Wer im März 2020 „über Nacht“ ins Homeoffice geschickt wurde, erlebte eine Odyssee nach der anderen. Denn zuhause angekommen, waren die schönsten Plätze schon von den Kindern im Homeschooling oder von den Haustieren belegt. Da blieb dann vielfach nur der Küchentisch als Arbeitsplatz. Clevere Zeitgenossen nutzten umgewandelte Hotels mit ihren Officeangeboten oder verzogen sich in den Wohnwagen oder das Wohnmobil. Doch die Situation hat sich ein wenig entspannt, wie luckx – das magazin erfuhr.
Durchbruch am Arbeitsmarkt?
Weder Laptop, PC noch Web-Kameras waren zu bekommen. Auch die Online-Verbindung waren nicht sehr stabil. Doch wir alle haben schnell gelernt. Und so waren auf einmal Videokonferenzen das Non-Plus-Ultra in der Arbeitswelt. Zwar hat sich auch dieser Hype stabilisiert. Doch die eindeutigen Vorteile des Homeoffice sind geblieben. Sogar unsere Umwelt hat vom geringeren Schadstoffausstoß zum Beispiel aufgrund ausgebliebener Bürofahrten profitiert. Der Arbeitsmarkt ist im Umbruch. Wohin die Reise aber endgültig geht – wenn sich das überhaupt so allgemein schon feststellen lässt – ist noch nicht absehbar.
Viele Konzerne lassen ihre Mitarbeiter weiterhin im Homeoffice arbeiten. Denn jeder noch so coronabedingte geringe Ausfall könnte zu wirtschaftlichen Nachteilen führen. Aber auch hybriden Arbeitsmodelle werden verfolgt. Es scheint so, dass sich die Europäer an ihren Arbeitsplätzen zu Hause eingerichtet hat. Das untermauert eine repräsentative internationale Verbraucherbefragung. Danach nennen zum Beispiel 41,5 Prozent der Briten eine verstärkte Homeoffice-Nutzung als Kaufgrund für neue Büromöbel. Für die Mehrheit der Konsumenten in Großbritannien, Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien und Frankreich jedoch gab die erneuerungswürdige Alt-Ausstattung den Ausschlag zur Neuanschaffung. Interessante Abweichungen je Land und Zielgruppe ergaben die Antworten auf die Fragen nach den verschiedenen Kaufgründen, zu Kaufkriterien sowie zu bevorzugten Shopping-Kanälen. Darüber hinaus sind die konkreten Anschaffungspläne für Drehstühle, Schreibtische, Büroschranke und Regale vielversprechend. Vor diesem Hintergrund bescheinigt das Forscherteam von Marketmedia24 der deutschen Büromöbelbranche mit einem Daten-basierten Blick bis zum Jahr 2028 eine positive Zukunft. So wird der Büromöbelumsatz bei einer raschen Rückkehr zur Normalität um 14 Prozent zulegen. Bleibt es bei länger wirkenden Corona-Einschränkungen wird sich der Zuwachs auf 11 Prozent belaufen.
Mehr private Anschaffungen von Büromöbeln
Im vergangenen Jahr hat die Anschaffungsneigung der privaten Konsumenten die Corona-bedingten Ausfälle der gewerblichen Kunden abgemildert. Zwar wurde das Wachstum bei den Büromöbeln halbiert, aber das Marktvolumen legte trotzdem noch um 1,3 Prozent zu. Detaillierte Informationen über das Kaufverhalten der Homeoffice-Arbeiter lieferten 2.876 Personen ab 18 Jahren, die in sechs Ländern rund um das Thema Büromöbel befragt wurden. Die Antworten geben nicht nur tiefe Einblicke in das länderspezifische Kaufverhalten, sondern auch in die Motive und Pläne der nach Geschlechtern, Alters-, Einkommensklassen, Haushaltsgrößen und Wohnsituation spezifizierten Zielgruppen.
Zwar ist für alle Europäer der Preis mit das wichtigste Kaufkriterien, aber beispielsweise bei der Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher ab 35 Jahren überwiegt die Optik eines Produktes vor dem Preisargument. Aus Frankreich kommt die prozentual höchste Zustimmung zum Aspekt der Nachhaltigkeit. Und in der Schweiz kaufen über 34 Prozent der Senioren über 66 Jahren ihre Büroausstattung im Internet. Dass der deutsche Möbelhandel mit seinem Büromöbel-Sortiment 2020 ein Umsatzplus schreiben konnte, dafür haben auch die Kunden mit Homeoffice gesorgt. Tatsächlich verfügt der Möbelhandel bei der Mehrheit der Endverbraucher in ganz Europa über eine nahezu unangefochtene Marktführerschaft bei Büromöbeln.
Welche Rolle die Privatkäufer künftig spielen werden, ist nicht zuverlässig abzuschätzen, hängt die Entwicklung doch maßgeblich davon ab, auf welchem Niveau sich der Homeoffice-Anteil einpendeln wird. Entsprechend schwierig sieht es mit der Bedarfseinschätzung aus. Denn einerseits steht dem Minderbedarf bei klassischen Arbeitsplätzen im Büro ein höherer Bedarf bei Homeoffice-Ausstattungen gegenüber. Andererseits bedeutet mehr Homeoffice, dass während der Präsenztage die Kommunikation im Vordergrund stehen wird. „So könnte ein mehr an Homeoffice während der kommenden fünf Jahre sogar zu einem erhöhten Ausstattungsbedarf in den Büros führen,“ hält Barbara Schwaibold, Industrieverband Büro und Arbeitswelt e. V. (IBA) für möglich.
Durch die Corona-Pandemie sind konkrete Vorhersagen über die zukünftige Entwicklung schwierig geworden. Denn gängige und gelernte Vorhersagemodelle greifen nicht mehr, Planungen erfolgen mit großer Vorsicht, da die Vorausschau auf die längerfristigen Marktentwicklungen mit einem Rückblick auf die Vergangenheit beginnt.