Zu wenig Urlaubstage

An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an die chinesische Regierung für die Verbreitung des Corona-Virus. Denn nun ist uns allen bewusst geworden, wie wichtig Erholung und Urlaub ist, meint luckx – das magazin.

Urlaubsmangel

Auch haben wir unsere Lebenskonzepte überdenken und verändern können. Nach Homeoffice, Homeschooling, Remote Work steht nun die Vier-Tage-Woche an. Zwar liegen schon die ersten Studienergebnis vor, die aufzeigen, dass trotz einen Arbeitstag weniger ähnlich Leistungsergebnisse zu erwarten sind. Diskutiert wird, ob dann auch der gleiche Lohn wie bei einer Fünf-Tage-Woche gezahlt wird. Und was ist dann mit den Urlaubstagen? Werden die reduziert?

Jedenfalls ist auch nach der Pandemie das Gefühl des Urlaubsmangels bei den Deutschen groß. 70 Prozent der Bundesbürger empfinden ihre arbeitsfreie Erholungszeit als nicht ausreichend. Das geht aus der neuen Vacation Deprivation-Studie des Online-Reisebüros Expedia hervor, die jährlich die Urlaubsgewohnheiten von Arbeitnehmenden weltweit untersucht. Dabei stehen den deutschen Beschäftigten jedes Jahr im Schnitt 28,3 Urlaubstage zur Verfügung. Doch die Nettozeit, die für Reisen, Urlaub und Erholung bleibt, ist deutlich geringer.

Jeder zehnte Arbeitnehmer in Deutschland war der Umfrage zufolge so stark eingespannt, dass einige Urlaubstage einfach nicht genommen werden konnten. Vier Urlaubstage blieben 2022 im Bundesdurchschnitt ungenutzt. In den vergangenen fünf Jahren gab es keine größere Diskrepanz zwischen erhaltenen und genommenen Urlaubstagen.

Arbeitskräftemangel

56 Prozent der Befragten bestätigen, dass die Urlaubsplanung vor allem aufgrund des aktuellen Arbeitskräftemangels zunehmend zu einer Herausforderung wird. 20 Prozent empfinden ihren Arbeitsplatz als personell unterbesetzt, 26 Prozent sprechen von einem Arbeitskräftemangel in ihrer Branche. Auch die Zeit zwischen zwei Urlauben wird tendenziell länger: Während in der Studie aus dem Vorjahr nur 30 Prozent angaben, dass sie maximal alle sechs Monate Urlaub nehmen, sind es in der aktuellen Studie bereits 41 Prozent.

Im Schnitt 5,6 Tage – das sind knapp 20 Prozent des durchschnittlichen Jahresurlaubs – gehen zudem für private Termine, Pflichten und Projekte wie die Pflege von Angehörigen, Arztbesuche oder den Hausbau drauf. Besonders viel ihrer freien Zeit investieren Eltern: 58 Prozent nutzen allein mindestens drei ihrer Urlaubstage, um die Kinder im Fall von Krankheit oder Schul- bzw. Kindergartenschließungen zu betreuen.

Die im Schnitt 18,3 verbleibenden Urlaubstage werden von Deutschen vor allem für Urlaubsreisen genutzt. So haben nur 24 Prozent ihren letzten Urlaub „auf Balkonien” verbracht. Mehr als drei Viertel sind verreist, 29 Prozent sogar international. Doch bekanntermaßen ist eine Abwechslung vom Alltag auch für die Arbeitsmoral gut. So haben die Befragten nach einer Urlaubsreise generell eine positivere Einstellung zum Job zu, 77 Prozent fühlen sich motivierter.

Vier-Tage-Woche stößt auf großes Interesse

Da ist es auch nicht überraschend, dass 62 Prozent bei Aussicht auf mehr Urlaubstage einen Jobwechsel in Betracht ziehen würden. Für Arbeitgeber, die auf der Suche nach neuen Mitarbeitenden sind, könnte zukünftig auch die Vier-Tage-Woche eine wichtige Rolle spielen. Vier von fünf Arbeitnehmern in Deutschland zeigen großes Interesse an dem neuen Arbeitszeitmodell. 24 Prozent würden die dadurch gewonnene Zeit für weitere Urlaubsreisen nutzen, 35 Prozent würden an den zusätzlich freien Tagen ihren privaten Terminen nachgehen – um den Urlaub dann tatsächlich für das zu nutzen, wofür er gedacht ist: Erholung und Abwechslung vom Arbeitsalltag.

So ist der Wunsch nach Urlaubsreisen weiterhin groß. Nur 9 Prozent geben an, dass sie aufgrund der wirtschaftlichen Lage dieses Jahr weniger Urlaub machen möchten. Der Großteil (82%) plant genauso viele oder sogar mehr Reisen zu unternehmen als im vergangenen Jahr.

Eine zunehmende Herausforderung stellt jedoch teilweise das große Urlaubsangebot dar. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (57%) sieht sich dem Recherche- und Planungsaufwand, den eine Reisebuchung erfordert, nicht gewachsen. 56 Prozent fühlen sich durch den Zwang, ein gutes Angebot zu finden, zusätzlich gestresst.

Die Vacation Deprivation-Studie von Expedia untersucht jährlich seit dem Jahr 2000 die Urlaubsgewohnheiten und Work-Life-Balance von Arbeitnehmer weltweit. Die aktuelle Umfrage wurde unter 14.527 Befragten in 16 Ländern in Nordamerika, in Europa und im asiatisch-pazifischen Raum vom 9. Februar bis 3. März 2023 von Northstar Research Partners im Auftrag von Expedia durchgeführt. In Deutschland wurden 1.002 Erwachsene befragt. „Vacation Deprivation” bedeutet auf Deutsch so viel wie „Urlaubsmangel” oder „Urlaubsentzug” und beschreibt das Gefühl von Unzufriedenheit und Stress, das Menschen empfinden können, wenn sie zu wenig Urlaub haben oder nicht in der Lage sind, Urlaub zu nehmen.