Camperleben

Reisen war schon immer ein Privileg der Reichen. Denn sie konnten sich ihr tägliches Leben so einteilen, wie sie es mochten. Erst mit der Einführung des gesetzlichen Urlaubsanspruch nach dem ersten Weltkrieg konnten sich auch Normalbürger Urlaub leisten. So entstand Camping Anfang des 20. Jahrhunderts; die Urlaubsform der armen Bürger. Luckx – das magazin schaut zurück in die Vergangenheit und was die Zukunft zu bieten hat.

Reisebedingungen

So nach und nach entwickelten sich die Urlaubsmöglichkeiten. Waren es am Anfang die baumwollenen Zeltplanen, die Urlaub ermöglichten, so entstanden später private Unterkünfte. Da war es nicht selten, dass die Familie zusammenrückte und die Kinderzimmer an Gäste vermietet wurden. Die Sommerfrische war geboren. In der guten Stube wurden sie nach Hausfrauenart bekocht, der Garten diente mit Liegestühlen der Erholung.

In den 60er Jahren ging es dann über die Alpen Richtung „Bella Italia“ oder in eines der anderen Nachbarländer. Grenzkontrollen, Wartezeiten, Geld tauschen machte dieses Reisen eher beschwerlich als erholsam. Doch das merkten die deutschen Touristen erst im Generationenvergleich. Erst viel später kam dann der Flugtourismus dazu.

Heute sind wir wieder einmal von Reisebeschränkungen und Beherbergungsverboten gebeutelt. Corona lässt grüßen. Um der Ansteckungsgefahr zu entgehen, boomt Camping-Urlaub in Deutschland und Europa. Schließlich kann man so tun und lassen, was man möchte, genießt die Unabhängigkeit und große Freiheit. So die Theorie. Allerdings gibt es wichtige Regeln, damit heutiger Campingurlaub zum Genuß wird.

Reisegefährte

Deutschland ist der Boommarkt für Campingfahrzeuge schlechthin. Im Vergleich zu 2019 wurden in 2020 rund 45 Prozent mehr Reisemobile auf die Straße gebracht. Das war nicht in ganz Europa so. In vielen Märkten wurden deutliche Verluste verzeichnet. Die Pandemie hat halt unterschiedlich zugeschlagen. Wer mehr über Campervan, Wohnmobil, Bus oder Wohnwagen wissen möchte, sollte den Düsseldorfer Caravan-Salon Ende August 2021 im Terminkalender markieren. Dort werden sowohl Fahrzeuge im Einstiegssegment als auch Luxusmobile zu sehen sein. Für jeden Geschmack und Geldbeutel ist etwas dabei.

Das zeigt auch, dass die Zeiten, in denen Camping-Urlaub als spießig oder angestaubt galt, vorbei sind. Vanlife ist das neue Zauberwort beim Campen mit weitverzweigten Wurzeln: Social-Media-Posts von romantisch beleuchteten Campern im Vordergrund, im Hintergrund die Wildnis, öffentlich geführte Wohnraum-Debatten und Minimalismus-Bewegung. Die Corona-Pandemie hat diese Trends noch dazu beschleunigt. Seit Reisebeschränkungen und Beherbergungsverbote gelten und die Urlaubsplanung schwieriger machen, findet Campingurlaub in Europa besonderen Anklang. Schließlich ist man so flexibler.

Damit sich die gelebte grenzenlose Freiheit nicht mit dem Urlaubsfrieden der Mitcamper beißt, nicht Anwohner oder Umweltschützer gleichzeitig auf die Palme gebracht werden und die schönsten Plätze schön für alle bleiben, hilft es, wenn sich alle an ein paar einfache Regeln halten. Ob auf der Straße oder auf dem Stellplatz, mit diesen Regeln werden es harmonische Ferien.

Freundlichkeit

Alteingesessene Bulli-Fahrer kennen das: Ein kurzes Nicken, freundliches Lächeln oder kleines Handzeichen – man grüßt Gleichgesinnte auf der Straße. Das gilt für Fahrer seltener Fahrzeuge, branchenverwandte Berufsfahrer und auch Camper, die ihre Leidenschaft für die Sache verbindet. Dabei sollte zwar von wilder Lichthupe oder ausladenden Gesten abgesehen werden, damit andere Verkehrsteilnehmer nicht verwirrt werden. Freundlichkeit hat aber noch niemandem geschadet.

Und auch auf dem Platz gilt unaufgeregte Höflichkeit und man grüßt in der Regeln die Nachbarn. Die meisten Camper sind per Du und grundsätzlich sehr hilfsbereit. Das sollte natürlich auf Gegenseitigkeit beruhen. Wer sich nicht aus seinem Campingstuhl bewegt, während der Nachbar Hilfe beim Einparken gebrauchen könnte oder nicht mit dem Gestänge des Vorzelts klarkommt, braucht auch nicht damit rechnen, dass er sich beim aufziehenden Sturm Heringe leihen kann oder auch etwas Backpulver, wenn die Ameisen in der Wohnmobilküche einfallen.

Legal oder illegal

Einfach irgendwo stehen bleiben und übernachten, ob direkt am See oder mit Panoramablick über den Nationalpark – generell eine romantische Vorstellung, aber meistens nicht die beste Idee. In Europa ist Wildcampen bzw. Freistehen weitestgehend verboten. Zwar haben die verschiedenen Länder alle eigene gesetzliche Regelungen, aber oftmals kann die Übernachtung abseits von ausgewiesenen Stell- und Campingplätzen Wildcamper teuer zu stehen kommen. Im Allgemeinen gilt, dass man sich immer über die Regeln im Land oder der Region schlau machen sollte.

In Deutschland gibt es etwa das Recht auf einmaliges Übernachten zur Herstellung der Fahrtüchtigkeit. Das bedeutet jedoch, dass alle Camping-Verhaltensweisen vermieden werden müssen. Keinesfalls darf der Anschein erweckt werden, man habe sich häuslich eingerichtet. Das bedeutet, Auffahrkeile, Tisch und Stühle, Markise oder auch eine Wäscheleine haben draußen nichts verloren.

Zum Glück gibt es hilfreiche Tools, die die Auswahl eines geeigneten Schlafplatzes erleichtern. Aber Vorsicht: Manche Apps listen Spots, an denen Campen nicht offiziell erlaubt ist. Also am besten auf das eigene Urteil verlassen, Schilder beachten, im Zweifelsfall eher zurückhalten und den nächsten Campingplatz ansteuern.

Ein Gedanke zu „Camperleben

Kommentare sind geschlossen.