Unaufmerksam

Zuerst ist es nur eine kleine Unaufmerksamkeit. Doch dann fallen die Augen zu. Nur für eine Sekunde? Doch was in dieser einen Sekunde beim Autofahren passieren kann, können sich nur wenige Autofahrer vorstellen, wie luckx – das magazin recherchierte.

Unfälle

Glücklicherweise nimmt die Anzahl der Unfälle mit Personenschäden außerhalb von Ortschaften seit Jahren ab. Doch immer wieder kommt es zu dramatischen Situationen, wenn Autofahrer und Autofahrerinnen kurzzeitig einnicken. Wer verstehen will, warum dies so ist, muss die Ursachen kennen. Eine erhöhte Müdigkeit im Winter hat grundsätzlich einen erklärbaren Ursprung. Durch kürzere und weniger sonnige Tage sowie eine geringere Lichtintensität bildet der Körper in den dunklen Monaten des Jahres weniger Serotonin. Ein geringerer Bestand kann zu vermehrter Müdigkeit und betrübter Stimmung führen. Zusätzlich verfügt der Körper durch weniger Zeit in der Sonne über eine reduzierte Zufuhr von Vitamin D. Das „Sonnenvitamin“ ist für die Stärkung des Immunsystems verantwortlich und beugt der Lethargie vor – einer Bewusstseinsstörung, die mit Schläfrigkeit und einer erhöhten Reizschwelle einhergeht. Zusätzlich haben Menschen im Winter ein höheres Schlafbedürfnis. „Wir gehen früher ins Bett und schlafen länger“, berichtet Dr. Hans-Günter Weeß, Teil des Vorstands der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin. Dies sei zwar zunächst einmal nicht schlecht und tue dem menschlichen Organismus gut, kann aber nichtsdestotrotz zu Müdigkeit führen.

Müdigkeit am Steuer

Bestimmte Anzeichen sollten beim Fahren dazu führen, sofort am nächstgelegenen Rastplatz anzuhalten. Die Alarmglocken schrillen, wenn: Schwierigkeiten bestehen, die Spur zu halten, das Gefühl aufkommt, die Straße würde sich verengen, der Blick nur noch starr auf die Fahrbahn gerichtet ist, die letzten Kilometer ohne Erinnerung bleiben oder ein Straßenschild übersehen und die Ausfahrt verpasst wurden. Auch brennende Augen, unscharfes Sehen, vermehrtes Gähnen oder zunehmendes Frösteln können Warnsignale sein, eine Pause einzulegen oder die Fahrt vorzeitig zu beenden. Neuere Autos sind häufig mit fortschrittlicher Technik und Sensoren ausgestattet, die die Müdigkeit des Fahrenden erkennen sollen. Verschiedene Fahrassistenz-Systeme, wie der Lenk- und Spurführungsassistent oder der Seitenkollisionsschutz, schlagen Alarm, wenn sie ein unnatürliches Fahrverhalten bemerken. Trotzdem ist die sicherste Verhaltensweise bei aufkommender Müdigkeit eine Pause an der frischen Luft oder das Beenden der Fahrt.

Ein kurzer Moment kann gravierende Folgen haben: Sekundenschlaf ist ein bekanntes Risiko bei Übermüdung am Steuer. Doch auch, wenn er nicht eintritt, kann Müdigkeit bei der Autofahrt zur Gefahr werden. Das Umfeld wird langsamer und unzureichend wahrgenommen und auch die Reaktionen auf äußere Einflüsse verzögern sich. Zusätzlich sorgt vermehrt trübes Wetter häufig für trübe Stimmung. Aber aufgepasst: Wenn die Gedanken kreisen und Grübeln auf der Tagesordnung steht, sollten die Alarmglocken schrillen.

Was hilft gegen zufallende Augen?

Wie lässt sich der Müdigkeit trotzen? Während der Fahrt ist das beste Mittel gegen Schläfrigkeit, eine Pause einzulegen. Nur ein paar Minuten an der frischen Luft – sei es ein kurzer Spaziergang über den Rastplatz oder wenige leichte Gymnastikübungen – bringen den Kreislauf wieder in Schwung. Denn Bewegung transportiert Sauerstoff ins Blut und steigert so die Konzentration. Falls gerade keine Haltemöglichkeit in Sicht ist, hilft es, das Fenster zu öffnen und tief durchzuatmen. Die Wirkung kann jedoch von kurzer Dauer sein, weshalb es sich empfiehlt, rund alle zwei Stunden eine Pause einzulegen. Generell kann es hilfreich sein, die Fahrtzeiten an biologische Tiefpunkte des Körpers anzupassen. Sowohl zwischen zwei und fünf Uhr morgens als auch zwischen 13 und 15 Uhr am Nachmittag befindet sich der Körper mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit im Tief. Wenn möglich, sollte auf Fahrten zu diesen Uhrzeiten verzichtet werden. Ein weiterer Tipp gegen zufallende Augen: ein anregendes Gespräch. Ganz egal, ob mit der Person auf dem Beifahrersitz oder als Zuhörerin oder Zuhörer eines spannenden Hörbuches sowie Podcasts – Spannung und konzentriertes Zuhören wirken der Müdigkeit entgegen. Wenn eine Beifahrerin oder ein Beifahrer im Auto ist, empfiehlt es sich zudem, die Strecke aufzuteilen, und bei den kleinsten Hinweisen auf Müdigkeit einen Fahrerwechsel einzulegen.

Schlafen hilft

Zur Vorbeugung von Übermüdung und Schläfrigkeit hilft: schlafen. Der Einfluss ist gravierend. Eine lange Autofahrt nach viel Stress und einer Nacht mit wenig Schlaf kann nicht nur die Fahrerinnen und Fahrer selbst, sondern auch alle anderen Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer gefährden. Bei einem typischen Winterblues kurbeln sportliche Aktivitäten am Morgen das Herz-Kreislauf-System schon vor der Fahrt an und lassen der Müdigkeit keine Chance. Auch das natürliche Licht ist nicht zu unterschätzen – und das trotz Wolken. Wer bei kalten Temperaturen ungern das Haus verlässt, kann sich die Sonne in die eigenen vier Wände holen. Tageslichtlampen imitieren das Sonnenlicht und unterdrücken schon ab einer halben Stunde Nutzung die Produktion von Melatonin, dem Schlafhormon. Auch das Hunger- und Sättigungsgefühl sind von Bedeutung. Die richtige Ernährung ist nicht nur gesund, sondern hilft gegen Ermüdung. Sowohl zu viel als auch zu wenig Essen vor der Fahrt können sich möglicherweise negativ auf die Leistungsfähigkeit auswirken. Eine leichte Kost mit Gemüse und ausreichend Vitamin D versorgt den Körper mit Energie und ist dabei gesund. Als Snack zwischendurch eignen sich ebenfalls gesunde Varianten, denn zum Beispiel Zucker entfaltet zwar schnell seine Wirkung, lässt einen aber genauso schnell wieder in ein Tief sinken. Und nicht vergessen: Es sollten immer ausreichend Getränke an Bord sein – am besten Wasser.