nicht vom Wasser fernhalten.
Für eine unbeschwerte Urlaubszeit setzen Hotels sich für Gäste ab 16 Jahren ein. Meist wird keine Kinderanimation oder Betreuung vor angeboten. Vielfach besteht in den Zimmern keine Möglichkeit zur Aufbettung. Das Angebot ist abgestimmt auf einen Aufenthalt vor allem für Paare, Freundesgruppen oder Einzelreisende mit einem Mix aus purer Natürlichkeit und hippem Lifestyle. Dazu kommen eine entspannte Atmosphäre sowie die unmittelbare Nähe beispielsweise zum Strand. Die Konzepte setzen auf Entschleunigung der Gäste mit Sauna und Wohlfühlangeboten. Darüber hinaus sind ebenfalls ganz besondere Spa-Angebote vorhanden. Auf die individuellen Bedürfnisse wird entsprechend eingegangen.
Weil diese Hotels meist abseits der üblichen Hotspots liegen, trifft sie das Problem des Overtourism fast gar nicht oder sehr selten. Denn wer Ruhe, Erholung, Entspannung sucht, meidet eher überfüllte Destinationen. So werden insbesondere diese „überfüllten“ Regionen es schwer haben, entsprechende, zahlungskräftige Gästegruppen zu finden. Inwieweit das insbesondere zum Beispiel für Mallorca zutrifft, wird sich sehr bald herauskristallisieren. Denn wenn Gäste in ihrer Erholung „bedroht“ werden, suchen sie sich „angenehmere“ Destinationen für ihren Urlaub und für ihr Geld. Die Folgen, das lässt sich heute schon absehen, werden für die wirtschaftliche Situation dramatisch sein.