Nur reduzieren hilft

So mancher fühlt sich erst richtig wohl, wenn er das passende Gewicht hat. Deshalb wird Dicken gern Gemütlichkeit nachgesagt. Doch die meisten Übergewichtigen wären sicherlich froh, wenn einige Pfunde purzeln würden. Warum, das hat luckx – das magazin recherchiert.

Erkrankung

Je höher das Körpergewicht, desto größer ist die Gefahr von Erkrankungen. So gehört Adipositas zu einer ernstzunehmenden chronischen Erkrankung, die oft fälschlich als rein ästhetisches Problem oder Folge mangelnder Willenskraft abgetan wird. Tatsächlich sind die Ursachen vielschichtig: Genetik, Hormone, Lebensstil und Umwelt greifen ineinander – die Zahl der Menschen mit Adipositas steigt in allen Altersgruppen. Die Folgen sind gravierend: Adipositas erhöht das Risiko für zahlreiche Begleit- und Folgekrankheiten und beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich. Dazu kommt, dass viele Menschen mit Adipositas immer noch Vorurteilen und Ausgrenzung begegnen. Sie erfahren Stigmatisierung – sowohl im Alltag als auch im medizinischen Umfeld. Vielen fehlt es an Verständnis und Unterstützung. Es ist wichtig, dass wir als Gesellschaft gemeinsam daran arbeiten, diese Barrieren abzubauen. Nur durch mehr Aufklärung, Empathie und gezielte medizinische sowie gesellschaftliche Hilfe können Betroffene besser unterstützt werden.

Diabetes-Risiko

Fast 7 Millionen Menschen in Deutschland leben mit Diabetes, etwa 95 Prozent davon mit Typ-2-Diabetes. Der größte Risikofaktor für diese Form ist Übergewicht: Mit jedem zusätzlichen Kilogramm Körpergewicht steigt das Risiko deutlich. Ursache ist meist eine Insulinresistenz – die Körperzellen sprechen weniger auf Insulin an, was zu dauerhaft erhöhten Blutzuckerwerten führt. So treten etwa 80 bis 90 Prozent aller neu diagnostizierten Typ-2-Diabetes-Fälle bei Menschen mit Übergewicht auf. Viele Betroffene unterschätzen, wie entscheidend das Gewicht für ihre Gesundheit ist. Doch es gibt gute Nachrichten: Bereits eine moderate Gewichtsabnahme kann den Blutzucker spürbar verbessern und das Risiko für Typ-2-Diabetes stark senken. Studien zeigen: Schon 10 bis 5 Prozent weniger Körpergewicht können das Risiko für Typ-2-Diabetes halbieren. Menschen mit Übergewicht sollten nicht zögern, das Gespräch mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt zu suchen, um die passende Unterstützungsmöglichkeit beim Abnehmen zu finden.

Adipositas bei Männern und Frauen

Adipositas kann den weiblichen Hormonhaushalt erheblich stören – mit Folgen für die Fruchtbarkeit. Zyklusstörungen, ein unregelmäßiger oder gar ausbleibender Eisprung, sowie hormonelle Dysbalancen treten bei Frauen mit starkem Übergewicht deutlich häufiger auf. Das hormonell aktive Fettgewebe beeinflusst zentrale Steuermechanismen wie die Insulinsekretion sowie die Spiegel von Androgenen und Östrogenen. Dadurch kann die Funktion der Eierstöcke gestört werden, was die Reifung und Qualität der Eizellen beeinträchtigt. Zudem tritt bei Frauen mit Adipositas häufig ein Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS) das den Eisprung zusätzlich erschwert. Mit steigendem Body-Mass-Index (BMI) sinkt die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, deutlich. Auch die Erfolgschancen von Kinderwunschbehandlungen wie In-vitro-Fertilisation (IVF) sind reduziert und das Risiko für Fehlgeburten ist erhöht. Eine Gewichtsreduktion kann die hormonelle Balance stabilisieren, den Zyklus regulieren und die Fruchtbarkeit verbessern. Außerdem verringert sie das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen.

Auch bei Männern beeinträchtigt starkes Übergewicht die Fruchtbarkeit deutlich. Ein BMI über 30 kg/m² geht häufig mit verminderter Spermienqualität und einem niedrigeren Testosteronspiegel einher. Eine moderate Gewichtsabnahme kann die hormonelle Balance und die reproduktive Gesundheit spürbar verbessern.

Adipositas vor allem im mittleren Erwachsenenalter häufig

Nach aktuellen Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) lebt fast ein Viertel (24,2 %) der 45- bis 64-Jährigen in Deutschland mit Adipositas – das bedeutet, dass mehr als jeder Vierte dieser Altersgruppe starkes Übergewicht hat. Auch bei den über 65-Jährigen ist Adipositas weit verbreitet, mit einer Prävalenz von etwa 20,5 Prozent. Die Zahlen belegen einen deutlichen Anstieg: Zwischen 2003 und 2023 ist die Adipositasrate in der Gesamtbevölkerung von 12,2 auf fast 20 Prozent gestiegen – eine signifikante Zunahme, die sich in allen Altersgruppen zeigt. Besonders beeindruckend ist der Anstieg unter den Jüngeren: So hat sich der Anteil der 18- bis 29-Jährigen mit Adipositas von 3,4 auf 11,3 Prozent mehr als verdreifacht, und bei den 30- bis 44-Jährigen stieg die Rate binnen zwei Jahrzehnten von 9,2 auf 19,2 Prozent.

Was bedeuten diese Zahlen? Adipositas ist ein entscheidender Risikofaktor für Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Probleme. Die steigende Anzahl Betroffener bedeutet nicht nur eine erhöhte Belastung für unser Gesundheitssystem, sondern auch größere Herausforderungen für Prävention und Behandlung. Um die Gesundheit zu stärken, ist es essenziell, frühzeitig gegenzusteuern – mit einer ausgewogenen Ernährung, mehr Bewegung und ärztlicher Begleitung.