Dieser Sommer hat alle Sonnenhungrige so richtig verwöhnt. Ob am Strand der Ost- oder Nordsee oder am Baggersee: viele Wochen konnte so richtig der Sommer genossen werden. Doch wo Sonne ist, ist auch Schatten. Ohne Regen trocknete der Boden richtig aus. Die folgen hat luckx – das magazin recherchiert.
Ausgetrockneter Boden
Wer über Stock und Stein, durch Feld, Wald und Wiesen seine Joggingrunde dreht, kommt mit völlig verstaubten Füßen nach Hause. Doch der Staub lässt sich ja mit dem Wasser aus der Leitung abspülen. Nicht so einfache Möglichkeiten hat die Natur. Der fehlende Regen lässt Pflanzen verkümmern, Tiere verdursten und Ernteerträge deutlich reduzieren. Dazu kommt weiterhin die hohe Nitratbelastung durch den Gülleeintrag auf Niedersachsens Felder.
Wir sollten uns dabei nicht von Horrorszenarien einschüchtern lassen. Denn wir selbst haben es in der Hand und können immer noch viele Dinge beeinflussen. Zwar zeigt die aktuelle Hitzewelle was bei zunehmender Trockenheit in Europa alles passieren kann wie geringere Ernteerträge, Wald- und Wiesenbrände oder ausgetrocknete Flüsse. Doch viele Menschen und Länder haben mit teilweise extremem Wassermangel zu kämpfen. Das soll nach Berechnungen des WWF um 50 Prozent bis 2050 in Europa zunehmen.
Vor allem das südliche Spanien, Griechenland und die Türkei, Regionen, die heute schon unter Trockenheit, leiden, werden weiter ausdörren. In diesen Ländern werden mehr als drei Viertel der Bevölkerung mit hoher bis extremer Wasserknappheit leben müssen. Die von Landwirtschaft und Tourismus abhängige Wirtschaft in den Mittelmeerländern ist existenziell in Gefahr. Rund 80 Prozent des Bruttoinlandproduktes dieser Länder wird in den wasserknappen Regionen erwirtschaftet.
Die Auswirkungen von Klimawandel und Wasserübernutzung bleiben nicht auf den Süden des Kontinents begrenzt. Johannes Schmiester, Wasserexperte des WWF Deutschland: „Die Risiken in Süd- und Südosteuropa werden uns über Preisschocks und Versorgungsengpässe bspw. beim Obst und Gemüse auch hierzulande treffen.“
Schäden
Rekordtemperaturen, versiegende Flüsse, häufigere große Waldbrände und dürrebedingte Ernteausfälle sind bereits eine massive Belastung für Mensch, Natur und Wirtschaft. Der WWF befürchtet, dass dies immer mehr zur Normalität werde. In Deutschland leben bereits jetzt 17 Prozent der Bevölkerung in Regionen mit einem „mittlerem Wasserknappheitsrisiko“. Die Analyse basiert auf dem so genannten WWF-Water Risk Filter und kombiniert Klima- und sozioökonomischen Szenarien. Dabei werden globale Datensätze zu Trockenheit, Übernutzung und Dürrewahrscheinlichkeit für die heutige Situation mit Szenarien bspw. des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) für die Zukunft fortgeschrieben.
Der WWF fordert, dass sich Europa besser auf die Folgen des klimabedingten Wassermangels vorbereiten müsse. Johannes Schmiester: „Neben der schnellstmöglichen Abkehr von fossilen Energien brauchen wir naturbasierte Lösungen zur Förderung des Wasserhaushalts in der Landschaft.“ Erforderlich seien ein besserer Schutz und die Renaturierung von Mooren, Füssen und Auen. Die Flächenversiegelung müsse gebremst und umgekehrt werden, damit Böden mehr Wasser aufnehmen können. Gesunde Flüsse seien der Schlüssel zum Aufbau von Widerstandsfähigkeit und zur Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels. Hier seien Bund und Länder gefordert.
Wirtschaftliche Folgen
Der WWF weist darüber hinaus auf die wirtschaftlichen Folgen des zunehmenden Wassermangels hin. Unternehmen und Investoren seien noch zu wenig für die Thematik sensibilisiert. Sie sollten die Wasserrisiken ihrer Wertschöpfung und Investments kennen und Maßnahmen zur Schonung von Wasserressourcen umsetzen, um ihre eigenen Wirtschaftsgrundlagen zu sichern.