Schulden

Eigentlich ist es doch ganz einfach: Jeder kann nur soviel Geld ausgeben, wie er eingenommen hat. Doch warum gibt es immer wieder Menschen und Unternehmen, die nicht in der Lage sind, sich an diese einfache Regel zu halten. Luckx – das magazin hat nach Lösungen gesucht, wie finanzielle Engpässe gemeistert werden können.

Die schwäbische Hausfrau

Wahrscheinlich klingt bei vielen Leserinnen und Lesern immer noch der Satz der einstigen Bundeskanzlerin Angela Merkel im Ohr, wo sie von der Sparsamkeit der schwäbischen Hausfrau schwärmte. Dies sollte als Vorbild für persönliches als auch politisches Handeln dienen. Doch leider verfängt sich dieser Grundsatz nicht bei allen. Insbesondere dann nicht, wenn es in der Vergangenheit immer gut lief und genug Einnahmen in die Kasse gespült wurden. Wenn dann der Geld nicht mehr fließt, sondern nur noch tröpfelt, wird meist zu spät reagiert. Das sehen wir nicht nur bei vielen Menschen, sondern auch bei Unternehmen wie aktuell in der Immobilienbranche oder auch bei der Bundesregierung.

Bei den Privatpersonen steigen die Kosten des alltäglichen Lebens. Wohnen, Energiepreise, Lebensmittel lassen die Geldbörse schnell leeren. So waren aufgrund von Überschuldung in Deutschland in 2023 knapp sechs Millionen Menschen davon betroffen; rund 17.000 mehr als im Vorjahr. Zudem mussten insbesondere im Januar viele Versicherungen und andere jährlich anfallende Zahlungen bedient werden.

Ab wann gilt man als überschuldet?

Wer seinen täglichen Minimalbedarf nicht mehr finanzieren und seine Schulden dauerhaft nicht mehr tilgen kann, gilt als überschuldet. Das betrifft aktuell knapp 5,7 Millionen Menschen in Deutschland, wobei vor allem über 60-Jährige immer häufiger von Überschuldung betroffen sind. Zudem steigt auch die sogenannte weiche Überschuldung an. Damit sind anhaltende Zahlungsstörungen gemeint, von denen vor allem jüngere Menschen und Frauen betroffen sind.

Dringend ist zu raten, auf jeden Fall die Miete zu zahlen. Mietschulden können dazu führen, dass man schon nach zwei Monaten Mietrückstand vor die Tür gesetzt wird. Wer die Miete oder seine Nebenkosten nicht mehr vollständig bezahlen kann, hat die Möglichkeit, Wohngeld bei seiner Gemeinde zu beantragen. Auch Immobilienbesitzern, die selbst in ihrer Immobilie wohnen, steht dieser Weg offen. Der Anspruch auf Wohngeld kann auf der Seite des Bundesbauministeriums überprüft werden. Darüber hinaus kann ein frühzeitiges Gespräch mit dem Vermieter helfen, einen Weg zu finden, die Miete z. B. für einen begrenzten Zeitraum auszusetzen oder Teilzahlungen zu leisten. In diesem Fall dürfen Vermieter allerdings Verzugszinsen von fünf Prozent über dem jeweiligen Basiszinssatz verlangen, der seit dem 1. Januar 3,62 Prozent beträgt (Paragraf 288 Absatz 1 Satz 2 Bürgerliches Gesetzbuch).

Kein Strom, kein Telefon

Kosten für Energie, Wasser, Telefon oder Internet können sich schnell zu einem unüberwindbaren Berg anhäufen. Deshalb können Anbieter bei ausbleibenden Zahlungen den Hahn zudrehen bzw. die Leitung abklemmen. Daher gilt vor allem für Energie: Diese Kosten müssen unbedingt vorrangig bezahlt werden. Internet- und Telefonverträge können hingegen pausiert und möglicherweise mit Prepaid-Lösungen überbrückt werden.So dürfen Mobil- und Festnetzanschlüsse laut Telekommunikationsgesetz bereits ab Zahlungsrückständen von mindestens 100 Euro gesperrt werden. Diese Sperre muss allerdings zwei Wochen vorher angekündigt werden. Dabei gilt die Sperre nur für die Leitung, bei der ein Zahlungsverzug vorliegt. Wenn also der Mobilfunkanschluss nicht bezahlt wurde, darf der Festnetzanschluss beim gleichen Anbieter nicht gesperrt werden.

Ratenkredite und Versicherungen

Ob Immobilien- oder Konsumentenkredit: Wer seine Raten nicht mehr bedienen kann und mit mindestens zwei Raten in Rückstand gerät, muss damit rechnen, dass kostenpflichtige Mahnungen im Briefkasten liegen, ein Inkassobüro vorstellig wird oder das Kreditinstitut den Kredit kündigt und eine Zwangsvollstreckung einleitet. Wer keine Rücklagen hat, sollte das Gespräch mit der Bank suchen. So gibt es dabei diverse Möglichkeiten: Minderung oder Aussetzen der Kreditraten, Verlängerung der Laufzeit oder das Aussetzen einzelner Raten. Allerdings können diese Änderungen zu Mehrkosten führen.

Vor der übereilten Kündigung von Versicherungen wird meist abgeraten. Vor allem solche, die als Altersvorsorge gedacht sind, sollten um jeden Preis erhalten bleiben. Denn einige Policen können je nach Alter und Gesundheitszustand nicht mehr erneut abgeschlossen werden und zudem kostet die Kündigung der Verträge unter Umständen viel Geld. Auch Versicherungen bieten ihren Kunden an, Verträge für einen begrenzten Zeitraum ruhen zu lassen, Beiträge später nachzuzahlen oder zu reduzieren. Dabei kann es allerdings zu Leistungs- und Förderungskürzungen kommen. In einigen Fällen kann das Aussetzen von Zahlungen auch zu einer Unterbrechung des Versicherungsschutzes führen.

Schuldnerberatung

Wer in finanzielle Schieflage gerät, sollte sich möglichst frühzeitig Hilfe bei amtlich anerkannten Stellen suchen: Denn je eher eine seriöse Beratung stattfindet, desto mehr Wege gibt es, aus den Schulden herauszukommen. Dazu stehen in Deutschland rund 1.400 Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen zur Verfügung, die in Verbänden organisiert sind oder sich unter der Trägerschaft von Kommunen, Verbraucherzentralen oder Wohlfahrtsverbänden befinden. Die Beratung ist in der Regel kostenlos.

Finanzübersicht

Der erste Schritt, um einen Überblick über Einnahmen und Ausgaben zu behalten, ist ein Haushaltsbuch. Ob als herkömmliches Heftchen oder als App. So lassen sich von der Miete über Ausgaben für Lebensmittel und Kinobesuche bis hin zu Energiekosten oder Mitgliedsbeiträgen alle Kosten erfassen. Gleichzeitig werden alle Einnahmen notiert, angefangen vom Lohn bis hin zu Einnahmen beispielsweise durch Zinsen, Vermietungen oder auch durch Verkäufe auf Online-Portalen.

Bei dringenden Anschaffungen, die nicht aufzuschieben sind, sollte über gebrauchte Gegenstände nachgedacht werden. Das spart nicht nur Geld, sondern ist nachhaltig. So ist das Aufbereiten von elektronischen Geräten oder Möbeln, das sogenannte Refurbishen, mittlerweile gang und gäbe und spezielle Online-Händler bieten erstklassige Ware an.

Doch die beste Lösung ist: Immer genau zu überlegen, ob die Anschaffung oder das Vergnügen sein muss. Nur so können die Kosten im Griff bleiben.