Sparmeister

Die Deutschen sparen weiterhin mehr. Schon während der Corona-Pandemie wurde weniger Geld ausgegeben, weil die Möglichkeiten fehlten. Nun haben die Deutschen ihre Sparleidenschaft verstärkt, wie luckx – das magazin recherchierte.

Krisen, Krieg und Inflation

Energiekrise, steigende Kosten, Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten, Geldentwertung und steigende Zinsen: Braucht es noch mehr Gründe, um seine Konsumausgaben zu reduzieren? Aktuell sparen die Deutschen noch mehr. Dabei ist Sparsamkeit eine Tugend, die einen maßvollen Umgang mit Geld und wirtschaftlichen Gütern sowie natürlichen Ressourcen zum Gegenstand hat. In der Mitte des letzten Jahrhunderts war Sparsamkeit mehr gezwungene Notwendigkeit. Diese hat sich aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung bei vielen zum Teil umgekehr. Doch es gibt eine Gruppe von Menschen, die Treiben das Sparen auf die Spitze mit einem „frugalen“ Leben. Frugalismus, also also ein bescheidenes Leben zu führen,bedeutet den Verzicht auf Dinge, die nicht unbedingt nötig sind. Statt das verdiente Geld komplett auszugeben, legen Frugalisten den größten Teil ihres Verdiensts zum Beispiel in Wertpapiere an.

Im Vergleich zum deutschen Durchschnittssparer legt ein Frugalist sehr viel mehr Geld auf die hohe Kante: Liegt die durchschnittliche Sparquote privater Haushalte im Schnitt bei 11,3 Prozent des monatlichen Einkommens (Stand 2023, Quelle: Statista), beträgt sie bei Frugalisten mitunter 40 Prozent und deutlich mehr. Einer dieser Sparfüchse ist Oliver Noelting. Er spart etwa 70 Prozent seines Einkommens. Dies schafft er unter anderem durch Fahrten mit dem Fahrrad zur Arbeit, Reparatur oder Ersatz von Haushaltsgegenständen durch Gebrauchtes. Zudem wohnt er mit seiner Lebensgefährtin und seinen beiden Töchtern in einer kleinen Wohnung und verzichtet auf Restaurantbesuche.

Sparquote steigern

Wer als Frugalist also beispielsweise netto 2.500 Euro zur Verfügung hat, steckt bei einer Sparquote von 50 Prozent jeden Monat 1.250 Euro in den Vermögensaufbau und hat noch 1.250 Euro für die monatlichen Ausgaben zur Verfügung. Wer ebenfalls seine Sparquote steigern möchte, muss sich zuerst einen Überblick über die Haushaltssituation und das Ausgabeverhalten verschaffen.

Haushaltsbuch führen: Je genauer die laufenden Einnahmen und Ausgaben bekannt sind, desto präziser wird nach und nach der Überblick über die eigene Finanzsituation.

Laufende Kosten durchleuchten: Mithilfe des Haushaltsbuches kommen die kleinen und größeren Kostenfressern ans Tageslicht. So lässt sich prüfen, welche Ausgaben unverzichtbar oder überflüssig sind. Auch längst vergessene Abonnements kommen so wieder hervor und können diese kündigen.

Kostengünstige Alternativen suchen und Bewusstsein schaffen: Noch mehr Potenzial für eine höhere Sparquote erschließen sich über die etwas aufwändigere Suche nach Alternativen für bestimmte Ausgaben. Muss es beispielsweise das teure und selten besuchte Fitnessstudio in einem anderen Stadtteil sein oder reicht auch der deutlich preiswertere Sportverein in der Nähe mit einem kleinen Kursangebot? Wer Haushaltsgegenstände, Kleidung oder Möbel braucht, kann diese neu kaufen oder auch im Secondhand erstehen. Und anstelle neu gekaufter Bücher kann auch der Gang zur örtlichen Bücherhalle eine Option sein. Ebenfalls lässt sich sparen, wenn beispielsweise auf Impulskäufe verzichtet wird und Wocheneinkäufe mit Einkaufsliste geplant werden. Auch die Bankverbindung lässt sich toptimieren. Wer ein Girokonto mit hohen Kontoführungsgebühren hat, kann zu einer Bank mit kostenlosen Girokonto wechseln.

Reparieren statt entsorgen und neu kaufen: Das Smartphone ist defekt oder die Waschmaschine streikt? Wer defekte Geräte nicht einfach neu kauft, sondern reparieren lässt, kann auch einiges sparen. Heimwerker können kleinere als auch Reparaturen selbst durchzuführen.

Kosten für Wohnen und Ernährung reduzieren: Eine weitere Stufe hin zur nochmals höheren Sparrate beinhaltet, dass die laufenden Wohnkosten und die Ausgaben für Ernährung senken. Wer beispielsweise im Homeoffice arbeiten kann und kein ausgeprägter Großstadtmensch ist, kann den Umzug aufs Land in Erwägung ziehen. Doch aufgepasst: Leider ist der ÖPNV nicht immer der beste, sodass Mehrkosten für ein Auto entstehen können (oder der Radweg sehr lang wird). Ein weiterer großer Kostenblock sind oft die Ausgaben für Lebensmittel. Diese lassen sich überwiegend durch frisch kochen reduzieren. So ist es beispielsweise deutlich preiswerter, Pizza für vier Personen selbst zu machen und zu belegen als vier Tiefkühlpizzen zu kaufen. Denn Herstellung, Tiefkühllagerung und Transport verschlingen ebenfalls hohe Kosten und tragen nicht zur Erhaltung von Klimazielen bei.

Ist das nicht Minimalismus?

Wer zum ersten Mal vom „Frugalismus“ erfährt, denkt möglicherweise zunächst an Personen, die sich Konsum generell nicht erlauben und einen von Verzicht geprägten Lebensstil pflegen. Diese Beschreibung trifft jedoch eher auf Minimalisten zu – allerdings mit dem Unterschied, dass diese den Konsumverzicht nicht als negativ empfinden. Vielmehr fühlen sich Minimalisten mit wenig Hausrat, Kleidung und sonstigen Konsumgegenständen wohl und entscheiden sich üblicherweise bewusst für diesen Lebensstil. Dabei kann es durchaus sein, dass sie sich mitunter sehr teure Dinge mit langer Lebensdauer und hoher Qualität leisten. Minimalisten werden Sie daher kaum bei Ikea und eher in einem Möbelhaus für Designklassiker antreffen. Zudem haben Minimalisten Themen wie eine hohe Sparquote und den Vermögensaufbau üblicherweise weniger im Fokus, für Frugalisten sind sie hingegen von zentraler Bedeutung.