Haben wir schon eine Wünsch-Dir-Was-Arbeitswelt? Manch junge Absolventen haben die Zeichen der Zeit noch nicht passend interpretiert. Denn vor dem Millionen-Einkommen ist immer noch „etwas Arbeit“ zu leisten. Und damit das auch bis ins hohe Alter gelingt, ist die Gesundheit wichtig, wie luckx – das magazin meint.
Gesund bleiben und Leistung erbringen?
Auch wenn es vielleicht nach „Ausbeutung der Mitarbeiter“ klingt: doch nur gesunde Mitarbeiter können den täglichen Arbeitsanfall erledigen. Das ist natürlich nur die eine Seite der Medaille. Denn wenn der Mitarbeiter aufgrund der Arbeitsbelastung ausfällt, kann er die anfallende Arbeit nicht erledigen und langfristig führt das zu Folgeschäden. Damit ist beiden nicht genützt. Denn dann kann der Mitarbeiter weder seiner Arbeit nachgehen und seinen Lebensunterhalt finanzieren noch ein normales Leben leben. So ist es im beiderseitigen Interesse, dass Arbeit nicht krank macht.
Doch manche Arbeiten sind aufgrund der Umstände mit körperlichen Belastungen verbunden. Diese müssen dann dringend – entweder durch eine Veränderung der Arbeitssituation zu beseitigen oder bestimmte Übungen auszugleichen. Und hier kann das betriebliche Gesundheitsmanagement eingreifen. Doch in den meisten Firmen wird zu wenig getan, damit die Belegschaft gesund bleibt. Mehr Bewegung am Arbeitsplatz könnte die Lösung sein. Überzeugende Konzepte dafür gibt es bereits.
Auch Mitarbeiter müssen sich engagieren
Es ist mal wieder spät geworden bei der Arbeit. Draußen ist es stockfinster und verdammt frisch. Jetzt noch joggen? Lieber nicht. Ermattet lässt man sich aufs Sofa fallen und greift nach der Fernbedienung. Der innere Schweinehund ging als Sieger vom Platz und alle guten Vorsätzen wurden zunichtegemacht. Doch der Schlendrian ist gefährlich: Bewegungsmangel macht Körper und Seele schwer zu schaffen. Aber wir lassen uns davon nicht beeindrucken und sitzen, sitzen und sitzen. Nach Schätzungen verbringen etwa Büroarbeiter 80.000 Stunden ihres Berufslebens auf dem Hinterteil. So warnt Sportwissenschaftler Ingo Froböse: „Wenn Sie acht Stunden lang sitzen, haben Sie alles im Koma liegen, den gesamten Körper“.
Was tun? Bewegung muss zurück in den Alltag und an den Arbeitsplatz. Nicht zuletzt, weil wir zukünftig bis 67 oder vielleicht sogar bis zum 70. Lebensjahr arbeiten und für die Dauer des gesamten Berufslebens fit bleiben müssen. Doch das gilt nicht nur für das Arbeitsleben. Denn auch danach sollte diese Lebenszeit zum Genuss und nicht zur Last werden. Diese Erkenntnis setzt sich allerdings nur zögerlich durch, Betriebssport fristet ein Schattendasein. Manche Firmen und Unternehmen aber bieten bereits Präventions- und Fitnessangebote an und haben Konzepte für das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) entwickelt.
Gute Beispiele
Vorbildlich ist das Engagement der OKE Group in Hörstel bei Osnabrück. Das Unternehmen beschäftigt zwei Sportwissenschaftler, die sich um Gesundheit und Fitness der 400 Mitarbeiter kümmern und Kurse von Aerobic über Nordic Walking und Rückenübungen bis Zumba anleiten. Im firmeneigenen Fitnessstudio mit den großzügigen Panoramafenstern stehen Indoor-Fahrräder, Hantelbänke, Crosstrainer und Laufbänder. Wer Gewichte stemmen, laufen oder radeln möchte, kann das jederzeit tun.
„Wir arbeiten auf Basis von Vertrauensarbeitszeiten. Wir stellen unseren Mitarbeitern frei, wann sie arbeiten und wann sie sich bewegen wollen. Entscheidend ist, dass jeder seinen Job schafft“, erklärt Gesundheitsmanager Frank Potthoff. Zweimal die Woche kommt zusätzlich ein Physiotherapeut in die Firma und lockert verspannte Muskeln, ein Betriebsarzt erstellt Belastungs-EKGs und prüft auf Wunsch Blutwerte.
Mit Erfolg: 90 Prozent der Mitarbeiter nutzen „irgendetwas aus unserem Angebot zur Gesundheitsförderung“, so Potthoff. Der Krankenstand ist deutlich gesunken. Um träge Mitarbeiter aus dem Bürostuhl zu locken, arbeitet man mit einem Bonussystem. Für einen überdurchschnittlich guten Fitnesstest etwa bekommt man 100 Euro.
Wie lassen sich Arbeitsplätze gestalten, die auch für ältere Arbeitnehmer noch angenehm und effektiv zu nutzen sind? Da kann GERT weiterhelfen. Bei Siemens im bayerischen Kemnath schlüpft Stefan Sikorsky regelmäßig in den gerontologischen Testanzug, um genau das herauszufinden.
Eigentlich ist Sikorsky erst 27 Jahre alt, aber GERT lässt ihn in Minutenschnelle um 30 Jahre altern: Zusatzgewichte und Bandagen sorgen für eine stärkere Belastung, Überschuhe und Handschuhe simulieren gealterte Gelenke, Spezialbrillen und Kopfhörer schränken das Sehen und Hören ein. Die mithilfe von GERT gewonnen Erkenntnisse („Man wird schneller müde, das Gesichtsfeld ist eingeschränkt, Arme, Beine und Hals sind nicht mehr so beweglich.“) fließen in die Gestaltung eines altersgerechten Arbeitsplatzes ein.
Fitnesstrainer am Arbeitsplatz
Um zwischen stehen und sitzen wechseln zu können, ist dieser höhenverstellbar und individuell anpassbar. Da sich der Sichtbereich im Alter einschränkt, darf der Arbeitsplatz zudem nicht breiter als 1,50 Meter sein.
Wer lange fit und beweglich bleiben möchte, kann in Kemnath auch vorbeugend aktiv werden: In die Produktionsbereiche sind Bewegungsinseln integriert. Hier trainieren Mitarbeiter an Spezialgeräten ihre Nacken-, Schulter- und Rückenmuskulatur, Fitnesstrainer übernehmen Einweisung und Beratung.
Außerdem gibt es Betriebssportgruppen und 20 Scouts, die das Thema „betriebliches Gesundheitsmanagement im Unternehmen konsequent vorantreiben“, so eine Sprecherin der Unternehmenskommunikation. Fortsetzung.
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