Die heutigen Fitnessstudios haben den Mief der 1970-er Jahre Schulgeräteräume als auch der Hanteldrücker hinter sich gelassen. Was heute in den Studios angesagt ist, zeigt die Messe FIBO aktuell in den Kölner Messehallen, weiß luckx – das magazin.
Moderne Zeiten
Die 70er Jahre werden insbesondere im amerikanischen Bereich auch als Beginn der modernen Fitnessindustrie bezeichnet. Grund dafür ist unter anderem die Entwicklung von neuen, nutzungsfreundlicheren Geräten für die Studios durch den Einsatz von variablen Gewichten oder dem ersten stationären Fahrradergometer. Auch belegte die wissenschaftliche Forschung weiterhin den positiven gesundheitsfördernden Effekt regelmäßigen Fitnesstrainings auf den menschlichen Organismus. Einen noch größeren Schub erhielt die aufstrebende Fitnessindustrie jedoch durch zwei Idole, mit denen sich die Menschen identifizieren konnten und die damit großen Einfluss auf die weitere Entwicklung hatten. Arnold Schwarzenegger, der bereits in den Jahrzehnten zuvor erfolgreich bei verschiedenen Bodybuildingmeisterschaften war, erlangte in den 70ern durch eine Reihe von Filmen weltweite Bekanntheit und gilt noch heute als eine der prägenden Persönlichkeiten der Fitnessszene.
Aerobic als weiterer Trend
Wenige Jahre später verhalf Jane Fonda Anfang der 80er Jahre mit der Veröffentlichung ihrer Aerobicvideos einer ganzen Sportart zum endgültigen Durchbruch. Mit Frauen konnte eine neue Zielgruppe für die Fitnessstudios gewonnen und zugleich der Grundstein für moderne Kurssysteme gelegt werden. Die weiblichen Kunden fühlten sich damals insbesondere durch den neuen tänzerischen Aspekt, aber auch das gemeinschaftliche Erleben des Trainings angesprochen, welches im Gegensatz stand zu dem eher individualistisch geprägten Gerätetraining.
Ein weiterer wichtiger Trend dieses Jahrzehnts war zudem die steigende Nachfrage nach ausdauerorientiertem Training. Nicht nur die Teilnehmerzahlen bei Volksläufen, sondern auch das Training an speziellen Geräten, die von neu in den Markt eintretenden Geräteherstellern geliefert wurden, erfreuten sich in dieser Zeit immer größerer Beliebtheit. Die sich verschiebende Nachfragesituation führte auch zu einer langsamen Anpassung des Angebotes. Nachdem bereits in den 70er Jahren erste Racketclubs in Deutschland gegründet wurden, die das Training an den Geräten mit Rückschlagsportarten wie Tennis oder Squash verbanden, integrierten die Betreiber nun auch größere Räumlichkeiten für Kursangebote und veränderten ihr Geräteangebot. Es entstanden die ersten Großanlagen, die eine umfangreichere Angebotsbreite umfassten, teilweise Schwimmeinrichtungen unterhielten und oftmals ein eher gehobenes Publikum ansprachen. So fand der heutige Betreiber von sechs Premium-Anlagen in Hamburg, Kiel und Berlin, MeridianSpa, bereits 1984 seinen Ursprung in Hamburg.
Der Preis fördert Fitness
Die in Deutschland einsetzende Diversifizierung des Fitnessangebotes blieb jedoch noch hinter der Entwicklung in den Vereinigten Staaten zurück. Neben der Eröffnung von exklusiven High-End Anlagen entstand dort in der gleichen Zeit mit „24h Fitness“ der erste „Discountanbieter“, der erstmals Fitnesstraining zu deutlich günstigeren Preisen anbot. Doch auch die Fokussierung allein auf das weibliche Geschlecht feierte in diesen Jahren mit der Gründung der ersten reinen Frauenstudios Premiere. Ein weiterer Bereich zur Generierung von Umsätzen mit bestehenden Mitgliedern und Argumente für die Gewinnung neuer Kunden war die in den 90er Jahren aufkommende Einbindung von Club basierten Spa-Anwendungen. Mit diesen im allgemeinen Wellnesstrend immer stärker nachgefragten Leistungen reagierten die Anbieter auf den Wunsch vieler Kunden, das Streben nach Fitness und Attraktivität mit einem entsprechenden Wohlbefinden verbinden zu können. Damit stand nicht mehr allein das Ergebnis eines Trainings im Vordergrund, sondern auch der Aufenthalt an sich. Verstärkt wurde diesem Trend durch entsprechende Entwicklungen im „Programming“, der Gestaltung und der Inhalte des Kursprogramms, Rechnung getragen. Insbesondere von den im Durchschnitt älter werdenden Mitgliedern wurden vermehrt sanftere Aktivitäten wie Yoga und Pilates nachgefragt. Obwohl Pilates bereits in den 1920er Jahren von dem nach New York ausgewanderten deutschen Joseph Pilates erfunden worden war, erzielte es seinen Durchbruch erst durch den neuen Wellnesstrend und die vielfache Aufnahme in die Kursprogramme der Studios.
Fitnessketten
Eine Entwicklung im Bereich der Anlagenorganisation, die in Deutschland erst Mitte der 90er Jahre einsetzte, war die Entstehung von größeren Fitnessketten. In den USA waren bereits seit 1950 einzelne Studios zu größeren Unternehmen zusammengeschlossen worden. Durch Betreiber wie Gold´s Gym, Bally Fitness oder 24h Fitness wurde die Konsolidierung der Angebotsstruktur jenseits des Atlantiks weiter vorangetrieben. Im Dezember 1999 vereinten die zehn größten Anbieter in Deutschland gerade einmal 330.000 Tausend Mitglieder (ein Marktanteil von 7,7%), 12 Jahre später sind es Ende 2011 bereits über zwei Millionen bzw. mehr als ein Viertel des gesamten Marktes.