Immer mehr Mitmenschen steigen aufs Rad. Sicherlich ist das einer der durch das Corona-Virus eingetretene Lebensveränderung. Ob zur Arbeit, in der Freizeit oder sogar auf Reisen, das Rad bekommt einen neuen Stellenwert in unserer Gesellschaft. Und der Fahrradmarkt boomt. Anscheinend ist das nicht nur auf die Pandemie zurückzuführen. In Deutschland erzielte die Branche laut Verband ZIV 2020 einen Umsatz von über sechs Milliarden Euro, dies bedeutet einen Zuwachs von 61 Prozent. Jedes dritte verkaufte Fahrrad ist mittlerweile ein E-Bike beziehungsweise ein Pedelec. Dabei legen die Kunden sowohl auf Qualität als auch auf Nachhaltigkeit wert. Höchste Zeit also, einen Blick auf die Öko-Bilanz des E-Bike zu werfen und zu ermitteln, welche Variante die Umweltschonendste ist. Luckx – das magazin hat recherchiert.
Umweltverträglichkeit
In Sachen Fortbewegung ist nur der Gang zu Fuß oder der Griff zum herkömmlichen Fahrrad umweltverträglicher als die Nutzung eines E-Bikes. Letztere schneiden laut einer Studie des Institutes für Energie und Umweltforschung in Heidelberg (IFEU) sogar besser ab als öffentliche Verkehrsmittel. Die Klimawirkungen von Pedelecs fallen etwa fünfmal niedriger aus jene der „Öffis“. Auch gegen das E-Auto kann das E-Bike ökologisch bestehen. Wird die Akku-Produktion mit berechnet, liegt der CO2-Ausstoß bei einem E-Bike pro gefahrenem Kilometer zwischen 7 und 7,8 Gramm. Einem Vergleich der Vrije Universiteit Brüssel zufolge kommt das E-Auto auf einen Wert, der 15-mal so hoch liegt. Ein Dieselmotor stößt übrigens 28-mal so viel CO2 aus. Anders ausgedrückt: Für eine Strecke von zehn Kilometern benötigt ein E-Rad nur etwa so viel Energie, die nötig wäre, um 0,7 Liter Wasser bei Raumtemperatur zum Kochen zu bringen.
Und dennoch: Nicht erst seitdem Tausende von mietbaren E-Scootern in den Städten unterwegs sind und umgekippt auf den Bürgersteigen liegen, ist die Frage, wie ökologisch und nachhaltig die Produktion eines elektrisch angetriebenen Fortbewegungsmittels wirklich ist. Die Antwort in Bezug auf das E-Bike lautet: Über 345 Kilogramm CO2 werden bei der Neuproduktion eines E-Bikes ausgestoßen. Dies liegt nicht zuletzt an langen Transportwegen der einzelnen Komponenten aus Fernost.
Problem: Akku
Die ökologische Achillesferse des E-Bikes ist der Lithium-Ionen-Akku, an dem es derzeit jedoch kein Vorbeikommen gibt. Auch die hierfür notwendigen wertvollen Metalle, darunter der Rohstoff Kobalt, kommen aus dem Ausland. An dieser Stelle ist die Forschung schlicht noch nicht soweit, dass umweltschonende Lösungen marktreif sind. Ein weiterer heikler Punkt ist die Entsorgung der Akkus, denn es gibt immer wieder Recycler, die bei den vorgegebenen Richtlinien tricksen.
Nicht umsonst rät das Umwelt-Bundesamt beim Kauf auf Langlebigkeit und das sachgerechte Entsorgen des Akkus zu achten sowie auf eine möglichst lange Garantiezeit. Auch die richtige Entsorgung des restlichen E-Bikes wird angemahnt.
Die ökologischste E-Bike-Variante
Die gute Nachricht: E-Biker können mit wenigen Maßnahmen, ihr absolutes Traum-E-Bike erhalten und sich gleichzeitig besonders nachhaltig fortbewegen. Bereits über die Hälfte des CO2-Ausstoßes kann ein E-Bike-Käufer verhindern, wenn er ein Produkt „Made in Germany“ erwirbt. Eine weitere Methode, unnötig Ressourcen zu verbrauchen und sich gleichzeitig das ultimative E-Bike zu erstellen, ist die Nutzung eines Nachrüstantriebs. Ein solcher besteht meist aus einem Motor, einem Akku, einer Tretkurbel sowie dem Ladegerät.
Tatsächlich ist das Angebot von hochwertigen Nachrüstantrieben überschaubar. Marktführer Pendix etwa bezieht die Rohstoffe für die in die in Zwickau produzierten Nachrüstantriebe zu 85 Prozent aus Deutschland und anderen EU-Ländern. Laut Thomas Herzog endet für Pendix die Verantwortung für die Rohstoffe nicht mit dem Verkauf. Daher bietet der Marktführer auch ein Tauschprogramm für alte Akkus an: „Jeder Käufer kann seinen alten Akku bei Pendix abgeben, erhält einen Gutschein für einen neuen, und im Verbund mit anderen ausrangierten wird der alte dann an anderer Stelle als Energiequelle genutzt und erst, wenn er maximal ausgeschöpft ist, sachgerecht recycelt.“ So können Kunden nicht nur ihr Rad behalten, sondern tragen auch zu einem System bei, das einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft sehr nahekommt.