Wasserstoff für die Energiewende

Bisher liegt kein schlüssiges Konzept vor, wie die Energiewende ohne Wasserstoff gelingen kann. Allein vom Transport, von der Speicherung und vom Befüllen der Fahrzeugtanks führt kein Weg an Wasserstoff vorbei, wie luckx – das magazin recherchierte.

Infrastruktur

Um alle bisher schon im Markt vorhandenen Elektro-PKW zu „betanken“, reichen die jetzigen Ladestationen nicht aus. Denn so ein Ladevorgang dauert je nach Kapazität der Ladestation und der Verträglichkeit der Batterie zwischen einer und 8 Stunden. Auch für den Ausbau der Ladeinfrastruktur sind höhere Leitungsquerschnitte erforderlich. Und diese müssen erst noch verlegt werden. Denn aktuell ist in vielen älteren Häusern ja nicht einmal der Anschluss eines Elektro-Durchlauferhitzers von 18 kw zum Erwärmen von Wasser möglich. Das spielen die Stromversorger nicht mit und untersagen den Einbau.

Das trifft natürlich auch für den ÖPNV zu. Zu viel Elektrobusse können nicht gleichzeitig geladen werden. Und wenn, dann nur über Nacht. Doch dafür steht aktuell nur Strom aus Kohle-, Gas- und Ölkraftwerken bereit. Und wenn genug Wind bläst, auch nachhaltig erzeugter Strom. Selbstverständlich kann mit Photovoltaik- und Windkraftwerken nachhaltig und günstig Strom erzeugt werden. Doch dieser ist meist nur ausreichend in den Mittagsstunden verfügbar, weil die meisten Erzeuger ihre Kollektoren auf die hochertragsfähige südliche Richtung installiert haben. Doch dann sind alle Busse und PKW im Straßenverkehr unterwegs. So müssen bei dem dann häufig vorhandenen Überangebot an Strom trotz abgeschalteter Atomkraftwerke weiterhin Windkraftanlagen vom Netz genommen werden. Denn bisher fehlen umweltverträgliche Speichermöglichkeiten. So benötigen Batterien heute nicht nur seltene Rohstoffen, sondern auch die Herstellung und Entsorgung ist nicht umweltgerecht. Was bleibt, ist trotz vergleichsweise höhere Verluste die Energiespeicherung mit Wasserstoff.

Fernverkehr

Mercedes und viele weitere Anbieter von Transportlösungen fahren im wahrsten Sinne des Wortes mehrgleisig. Auf der einen Seite werden zum Beispiel kommunale Fahrzeuge zur Müllentsorgung mit Elektroantrieb ausgestattet. Doch daneben gibt es Fernverkehrs-LKW mit Elektro- und Wasserstoffantrieb. Wobei letzterer leider nur eine Krücke darstellt. Denn aus dem Wasserstoff wird mit einer Brennstoffzelle Strom produziert, was zu deutlich höheren Energieverlusten führt. Auch im Reisebus wird weiter auf den Elektroantrieb gesetzt. So teilte MAN in einem Pressegespräch mit, dass sie in ihren Reisebussen den E-Antrieb ausschließlich einsetzen werden. Bei den aktuell vorhandenen Reichweiten von 200 bis 300 Kilometer müssen Reisebusse alle 2 bis 3 Stunden eine mehrstündige Pause zum Nachladen einlegen. Doch ws machen dann die Reisenden während dieser Zeit? Dazu hat die österreichische Mautgesellschaft AsfinAG schon die passende Lösung parat: Die Parkplätze werden ausgebaut. Aber nicht mit schicken Restaurants oder Aufenthalts- sowie Unterhaltungsmöglichkeiten. Nein, gedacht sind dabei an Automaten für Kaffee und weitere Getränke. Vielleicht sollten die Ideengeber noch einmal in sich gehen oder eine Mehrtagestour, am besten im Winter, auf den österreichischen Autobahnen unternehmen. Bei solchem Erfindungsreichtum bleibt leider nur Sarkasmus übrig. Oder: Warum sollten die Mautbetreiber an den Nutzer denken? Es reicht doch, wenn er ordentlich Maut bezahlt, die dann auch noch wegen der hohen Investitionen in die Stromtrassen und Automaten erhöht werden muss.

Ach ja, wer darf dann zuerst den Stecker benutzen: Der E-PKW-Fahrer, der den doppelten Preis bezahlt, oder der Bus, der mit 45 Passagieren erheblich mehr zur Energiewende beitragen könnte?

Wasserstoffantrieb

Dabei gibt es Lösungen, die den Wasserstoff direkt in einem optimierten Dieselmotor verbrennen lässt (siehe hier). Deutlicher Vorteil ist, dass die vorhandene Motortechnologie und darüber hinaus Wasserstoff von einem geringeren Reinheitsgrad verwendet werden kann. Das spart Entwicklungszeit und Ressourcen. Oder ist das zu einfach?

Natürlich brauchen wir dazu mehr Wasserstoff, als mit den Mittags abgeschalteten Windkraftanlagen produziert werden kann. Doch die ersten Großanlagen sind schon im Spanien in Betrieb oder kurz vor der Fertigstellung. Ebenfalls sind Abkommen mit Nordafrika beschlossene Sache, die den dort produzierten Wasserstoff per Pipeline bis nach Mitteleuropa pumpen. Bis zur Fertigstellung des fehlenden etwa 200 Kilometer langen Abschnitts durch Frankreich kann der Wasserstoff auch per Schiff in den norddeutschen Häfen anlanden. Die Anlagen sind schon in Betrieb oder werden gerade gebaut. Dazu zu mehr demnächst hier.

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